Zwischen Mnemotechnik und Sammlungstheorie - Seminar für ...
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der Anordnung der Gemälde auf Ambras mit dem Bildarchiv Quicchebergs<br />
könnte von Interesse sein, kann aber hier nicht geleistet werden. Als weiterer,<br />
letzter Punkt der Übereinkunft beider Sammlungen ist die als wichtig erachtete<br />
Einrichtung von zur Sammlung gehörigen Werkstätten zu nennen. Sowohl<br />
Ferdinand II. als auch Albert V. <strong>und</strong> Quiccheberg in seinem Konzept binden die<br />
Werkstätten eng an die Sammlung.<br />
3.2 Die Sammlung Kaiser Rudolf II. in Prag<br />
Die Sammlung von Kaiser Rudolf II. (1552-1612) wurde in der bisherigen<br />
Forschung sehr unterschiedlich bewertet. Schlosser nannte diese Sammlung „bunt<br />
zusammengewürfelt“ 213 oder „unruhig <strong>und</strong> abenteuerlich“. 214 Das mag mit den<br />
Quellen Schlossers zusammenhängen, denn seine Ausführungen stützen sich auf<br />
Inventare, welche vor der Plünderung der Sammlung durch die Schweden<br />
„eilfertig“ 215 verfasst wurden. Das Schlosser offenbar unbekannte hier<br />
verwendete Inventar wurde „bald nach dem Zweiten Weltkrieg“ 216 entdeckt, 1947<br />
transkribiert <strong>und</strong> 1976 veröffentlicht. Es war noch zu Lebzeiten Kaiser Rudolf II.<br />
in den Jahren 1607-1611 von Daniel Fröschl 217 angefertigt worden. 218<br />
Von anno 1607. Verzaichnus, was in der Röm: Kay: May: Kunstcammer gef<strong>und</strong>en<br />
worden - nannte sich das Inventar in das von 1607 bis 1611 alle Neuzugänge der<br />
Sammlung eingetragen wurden. Das Inventar wurde in einer systematischen<br />
Ordnung angelegt. Die Objekte sind in Gruppen, nach sachlicher oder materieller<br />
Zugehörigkeit aufgezeichnet. Es gibt ein Register des Inventars, in dem die<br />
latina - Latinitas teutonica, 2 (= Humanistische Bibliothek. Texte <strong>und</strong> Abhandlungen, Bd. 54).<br />
München 2003, S. 565ff.<br />
213 Schlosser: Kunst- <strong>und</strong> W<strong>und</strong>erkammern der Spätrenaissance, S. 124.<br />
214 Schlosser: Kunst- <strong>und</strong> W<strong>und</strong>erkammern der Spätrenaissance, S. 124.<br />
215 Schlosser: Kunst- <strong>und</strong> W<strong>und</strong>erkammern der Spätrenaissance, S. 124.<br />
216 Bauer, Rotraud <strong>und</strong> Haupt, Herbert (Hg.): Das Kunstkammerinventar Kaiser Rudolf II., 1607-<br />
1611. In: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien, Bd. 72. Wien 1976, S. XI.<br />
217 Der Maler Daniel Fröschl war seit Mai 1607 Nachfolger des verstorbenen Ottavio de Strada,<br />
der bis dahin das Amt des Antiquarius inne hatte. Seit 1603 war er bereits bei Rudolf II. angestellt<br />
als Miniaturmaler.<br />
Vgl. Bauer / Haupt (Hg.): Das Kunstkammerinventar Kaiser Rudolf II., 1607-1611, S. XXII.<br />
218 Die bis zur Auffindung dieses Inventars wichtigsten Behelfe zur Rekonstruktion der Prager<br />
Sammlung waren Inventare aus den Jahren 1619 <strong>und</strong> 1621. Das Inventar von 1619 wurde nach<br />
dem Bericht des kursächsischen Gesandten Friedrich Lebzelter am 08. September 1619, mit dem<br />
Zweck der Veräußerung der Sammlung zur Bezahlung von Soldtruppen angelegt. Das Inventar<br />
von 1621 wurde am 06. Dezember 1621 als Bestandsaufnahme der Sammlung nach<br />
Niederschlagung des böhmischen Aufstandes verfasst.<br />
Vgl. Bauer / Haupt (Hg.): Das Kunstkammerinventar Kaiser Rudolf II., 1607-1611, S. XIIf.<br />
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