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Zwischen Mnemotechnik und Sammlungstheorie - Seminar für ...

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3. <strong>Mnemotechnik</strong><br />

Beide Autoren, sowohl Camillo als auch Quiccheberg, benutzen die<br />

<strong>Mnemotechnik</strong> bzw. mnemotechnische Elemente zur Vermittlung der von ihnen<br />

gegebenen Informationen. Dennoch sind ihre Anwendungen im Detail<br />

verschieden. Camillo verwendet die <strong>Mnemotechnik</strong> eher zum Aufbau der<br />

Gesamtstruktur <strong>und</strong> bei der Auswahl seiner Bilder. Er wählt sich ein Gebäude,<br />

einen Ort, unterteilt diesen in Abschnitte <strong>und</strong> belegt diese Abschnitte mit Bildern.<br />

Diese Bilder sind einprägsam, finden wiederholt Anwendung <strong>und</strong> haben<br />

symbolischen Charakter, der, wie anzunehmen ist, damals allgemein bekannt war,<br />

<strong>und</strong> von Camillo erläutert wird. Die Bilder lassen Assoziationen zu, sollen sie<br />

geradezu hervorrufen, um die Einprägsamkeit zu erhöhen. Er baut somit ein<br />

System auf, das es erlaubt an jeder beliebigen Stelle einzusteigen, sich anhand der<br />

Struktur in jede beliebige Richtung zu bewegen <strong>und</strong> sich so zu den benötigten<br />

Informationen systematisch vorzuarbeiten.<br />

Camillo hält sich in seinen Ausführungen weitgehend an die im Ad Herennium<br />

dargelegten mnemotechnischen Methoden. Nur einmal erwähnt er in seinem Text<br />

den Bezug zur <strong>Mnemotechnik</strong>, indem er sagt, dass die antiken Rhetoriker ihre<br />

Reden in Teile zerlegten <strong>und</strong> als wechselnde Gegenstände jeweils wechselnden<br />

Orten anvertrauten. Er betont nun ewig währende Aussagen (Reden) an ewig<br />

währenden Orten unterbringen zu wollen. 325 Dies ist Camillos einziger Hinweis<br />

auf die <strong>Mnemotechnik</strong>.<br />

Man kann den Text Camillos, wie bei Yates geschehen, als rein<br />

mnemotechnischen Text interpretieren. Dass dies richtig ist, zeigen die gerade<br />

genannten Verbindungen zur <strong>Mnemotechnik</strong>. Die genannte Textstelle allerdings<br />

ist der einzige Hinweis Camillos in Richtung <strong>Mnemotechnik</strong>. Da Camillo in<br />

seinem Text noch andere Methoden vereint, ist es durchaus denkbar, bei weiteren<br />

Untersuchungen des Textes andere Bezüge herstellen zu können.<br />

Quiccheberg, der sich, ebenso wie Camillo, in seinen mnemotechnischen<br />

Methoden am Text Ad Herennium orientiert, benutzt die <strong>Mnemotechnik</strong><br />

pragmatisch. Sie wird von ihm nicht in der Struktur des Textes angewendet,<br />

sondern zum Einprägen der Informationen, die er vermittelt wissen möchte. Auch<br />

sein Ort ist ein festes Gebilde, die darin befindlichen Objekte allerdings sind<br />

325 Vgl. Camillo: L`idea del theatro, 1991, S. 52f.<br />

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