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Zwischen Mnemotechnik und Sammlungstheorie - Seminar für ...

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man sich nun auf Materialen, wie Gold, Silber o.ä. <strong>und</strong> deren Verarbeitung,<br />

gehören diese bei Plinius zwar gr<strong>und</strong>sätzlich zu den Artes, innerhalb dieser<br />

Gruppen stellt Plinius aber zunächst das Material selbst vor <strong>und</strong> beschreibt danach<br />

Verwendung <strong>und</strong> Verarbeitung des Material bis zum Kunstwerk. 207 Ähnliches<br />

geschieht innerhalb der Sammlung. Die Gegenstände werden nach Material<br />

zusammengestellt (Gold oder Silber), ausgestellt werden die Verarbeitungen des<br />

jeweiligen Materials als handwerkliche Kunst oder Kunstwerk.<br />

Ein Vergleich der Ordnung speziell der Kunstkammergegenstände der Sammlung<br />

Ambras mit den Klassifizierungen Quicchebergs ergeben kaum Ähnlichkeiten<br />

oder Übereinstimmungen. Auffällig ist zum Beispiel die Einteilung der<br />

Musikinstrumente, Uhren <strong>und</strong> mathematischen Instrumente, die Quiccheberg<br />

eindeutig unter eine Klassifizierung bringt, die man gemeinhin 208 als scientifica<br />

bezeichnen kann. 209 In der Sammlung Ambras befinden sich diese Gegenstände<br />

ebenso in angrenzenden Kästen aber in der Nachbarschaft von Gegenständen, die<br />

unter die Gruppe artificialia fallen. So scheint es möglich, dass Ferdinand eher die<br />

Handwerkskunst an diesen Objekten bew<strong>und</strong>erte <strong>und</strong> Quiccheberg eher den<br />

Zweck dieser Objekte, ihre (wissenschaftliche) Nutzung, <strong>für</strong> die Klassifizierung in<br />

den Vordergr<strong>und</strong> stellte.<br />

Dennoch gibt es beim Vergleich der Sammlung Ambras mit der Quicchebergs<br />

einige wenige Ähnlichkeiten. Einmal die enge Angliederung der Bibliothek an die<br />

Sammlung. Auf Ambras befand sich die Bibliothek am Ende des R<strong>und</strong>ganges<br />

durch die Sammlung 210 <strong>und</strong> auch <strong>für</strong> Quiccheberg gehörte die Bibliothek in das<br />

Umfeld einer Sammlung. Ähnlich ist auch die Einteilung der Bibliothek. Obwohl<br />

Quiccheberg stärker differenzierte, erscheint die Gr<strong>und</strong>einteilung nach den<br />

Fakultäten <strong>und</strong> ihre Reihenfolge nahezu identisch 211 , wobei diese Einteilung nach<br />

Fakultäten der allgemein üblichen Einteilungsweise entsprach. 212 Ein Vergleich<br />

207 Plinius zum Beispiel gibt beim Metall Gold zunächst die Werzschätzung an, dann den<br />

Gebrauch von Goldschmuck bei Rittern, Soldaten, Frauen, geht dann über zu Währungen, deren<br />

Prägungen etc.<br />

Vgl. C. Plinius Sec<strong>und</strong>us d. Ä.: Naturalis Historiae, Libri XXXIII.<br />

208 Der Begriff „gemeinhin“ wird hier benutzt, da Quicchberg <strong>für</strong> die normalerweise unter<br />

scientifica summierten Gegenstände den Begriff instrumenta vorzieht.<br />

209 Quiccheberg: Inscriptiones, 2000, S. 60ff.<br />

210 Scheicher: The Collection of Archduke Ferdinand II at Schloss Ambras, S. 29.<br />

211 Vgl. Schlosser: Kunst- <strong>und</strong> W<strong>und</strong>erkammern der Spätrenaissance, S. 57.<br />

Quiccheberg: Inscriptiones, 2000, S. 78f.<br />

212 Vgl. dazu die Ausführungen von Joseph S. Freedmann.<br />

Freedman, Joseph S.: When the Process is Part of the Product: Searching for Latin-Language<br />

Writings on Philosophy nd the Arts used at Central European Academic Institutions during the<br />

Sixteenth and Seventeenth Centurie. In: Eckhard Keßler <strong>und</strong> Heinrich Kuhn (Hg.), Germania<br />

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