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Zwischen Mnemotechnik und Sammlungstheorie - Seminar für ...

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Zeitwahrnehmung war im Bewusstsein der Menschen immer verb<strong>und</strong>en mit der<br />

Frage: was ist Zeit, diese wiederum war eng verb<strong>und</strong>en mit der Frage: was sind<br />

Gedächtnis <strong>und</strong> Erinnerung <strong>und</strong> wie funktionieren diese. Das Finden dieser<br />

Funktionsweisen <strong>und</strong> die Suche nach den Möglichkeiten, diese zu unterstützen<br />

<strong>und</strong> zu verbessern, führte zu der Entwicklung von mnemotechnischen Methoden.<br />

Das Erinnern ist mit dieser Entwicklung untrennbar verb<strong>und</strong>en. Erinnern wird als<br />

ein Bewahren <strong>und</strong> wieder Vergegenwärtigen von bestimmten bereits einmal<br />

erfassten Informationen definiert, wobei <strong>für</strong> den Erwerb von Erinnerung<br />

wiederum Lernen von Nöten ist. Dieses Lernen ist die Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die<br />

mnemotechnischen Methoden.<br />

Bereits in der Antike gab es Deutungsansätze <strong>und</strong> Klärungsversuche zum<br />

Erinnerungsvermögen. Dennoch sind keine Schriften überliefert, die damalige<br />

Memoriertechniken beschreiben. Niederschriften von Schulvorträgen aus dem 4.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert vor Christus belegen, dass <strong>Mnemotechnik</strong> im Kreise der Sophisten<br />

gelehrt wurde, wie dies allerdings vor sich ging, ist nicht belegt. 372 Erste<br />

Ausführungen zur Technik finden wir erst bei den römischen Rhetoren.<br />

Noch ein Wort zu den bis heute umstrittenen Erfindern der <strong>Mnemotechnik</strong>. Trotz<br />

des häufig lesbaren Bezugs zu Simonides von Keos, der mittels <strong>Mnemotechnik</strong><br />

die Identifikation seiner durch Unglück verstümmelten Gäste vornehmen konnte,<br />

werden ebenso die Sophisten als Erfinder dieser Technik in Betracht gezogen. 373<br />

Gesichert ist keine von beiden Annahmen.<br />

Drei antike Schriften waren es, welche die <strong>Mnemotechnik</strong> prägten. Zum einen die<br />

lange Cicero zugeschriebene Schrift eines unbekannten römischen Rhetoren<br />

Incerti auctoris de ratione dicendi ad C. Herennium libri IV, kurz Ad Herennium,<br />

zum anderen Ciceros mnemotechnischen Ausführungen in De Oratore <strong>und</strong> als<br />

letztes die Ausführungen Quintilians in der Institutio Oratoria.<br />

Der Verfasser der Schrift Ad Herennium 374 , welcher zunächst kurz auf die<br />

Rhetorik <strong>und</strong> deren Einteilung 375 eingeht, unterscheidet natürliches <strong>und</strong><br />

372 Hajdu: Das Mnemotechnische Schrifttum, S. 15.<br />

373 Hajdu: Das Mnemotechnische Schrifttum, S. 15.<br />

374 Die Schrift Ad Herennium wurde in den Jahren 86-82 v. Chr. von einem unbekannten<br />

römischen Rhetoriklehrer <strong>für</strong> Studenten verfasst <strong>und</strong> zunächst fälschlicherweise Cicero<br />

zugeschrieben. Sie gilt als die einzige erhaltene lateinische Schrift zur Rhetorik, die vermutlich<br />

verschollene griechische Quellen hat <strong>und</strong> somit als einzige Quelle der griechischen <strong>und</strong><br />

lateinischen Welt gilt.<br />

Vgl. Yates: The Art of Memory, S. 4f.<br />

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