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Zwischen Mnemotechnik und Sammlungstheorie - Seminar für ...

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Objekte, neues Wissen <strong>und</strong> neue W<strong>und</strong>erdinge in die Sammlungen einbrachten. 432<br />

Ein anderes Phänomen sei ein „neue(r) Status der Kunstwerke“, welcher aus der<br />

Verbindung von Natur <strong>und</strong> menschlichen Fertigkeiten hervorgeht. Die Natur<br />

verleiht den von Menschen produzierten Gegenständen die Schönheit <strong>und</strong> vor<br />

allem die Eigenschaften. Der Mensch wiederum verleiht den dargestellten <strong>und</strong><br />

hergestellten Objekten Dauerhaftigkeit. 433<br />

Mit diesen Fertigkeiten des Menschen, kommt eine weitere neue Kategorie bzw.<br />

Gruppe von Objekten in die Sammlungen, die Instrumente. Pomian beschränkt die<br />

Instrumente auf „wissenschaftliche Instrumente“, eine zu enge Eingrenzung<br />

dieser Objektgruppe. 434<br />

Die Bezeichnung Kunst- <strong>und</strong> W<strong>und</strong>erkammer ergibt sich aus dem Inhalt bzw. den<br />

Objekten der Sammlungen. So umfassten die „neuen“ Sammlungen alle<br />

Gegenstände, die in mittelalterlichen Sammlungen bereits nachweisbar waren. 435<br />

Darüber hinaus nahm die Anzahl der antiken Objekte der antiquitates zu <strong>und</strong> es<br />

wurden sogenannte naturalia gesammelt, das heißt zoologische <strong>und</strong> botanische<br />

Dinge, die in mittelalterlichen Sammlungen höchstens in kleinem Umfang in<br />

Form von Raritäten vorhanden waren. Nun wurden sie systematisch nach Art <strong>und</strong><br />

Herkunftsland gesammelt. Gemälde, Handwerkskunst <strong>und</strong> Dinge, die durch<br />

menschliche Fertigkeiten entstanden, artificialia, wurden genauso gesammelt wie<br />

Dinge, welche zur Ausführung dieser Fertigkeiten benötigt wurden, also<br />

Werkzeuge, Instrumente, Maschinen, etc., scientifica <strong>und</strong> instrumenta. Ergänzt<br />

wurden die Sammlungen um kuriose, exotische, w<strong>und</strong>erbare <strong>und</strong> monströse<br />

Objekte, die andersartig, selten <strong>und</strong> bew<strong>und</strong>erungswürdig waren, mirabilia <strong>und</strong><br />

exotica.<br />

Mit den Kunst- <strong>und</strong> W<strong>und</strong>erkammern veränderte sich die Bewertung der<br />

gesammelten Objekte. Dinge wurden nicht nur wegen ihrem rein materiellen Wert<br />

gesammelt, sondern zur Darstellung einer Gesamtheit von Dingen. Das heißt man<br />

sammelte zum Beispiel Sämereien aus dem eigenen Umfeld, die bis dahin ohne<br />

Wert waren, um sie mit Sämereien aus anderen Ländern der Welt auszustellen. So<br />

schaffte man Vergleichsmöglichkeiten <strong>und</strong> war bemüht diese Dinge als in sich<br />

432 Vgl. Pomian: Der Ursprung des Museums, S. 57f.<br />

433 Vgl. Pomian: Der Ursprung des Museums, S. 58f.<br />

434 Vgl. Pomian: Der Ursprung des Museums, S. 59f.<br />

435 Das waren, wie bereits erwähnt, Dinge des täglichen Gebrauchs, wie Ringe, Gürtel, Kruzifixe,<br />

Bilder, Altäre, Kelche, Geschirre sowie Weltkarten, Astrolabien, Reliquien, sonstige sakrale<br />

Gegenstände, Juwelen etc.<br />

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