10 <strong>Charta</strong> <strong>guter</strong> <strong>Lehre</strong>
1 <strong>Lehre</strong>n Autor 1.1 Einleitung – Lernen – Prüfen Die Anforderungen, <strong>die</strong> heute an gute <strong>Lehre</strong> gestellt werden, sind hoch: <strong>Lehre</strong> soll inspirieren, motivieren, praxisnah und forschungsorientiert sein, <strong>die</strong> unterschiedlichen Bildungsbiografien der Stu<strong>die</strong>renden berücksichtigen, gleichzeitig aber <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden in <strong>die</strong> Verantwortung nehmen. Hochschulen, <strong>die</strong> sich <strong>die</strong>sen Anforderungen stellen und <strong>Lehre</strong>xzellenz zu ihrem Profilelement machen, müssen den Mut haben, <strong>Lehre</strong> neu zu denken. Der damit angestoßene Veränderungsprozess in der Lehrkultur muss von allen Beteiligten – <strong>Lehre</strong>nden, Stu<strong>die</strong>renden, Fakultäten, Hochschulleitung, Verwaltung – gleichermaßen in einer systematischen Verschränkung aller Perspektiven in einer gemeinsamen Neuausrichtung gewollt sein. Insofern ist in Sachen <strong>guter</strong> <strong>Lehre</strong> <strong>die</strong> Hochschule als Ganzes gefordert, wie <strong>die</strong> Kapitel der <strong>Charta</strong> es Stück <strong>für</strong> Stück – von der Curriculumentwicklung über <strong>die</strong> Personalentwicklung bis zu Qualitätsmanagement und Rahmenbedingungen – abbilden und mit dem Kerngeschäft <strong>Lehre</strong>n, Lernen und Prüfen in eine untrennbare Beziehung setzen. Das hier vorliegende Kapitel thematisiert <strong>Lehre</strong> als Aufgabe von Hochschullehrenden in der Bildung und Ausbildung von Stu<strong>die</strong>renden, <strong>die</strong> als zukünftige Akademiker auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene Verantwortung in Gesellschaft, Wirtschaft, <strong>Wissenschaft</strong>, Politik und Kultur übernehmen werden. Eine Grundbedingung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erfüllung <strong>die</strong>ser Aufgaben ist, dass Hochschullehrende mit der sich stets verschiebenden und verändernden Wissensentwicklung ihrer Fächer vertraut sind und bei der Konzeption, Planung und Durchführung ihrer <strong>Lehre</strong> aktuelle Erkenntnisse, Fragen und Perspektiven am Lernprozess orientiert zugrunde legen. Eine wichtige Grundlage <strong>für</strong> gute <strong>Lehre</strong> ist unter anderem ihre Verankerung im Leitbild der Hochschulen, wie es das Kapitel Governance behandelt. Dabei bleibt <strong>die</strong> damit verbundene und von allen Hochschulangehörigen getragene, zukunfts orientierte Selbstverpflichtung im individuellen, interaktionalen und organisationalen Sinne unverzichtbar. Sofern das Leitbild in einem hochschulweiten kooperativen Prozess (siehe Kapitel 6) erarbeitet wurde, wird es nicht nur Ausdruck des gemeinsamen Bewusstseins <strong>für</strong> gute <strong>Lehre</strong> sein, sondern auch auf das professionelle Selbstverständnis der <strong>Lehre</strong>nden wirken. Der sich zwischen Organisation, Gruppe und Individuum verstärkende Impuls kann darüber hinaus maßgeblich zur Entwicklung einer dauerhaften Qualitätskultur (siehe Kapitel 7) beitragen. Das Lernen der Stu<strong>die</strong>renden in den Mittelpunkt zu stellen, dabei möglichst alle Stu<strong>die</strong>renden entlang transparenter Leistungs- und Prüfungsstandards mitzunehmen und einen Orientierungsrahmen <strong>für</strong> Hochschulleitungen, Fakultäten und <strong>Lehre</strong>nde zu schaffen, ist Anliegen <strong>die</strong>ses Kapitels: Es bietet Orientierung, um jeweils kontextspezifisch notwendige Maßnahmen zu ergreifen und eine sinnvolle Weiterentwicklung der Qualität des Zusammenspiels von <strong>Lehre</strong>, Lernen und Prüfen voranzutreiben. <strong>Lehre</strong>n – Lernen – Prüfen 11