Charta guter Lehre - Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
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thematisiert. Etwas außerhalb <strong>die</strong>ser Logik steht das abschließende Kapitel 10, in<br />
dem es darum geht, <strong>die</strong> Hochschullehre stärker als in der Vergangenheit zum Gegenstand<br />
von Forschung zu machen.<br />
Jedes Kapitel folgt demselben Aufbau. Im Anschluss an eine kurze Einführung, in<br />
der das jeweilige Kapitel in den Kontext der <strong>Charta</strong> eingeordnet und der Zusammenhang<br />
zu den anderen Kapiteln hergestellt wird, folgt ein kurzer Abriss der Ausgangslage.<br />
Dieser beruht, wie <strong>die</strong> gesamte <strong>Charta</strong>, nicht auf Statistiken und empirischen<br />
Untersuchungen, sondern auf den Erfahrungen und Eindrücken der Verfasser der<br />
<strong>Charta</strong>. Im Abschnitt „Grundüberzeugungen“ werden <strong>die</strong> von den Verfassern geteilten<br />
Werte und <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Charta</strong> wesentlichen beliefs dargestellt. Es folgen <strong>die</strong> <strong>für</strong><br />
das jeweilige Kapitel zentralen Handlungsfelder und eine Klärung der Rollen der<br />
wesentlichen Akteure. Die eigentliche Essenz der <strong>Charta</strong> bilden <strong>die</strong> Grundsätze und<br />
Leitlinien im jeweils letzten Abschnitt des Kapitels, <strong>die</strong> abschließend durch Beispiele<br />
<strong>guter</strong> Praxis illustriert werden. Für <strong>die</strong> Publikation wurden ausschließlich Beispiele<br />
von Hochschulen ausgewählt, <strong>die</strong> Mitglieder im Qualitätszirkel waren.<br />
Das Ergebnis<br />
Die „<strong>Charta</strong> <strong>guter</strong> <strong>Lehre</strong>“ ist Zeugnis eines Experiments, nämlich, sich mit so vielen<br />
Personen aus so unterschiedlichen Hochschulen darauf zu verständigen, was gute<br />
<strong>Lehre</strong> auszeichnet und was <strong>für</strong> sie benötigt wird. Einen vergleichbaren Partizipationsprozess<br />
hat es in der deutschen Hochschullandschaft wohl nie zuvor gegeben.<br />
Die <strong>Charta</strong> ist dementsprechend so bunt und vielfältig wie ihre Verfasser. Sie beruht<br />
allein auf den Erfahrungen der Mitglieder des Qualitätszirkels und nicht auf einem<br />
intensiven Literaturstudium; einzelne Grundsätze widersprechen gar gängigen Expertenmeinungen.<br />
Die <strong>Charta</strong> ist teils redundant und gleichzeitig lückenhaft an<br />
anderer Stelle. Sie ist das Ergebnis eines Konsensprozesses – und ist doch nicht<br />
widerspruchsfrei. Sie ist kein enzyklopädisches Handbuch <strong>guter</strong> <strong>Lehre</strong> und enthält<br />
auch keine Standards, <strong>die</strong> sich <strong>für</strong> ein Lehrrating von Hochschulen eigneten. Zur<br />
Entwicklung solcher Standards, sofern es sie denn überhaupt geben kann und sollte,<br />
sah sich der Qualitätszirkel nicht hinreichend mandatiert.<br />
Was kann <strong>die</strong> <strong>Charta</strong> leisten? Rückblickend bewerten viele Mitglieder des Qualitätszirkels<br />
<strong>die</strong> gemeinsame Arbeit – das (Mit-)Teilen von Erfahrungen, <strong>die</strong> Konfrontation<br />
mit ungewohnten Traditionen und fremden Fachkulturen, das Aushalten<br />
und Zulassen von Differenzen, das Ringen um ein gemeinsames Verständnis – als<br />
wesentlicher und <strong>für</strong> sie persönlich auch bereichernder als <strong>die</strong> <strong>Charta</strong> selbst. Und<br />
vielleicht liegt darin das Geheimnis <strong>guter</strong> <strong>Lehre</strong>: Unter allen Beteiligten immer wieder<br />
neu auszuhandeln, was Qualität der <strong>Lehre</strong> ist. Anlässlich der Pressekonferenz,<br />
bei der <strong>die</strong> Gewinner des Wettbewerbs exzellente <strong>Lehre</strong> bekannt gegeben wurden,<br />
sagte der Generalsekretär des <strong>Stifterverband</strong>es, Andreas Schlüter:<br />
„Jede Hochschule muss <strong>für</strong> sich <strong>die</strong> Frage beantworten, was gute <strong>Lehre</strong> ausmacht,<br />
welche Voraussetzungen gute <strong>Lehre</strong> hat und wie sich gute <strong>Lehre</strong> fördern lässt.“<br />
Wenn <strong>die</strong> <strong>Charta</strong> Impulse <strong>für</strong> eine umfassende Beschäftigung mit <strong>die</strong>ser Frage gibt<br />
und der Qualitätszirkel als Beispiel da<strong>für</strong>, wie sich fach- und statusgruppenübergreifende<br />
Diskussionsprozesse organisieren lassen, im besten Sinne Schule macht,<br />
dann hat <strong>die</strong> <strong>Charta</strong> ihre Funktion erfüllt und <strong>für</strong> <strong>die</strong> Qualität der <strong>Lehre</strong> wahrscheinlich<br />
mehr geleistet, als es fachübergreifende Standards getan hätten.<br />
Einleitung 9