Charta guter Lehre - Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
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spezifisch fachlichen Bedingungen bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen<br />
Ansprüchen an <strong>die</strong> Befähigung zum wissenschaftlichen Arbeiten und <strong>die</strong> professionelle<br />
Qualifizierung sowie an allgemeine Bildung, Persönlichkeitsentwicklung und<br />
an das Vermögen zur zivilgesellschaftlichen Teilhabe andererseits. In der curricularen<br />
Auseinandersetzung mit <strong>die</strong>sem Spannungsfeld sollten sowohl auf der Ebene des<br />
gesamten Stu<strong>die</strong>ngangs als auch auf der Ebene der einzelnen Module verifizierbare<br />
Kompetenzanforderungen entstehen, <strong>die</strong> zur Profilbildung eines Stu<strong>die</strong>ngangs<br />
beitragen. Es kommt dabei darauf an, dass <strong>die</strong> Anforderungen so konkret beschrieben<br />
werden, dass man erkennen kann, ob sie erreicht wurden. 2<br />
Kollektiver Verständigungsprozess erforderlich<br />
Um fachliche und didaktische Expertise zu verbinden sowie eine Gesamtverantwortung<br />
und Akzeptanz der Akteure – also insbesondere <strong>Lehre</strong>nde und Stu<strong>die</strong>rende, aber<br />
auch Absolventen und Praxisvertreter – zu fördern, sollte <strong>die</strong> Entwicklung eines<br />
Curriculums unter transparenter Mitwirkung aller (unmittelbar) Betroffenen erfolgen.<br />
Das heißt, Curriculumentwicklung ist als ein offener Aushandlungsprozess zu<br />
betreiben, der mit dem erforderlichen Respekt gegenüber dem Wert der am Studium<br />
beteiligten Fachdisziplinen und den Stu<strong>die</strong>renden als Experten in eigener Sache zu<br />
führen ist. Nur so wird das Curriculum zu einem gelebten Identifikationsrahmen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> alltägliche Lehr- und Lernpraxis.<br />
Qualifikations-/Kompetenzprofil öffnen<br />
Das curricular zu entwickelnde Qualifikationsprofil der Absolventen soll fachliche,<br />
methodische und generische Kompetenzen umfassen, <strong>die</strong> einer dynamisch sich<br />
wandelnden Arbeitswelt und Gesellschaft gerecht werden. In <strong>die</strong>sem Sinne können<br />
nicht mehr nur fachliche und methodische Standards auf dem jeweiligen Stand<br />
von <strong>Wissenschaft</strong> und Berufspraxis im Mittelpunkt der Curriculumentwicklung<br />
stehen, sondern es sollte auch maßgeblich auf <strong>die</strong> Befähigung der Stu<strong>die</strong>renden zur<br />
selbstständigen Aneignung und aktiven Strukturierung der Lernfelder ankommen.<br />
Das bedingt zumindest in Teilen ein Curriculum, das eine rein disziplinäre Fächerstruktur<br />
überwindet sowie Wahlmöglichkeiten, frei zu wählende Stu<strong>die</strong>nanteile und<br />
offene Arrangements <strong>für</strong> ein problemorientiertes und forschendes Lernen zulässt.<br />
Stimmiges Stu<strong>die</strong>ngangkonzept<br />
Ein weiterer Schwerpunkt der Curriculumentwicklung sollte auf dem Aufbau eines<br />
stimmigen Stu<strong>die</strong>ngangkonzeptes liegen. Dieses Konzept sollte <strong>die</strong> Lehr-, Lern- und<br />
Prüfungsarrangements in Veranstaltungen und Modulen mit den angestrebten Qualifikationszielen<br />
in Einklang bringen und <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>rbarkeit gewährleisten.<br />
Beeinflussbare Rahmenbedingungen<br />
Die Entwicklung eines Curriculums ist von verschiedenen Rahmenbedingungen<br />
und Faktoren abhängig. Dazu zählen unter anderem <strong>die</strong> Lern- und Arbeitsbedingungen<br />
an der Hochschule sowie hochschulpolitische und -rechtliche Entscheidungen.<br />
Darüber hinaus ist es von Bedeutung, ob sich das Curriculum gut stu<strong>die</strong>ren<br />
lässt und ob sich <strong>Lehre</strong>nde und Lernende an outcome-orientierten Lehr- und Lernsettings<br />
beteiligen können. Curriculumentwicklung ist insofern immer auch im<br />
Zusammenhang mit Maßnahmen der Personal- und der Organisationsentwicklung<br />
zu betrachten.<br />
Balance zwischen struktureller Kontinuität und fachlicher Entwicklung<br />
Am Ende <strong>die</strong>ses Entwicklungsprozesses steht <strong>die</strong> Basisversion des Curriculums.<br />
Diese Basisversion muss dem Curriculum <strong>die</strong> notwendige Kontinuität verleihen, aber<br />
Curriculumentwicklung 43