Charta guter Lehre - Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
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40 <strong>Charta</strong> <strong>guter</strong> <strong>Lehre</strong><br />
• Diese Situation bedingt vielfach, dass <strong>die</strong> Funktion der Modulbeschreibungen,<br />
Stu<strong>die</strong>renden und <strong>Lehre</strong>nden einen transparenten Orientierungsrahmen vorzugeben,<br />
beeinträchtigt wird. Es ist zu beobachten, dass <strong>die</strong> geforderten modulbezogenen<br />
Darstellungen häufig mit Begrifflichkeiten operieren, <strong>die</strong> eher darauf<br />
ausgerichtet sind, formale Funktionen zu erfüllen, als im Stu<strong>die</strong>nalltag nützliche<br />
Informationen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bewältigung des Studiums zu liefern. Dazu trägt häufig<br />
auch schon der Umfang der Modulhandbücher bei, <strong>die</strong> einer unmittelbaren Zugänglichkeit<br />
abträglich sind.<br />
• Das modularisierte Curriculum mit einem stu<strong>die</strong>nbegleitenden Prüfungssystem<br />
<strong>die</strong>nt der Herstellung eines engeren Zusammenhangs zwischen Qualifikationszielen,<br />
Inhalten, Lehr- und Prüfungsformen. Damit aber erhöhen sich<br />
gleichermaßen <strong>die</strong> Festlegungen <strong>für</strong> Stu<strong>die</strong>nangebot und Stu<strong>die</strong>npläne der<br />
Stu<strong>die</strong>renden, was naturgemäß flexible Planungen und Stu<strong>die</strong>nwege einschränkt.<br />
• Mit der Vergabe von workload <strong>für</strong> <strong>die</strong> Module spiegelt sich auch der relative<br />
Wert der beteiligten Disziplinen oder Fächer in einem Stu<strong>die</strong>ngang wider. Dies<br />
führte bei der curricularen Planung von Stu<strong>die</strong>ngängen wiederholt zu fachbezogenen<br />
Konkurrenzen um Stu<strong>die</strong>nanteile und damit um Ressourcen und<br />
Entscheidungsbefugnisse, <strong>die</strong> entgegen der Forderung nach kompetenz- und<br />
lernorientierten Curricula mit einer vornehmlich inputorientierten Organisation<br />
der Stu<strong>die</strong>nstrukturen ein hergehen.<br />
3.3 Unsere Grundüberzeugungen<br />
Curricula orientieren sich an kompetenzbasierten Lernzielen und -inhalten <strong>für</strong> Stu<strong>die</strong>ngänge<br />
und beschreiben entsprechende Abläufe der Lehr- und Lernprozesse. Sie<br />
bieten transparente Informationen zu allen Lehr-, Lern- und Prüfungsformen sowie<br />
der Organisation der Lernprozesse hinsichtlich des Präsenz- und des Selbststudiums<br />
einschließlich des zeitlichen und inhaltlichen Umfangs und der spezifischen<br />
Anforderungen. Das Curriculum muss dabei stets den aktuellen Wissensstand der<br />
jeweiligen <strong>Wissenschaft</strong>(en) und Profession(en) abbilden und zugleich konkrete<br />
und realistische Qualifikationsziele benennen.<br />
Die wesentliche Leitidee eines Curriculums basiert auf dem Verständnis von<br />
Stu<strong>die</strong>ngängen als Lehr- und Lernkontext, <strong>die</strong> ein Konzept der Modularisierung<br />
beinhalten, in dem<br />
• alle einzelnen Module beziehungsweise Modulziele in Bezug zu einer vom<br />
Ende her definierten Gesamtzielsetzung gesetzt werden; das heißt, sie müssen<br />
Aufschluss darüber geben, über welche Kompetenzen <strong>die</strong> Absolventen des<br />
Stu<strong>die</strong>ngangs (outcome-orientierte Bildungsziele) nach Abschluss des Stu<strong>die</strong>ngangs<br />
verfügen sollen,<br />
• <strong>die</strong> Ebenen des Kompetenzerwerbs (Wissen, Verstehen, Können, Haltung) abgebildet<br />
werden,<br />
• <strong>die</strong> Inhalte des Curriculums an den Lernprozess gebunden werden. Das heißt,<br />
sie machen transparent, welche Lehr- und Lernformen den angestrebten Kompetenzerwerb<br />
sicherstellen und welche realistischen Angaben zum workload und<br />
damit zur Stu<strong>die</strong>rbarkeit zugrunde liegen.<br />
Aufgrund der unterschiedlichen Profile der Hochschulen, der Vielfalt der Disziplinen<br />
und der spezifischen Anforderungen der einzelnen Fächer kann es das gute<br />
Mustercurriculum nicht geben. Dies gilt auch deshalb, weil ein gutes Curri-