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Charta guter Lehre - Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft

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104 <strong>Charta</strong> <strong>guter</strong> <strong>Lehre</strong><br />

10.2 Ausgangslage<br />

Die Hochschulbildungsforschung besitzt eine lange Tradition. Als systematische<br />

Reflexion der akademischen Bildung begleitet sie <strong>die</strong> Geschichte der Hochschulbildung<br />

und folgt dabei in ihren Konzeptualisierungen den jeweils dominierenden<br />

<strong>Wissenschaft</strong>sströmungen ihrer Zeit. Ihre Konjunkturen sind dabei abhängig von<br />

der Aufmerksamkeit, <strong>die</strong> Hochschulbildung innerhalb und außerhalb der Hochschulen<br />

findet. In Deutschland stammt sie vornehmlich aus der geisteswissenschaftlichen<br />

Tradition. Seit den Anfängen der 60er- und 70er-Jahre steht sie hier und in<br />

vergleichbaren hochindustrialisierten Ländern im Zeichen der Hochschulexpansion<br />

und Modernisierung von <strong>Lehre</strong> und Studium und ist somit durch eine empirische<br />

Wende geprägt. Nach ähnlichen Startbedingungen hat <strong>die</strong> deutsche Hochschulbildungsforschung<br />

in den vergangenen Jahrzehnten allerdings im internationalen<br />

Vergleich eine weit weniger kontinuierliche Entwicklung genommen.<br />

Wenngleich heute aufgrund eines starken Engagements von Stiftungen und von<br />

<strong>Wissenschaft</strong>sressorts auf Bundes- und Landesebene <strong>die</strong> hochschulbezogene Bildungsforschung<br />

deutlich angewachsen ist, besteht hierzulande dennoch weiter ein<br />

erheblicher Nachholbedarf. Nimmt man <strong>die</strong> vielfältigen Fragen hinzu, <strong>die</strong> sich heute<br />

aufgrund des tiefgreifenden Wandels der Hochschulbildung stellen, so lässt sich ermessen,<br />

wie sehr Hochschulbildungsforschung trotz unverkennbarer Fortschritte<br />

derzeit noch an der Schwelle zu einer zukunftsfähigen Entwicklung steht.<br />

Ohne an <strong>die</strong>ser Stelle eine ausführliche Darstellung des state of the art geben zu<br />

können, sollen deshalb <strong>die</strong> wichtigsten Gegenstandsfelder aufgezeigt werden, auf<br />

<strong>die</strong> sich Hochschulbildungsforschung zurzeit bezieht:<br />

• Mit Blick auf den Wandel der Lehr- und Lernkultur an Hochschulen als shift<br />

from teaching to learning von einer lehrenden- zu einer stu<strong>die</strong>rendenzentrierten<br />

Sichtweise stehen <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden und ihre Lernprozesse im Zentrum der<br />

Hochschulbildungsforschung. Besonderes Augenmerk richtet sich hier auf <strong>die</strong><br />

Lernergebnisse und dabei über den Erwerb von Wissen und Können hinaus auch<br />

auf den Erwerb von fachbezogenen und fachübergreifenden Kompetenzen. Nicht<br />

zuletzt unter dem Eindruck des Bologna-Prozesses gewinnt dabei neben der<br />

Untersuchung neuer wie herkömmlicher Lehr-/Lernkonzepte auch das Thema<br />

Prüfung an Bedeutung. Gerade hier geht Grundlagenforschung mit anwendungsorientierter<br />

Forschung zur Entwicklung und Implementation beziehungsweise<br />

Innovation von <strong>Lehre</strong> und Studium Hand in Hand.<br />

• Darauf bezogen ist <strong>die</strong> in den Fächern und Stu<strong>die</strong>ngängen in verschiedenen Formen<br />

(unter anderem Vorlesungen, Seminare, Übungen, Kolloquien, Tutorien,<br />

Labore, Projekte) praktizierte <strong>Lehre</strong> oder Lehrpraxis Untersuchungsgegenstand.<br />

Nach wie vor findet <strong>die</strong> Entwicklung der Lehrkompetenz und der Lehrpraxis<br />

derzeit überwiegend als autodidaktische und erfahrungsbasierte Selbststeuerung<br />

des Lehrhandelns statt. Mit der Verbreitung hochschuldidaktischer Weiterbildung<br />

und Beratung rückt auch <strong>die</strong>se Thematik in den Fokus von empirischen<br />

Untersuchungen.<br />

• Nahezu flächendeckend hat sich ein Angebot an hochschuldidaktischer Weiterbildung<br />

und Beratung etabliert, das sich überwiegend an Einzelpersonen<br />

richtet, um <strong>die</strong>se bei ihren hochschuldidaktischen Entwicklungsprozessen und<br />

der Realisierung professionellerer Lehrangebote zu unterstützen. Das Angebot<br />

hochschuldidaktischer Weiterbildung nimmt zwar zunehmend Kriterien und<br />

Standards zur Entwicklung einer professionellen Lehrkompetenz in den Blick.<br />

Die Angebote sind allerdings weitgehend unter Rückbezug auf Praktiken der

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