Charta guter Lehre - Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
Charta guter Lehre - Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
Charta guter Lehre - Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Erwachsenen bildung sowie der schulischen und beruflichen Bildungsarbeit entwickelt<br />
worden und können sich erst auf spärliche wissenschaftliche Evidenzen<br />
stützen. Das gilt umso mehr <strong>für</strong> <strong>die</strong> noch in den Anfängen stehende Entwicklung<br />
von organisatorischen, kooperativen Strukturen der Lehr-, Curriculum- und<br />
Stu<strong>die</strong>ngangsgestaltung und fachspezifischen Angebote.<br />
• Die Qualität von <strong>Lehre</strong> und Studium ist zwar ganz maßgeblich von der Lehrkompetenz<br />
der <strong>Lehre</strong>nden und der Lernkompetenz der Stu<strong>die</strong>renden abhängig,<br />
sie bewegt sich aber immer innerhalb sowohl von curricular ausgeformten<br />
Stu<strong>die</strong>nprogrammen als auch Lernumgebungen und damit im Kontext der Hochschulorganisation.<br />
Hochschulbildungsforschung richtet sich also vermehrt auf<br />
Fragen der Programm- und Organisationsentwicklung. Sie nimmt <strong>die</strong> Zusammenhänge<br />
von Programm-, Personal- und Organisationsentwicklung in den<br />
Blick und trägt insofern mit Fokus auf Studium und <strong>Lehre</strong> zur Hochschulentwicklung<br />
bei.<br />
• Zudem steht <strong>die</strong> wissenschaftliche Professionalisierung derjenigen auf der Tagesordnung,<br />
<strong>die</strong> im Bereich der Qualitätsentwicklung von <strong>Lehre</strong> und Studium tätig<br />
sind. Dabei geht es um im engeren Sinne hochschuldidaktische Fragen, zum Beispiel<br />
wie ein Weiterbildungsangebot <strong>für</strong> unterschiedliche Zielgruppen von <strong>Lehre</strong>nden<br />
organisiert oder Coaching-, Beratungs- und Organisationsentwicklung oder<br />
Stu<strong>die</strong>ngänge gestaltet und implementiert werden können. In Erweiterung <strong>die</strong>ser<br />
Forschungsperspektive wird darüber hinaus auch deren Einbettung in <strong>die</strong><br />
third sphere zwischen dem administrativen und akademischen Bereich in den<br />
Blick genommen, in der sich zurzeit ein breites Spektrum von new professionals<br />
in higher education etabliert.<br />
• Schließlich ist auch <strong>die</strong> Selbstreflexion Teil der Hochschulbildungsforschung.<br />
Empirischer Erkenntnisbedarf besteht auch im Hinblick auf <strong>die</strong> Entwicklung<br />
der Profession, <strong>die</strong> Entwicklung der Kompetenzen und <strong>die</strong> Gütekriterien der<br />
Handlungsmuster derjenigen, <strong>die</strong> beruflich im Feld der Hochschuldidaktik tätig<br />
sind, sowie auf <strong>die</strong> Strukturen und Prozesse der Institutionalisierung der Hochschuldidaktik.<br />
Es besteht zwar kein Mangel im Hinblick auf <strong>die</strong> Sichtung von Forschungsdesideraten<br />
und -potenzialen der Hochschulbildungsforschung. Bei allen Bemühungen um <strong>die</strong><br />
Förderung der Hochschulbildungsforschung flossen in den zurückliegenden Jahren<br />
und fließen auch aktuell große Finanzmittel in <strong>die</strong> <strong>Lehre</strong>, ohne sie effektiv und<br />
konstruktiv mit der Hochschulbildungsforschung zu vernetzen. Qualitätssicherung,<br />
Transfer und Nachhaltigkeit von Reformmaßnahmen sind infolgedessen nicht gewährleistet.<br />
Es bedarf dazu auch des Aufbaus einer leistungsfähigen Forschungsinfrastruktur<br />
und ausreichend ausgestatteter Forschungsprogramme beziehungsweise<br />
Fördermöglichkeiten.<br />
10.3 Unsere Grundüberzeugungen<br />
Um Gestaltungsaufgaben in <strong>Lehre</strong> und Studium professionell und effizient wahrzunehmen<br />
und hochschulische Bildungskontexte kontinuierlich weiterzuentwickeln,<br />
sind nicht nur professionelle <strong>Lehre</strong>nde, Stu<strong>die</strong>ngangplaner und Weiterbildner erforderlich.<br />
Es bedarf auch einer Forschung, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Anforderungen und Bedarfe einer<br />
sich dynamisch wandelnden Lehr- und Stu<strong>die</strong>npraxis unter Berücksichtigung der<br />
verschiedenen Handlungsbereiche und Ebenen mithilfe wissenschaftlicher Methoden<br />
identifiziert und analysiert und dem Kontext angemessene Lösungskonzepte aufzeigt,<br />
Forschung in der Hochschulbildung 105