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Brennpunkt Esoterik - AGPF

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96 Satanismus<br />

halten gekoppelt sind, sprechen nach Ansicht der beiden Autoren für die Verortung als<br />

Jugendkultur. Trotz der scheinbaren Schlüssigkeit dieser Argumentationskette wird<br />

man dem entgegenhalten müssen, dass Subkulturen generell ihr Nischendasein pflegen<br />

müssen, um nicht an Attraktivität für ihre Klientel einzubüßen. Außerdem bieten<br />

Subkulturen die Möglichkeit, sich lebensstilmäßig von der „Hauptkultur“ oder anderen<br />

Jugend-/Subkulturen abzugrenzen, um mit Gleichgesinnten die eigene Andersartigkeit<br />

in einem übergeordneten Zusammenhang zu kultivieren und zu manifestieren.<br />

Das gilt generell für alle Subkulturen unabhängig von der Altersstruktur ihrer Szenegänger.<br />

„Entscheidend für die Analyse von Subkulturen ist der Stil als Lebensform,<br />

das bedeutet nach Bazon Brock 46 , dass die Stile Moden sind, die sich in der Dynamik<br />

von Selbstlauf und Eingriff im Verhalten von Individuen und Gruppen gestalten. Der<br />

Stil als Lebensform (aber auch als Lebensnorm, Anm. d. Verf.) ist an Lebensbereichen<br />

und -zyklen orientiert. Vor allem für die Subkultur bedeutet der Stil Widerstand und<br />

Behauptung von Individualität‚ Kultur haben heißt, sich seine Aufgabe selbst vorzugeben,<br />

Stil hat, wer dabei keine Kompromisse eingeht!’“ 47 Es bleibt festzuhalten, dass<br />

viele Faktoren der Beurteilung der Gothic-Szene für die Einordnung unter dem Begriff<br />

„Subkultur“ sprechen. Allerdings zeigt unsere Gesellschaftsentwicklung, dass die<br />

postadoleszente Phase bei jungen Menschen sich immer stärker ausdehnt (z.B. durch<br />

längere Ausbildungszeiten, finanzielle Abhängigkeiten von Institutionen, wie Elternhäuser<br />

usw.) und damit der Spielraum wächst, frei von gesellschaftlicher Verantwortung<br />

und Zwängen, neue Lebenskonzepte in Form von abweichendem Verhalten auszuprobieren.<br />

Insofern scheint es ratsam, alle Argumente mit dem Begriff „Jugend-/<br />

Subkultur“ zu würdigen.<br />

Nach der Berücksichtigung aller genannten Aspekte kann man nach Alicia Porter 48<br />

drei Bereiche, aus der sich die Jugend-/Subkultur zusammensetzt, kategorisieren:<br />

1. die „gothic social scene“ beschreibt Individuen aus der „Schwarzen Szene“, die<br />

über „Schwarze Parties“, Szenetreffs, Szene-Events mit Live-Musik Kontakt zu<br />

Gleichgesinnten suchen um im Austausch Gemeinschaft zu pflegen. 2. Der Besitz der<br />

„gothic personality“ („true gothic“) macht die Persönlichkeit eines echten Goth aus.<br />

Kennzeichen eines echten Goth wäre nach Porter, das Ausleben der eigenen Individualität,<br />

Interesse an okkulten und esoterischen Konzeptionen, Sinn für Ästhetik, Kunst,<br />

Kreativität und Emotionen. Der 3. Aspekt „gothic music“ beschreibt den am häufigsten<br />

von Szene-Insidern benannten Einstieg in die „schwarze Jugend-/Subkultur“.<br />

Worauf bezieht sich der Begriff „Gothic“ und welche Wurzeln sind für diese Szene<br />

ausschlaggebend? Unstrittig dürfte als eine der wichtigen Wurzeln, die von Großbritannien<br />

(London) Ende der 70er Jahre ausgehende Punk-Bewegung mit ihrem eigenen<br />

Musikstil gelten. Als ein Synonym für Provokation, kotzten (manchmal sprichwörtlich)<br />

Punkbands der ersten Stunde wie „Sex Pistols“, „Dead Kennedys“ u.a. in aggres-<br />

46 Bazon Brock wurde 1936 geboren und ist Professor für Ästhetik an der Bergischen Universität in<br />

Wuppertal. Zahlreiche Abhandlungen über Kunst, Design, Alltagskultur und Ästhetik.<br />

47 Birgit Richard: Todesbilder, Kunst, Subkultur, Medien“, München 1995 zitiert bei Oliver Zimmermann:<br />

„Ideologie einer Jugendkultur am Beispiel der Gothic- und Darkwave-Szene“, Berlin 2000<br />

48 Alicia Porter, „ A Study of Gothic Subculture – an Inside Look for Outsiders“, 1999; zit. In einem Aufsatz<br />

von Dorina Gumm, „Musikalische Lebenswelten Jugendlicher – Gothic“

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