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Brennpunkt Esoterik - AGPF

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42 Okkultismus<br />

erhalten bei vielen Menschen einen körperlichen Ausdruck (z.B. Angstschweiß).<br />

Wenn nun jemand über dem Bild der neuen Freundin pendelt, um herauszufinden, ob<br />

es denn diesmal die richtige sei, steuern die bewussten und unbewussten Gedanken<br />

die Bewegungen des Pendels und bringen z.B. einen Kreis hervor, der als nein oder ja<br />

verstanden wird. Der Ausschlag des Pendels wird dann als Mitteilung z.B. eines Geistes<br />

gedeutet, gleichwohl er von dem Pendler selber hervorgebracht worden ist. Manche<br />

Pendler und Pendlerinnen wissen dies auch, wenn sie z.B. sagen, dass das Pendel<br />

oder die Karten „sowieso stets das zeigten, was ich im tiefsten Inneren schon entschieden<br />

hatte“. 78 Es zeigt sich mithin, dass nicht das Pendeln okkult ist, sondern nur die<br />

dem Pendel in einem bestimmten Weltbild beigelegte Deutung. Okkultismus ist keine<br />

Sache an und für sich, okkult keine Eigenschaft, die den Dingen und Vorgängen selber<br />

zukommt, wie z.B. eine Farbe, die Ausdehnung oder das Gewicht, sondern okkult<br />

sind die den Dingen und Vorgängen zugeschriebenen Deutungen. Der Okkultist unterscheidet<br />

nicht, jedenfalls nicht zureichend zwischen Wahrnehmung und Deutung.<br />

Er geht mit einem vorher angeeigneten, aus Wünschen und Ängsten u.a. geleiteten<br />

Wahrnehmungsmuster an die Erscheinungen heran und sieht, was er wahrnehmen<br />

will. Okkultismus ist ein Deutungssystem, welches seine Deutungen als Wahrnehmungen<br />

ausgibt und beides nicht unterscheiden kann oder will.<br />

Auch beim Gläserrücken lassen sich die beim Pendeln ausgeführten physikalischen,<br />

physiologischen und psychologischen Vorgänge in gleicher Weise aufklären. Es<br />

kommt hier allerdings noch ein gruppendynamischer Prozess hinzu. Voraussetzung<br />

eines „erfolgreichen“ Gläserrückens ist, dass sich eine Gruppe zusammenfindet, die in<br />

„Stimmung“ ist und psychisch bewusst oder unbewusst ein Ergebnis haben will.<br />

Wenn die Gruppe nicht in „Stimmung“ ist, z.B. weil sie einem Forscher gestattet hat,<br />

ihrem Gläserrücken zuzusehen, führt dies, wie Zinser häufig beobachten konnte,<br />

dazu, dass das Glas sich nur diffus bewegt oder gleich zu Beginn zum „nein“ wandert,<br />

wodurch angezeigt sein soll, dass kein Geist da sei. Wenn man eine Gruppe, nachdem<br />

sie eine Reihe von „Mitteilungen“ erhalten hat, auffordert, die Buchstaben auf dem<br />

Tisch verdeckt hinzulegen, so dass die Mitspieler sie nicht sehen können und nur der<br />

am Gläserrücken nicht beteiligte „Protokollant“ unter die verdeckten Buchstabenkarten<br />

sieht, erweist sich regelmäßig, dass nur noch Buchstabensalat herauskommt. Es<br />

zeigt sich, dass auch die Mitteilungen des rückenden Gläschens von den Beteiligten<br />

bewusst oder unbewusst selber gesteuert sind. Geister, Extraterrestrische usw. sind<br />

zur Erklärung dieses Vorganges nicht erforderlich.<br />

Dass die Okkultanhänger nicht zwischen Wahrnehmung und Deutung unterscheiden,<br />

lässt sich auch bei sog. psychokinetischen oder telekinetischen Experimenten erweisen.<br />

Unterhaltungszauberer können auf scheinbar „unnatürliche“ Weise z.B. Löffel<br />

verbiegen. Dies ist mit Hilfe verschiedener Tricks leicht möglich. Ein Unterhaltungskünstler<br />

erklärt z.B., dass er einen zwischen Zeigefinger und Daumen mit<br />

ausgestreckter Hand gehaltenen Löffel mit seinen „psychischen“ Kräften verbiegt.<br />

Was das Publikum zu sehen bekommt, ist, dass sich tatsächlich der Löffel verbiegt.<br />

78 Vgl. Zinser: Jugendokkultismus in Ost und West, München 1993, S. 53.

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