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Brennpunkt Esoterik - AGPF

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10 Okkultismus<br />

ruft sich für seine umfangreicheren Ausführungen auf seine „hellseherische Forschung“.<br />

Man kann allerdings nicht immer eindeutig entscheiden, ob er seine Ausführungen<br />

wörtlich oder sinnbildlich-symbolisch versteht. 14 R. Steiners umfangreiche<br />

Publikationen, die z. gr. T. auch in preisgünstigen Taschenbuchausgaben vorliegen,<br />

sind für die <strong>Esoterik</strong> und den Okkultismus des 20. Jh.s bei vielen Praktiken und vor<br />

allem Vorstellungen Stichwortgeber geworden und seine Schriften werden – meist<br />

ohne Angabe der Quelle – als Steinbruch für diese verwendet.<br />

Zur Verbreitung esoterischer und okkulter Vorstellungen haben auch die Schriften des<br />

Religionshistorikers Mircea Eliade (1907-1986) beigetragen. In seinen Veröffentlichungen<br />

und Büchern 15 , die mehrfach auch als Taschenbücher aufgelegt wurden, behandelt<br />

er viele Themen, die in der modernen <strong>Esoterik</strong> eine Rollen spielen: Schamanismus,<br />

Yoga, Ekstase, Gnosis, Märchen, Tantra, Alchemie und die von ihm „archaisch“<br />

genannten Religionen. In diesen hätte der Mensch als homo religiosus in Übereinstimmung<br />

mit den Göttern, Ahnen und der Natur gestanden. Der Mensch habe vor<br />

der Moderne in einem „heiligen Kosmos“ gelebt und dies habe „dem menschlichen<br />

Dasein einen Sinn“ gegeben (OkkM S. 67). „Für den religiösen Menschen der archaischen<br />

Gesellschaften existiert die Welt, weil sie von den Göttern geschaffen ist“ (H+P S. 96).<br />

Die Dinge in der Welt und die „vitalen Erlebnisse – Sexualität, Ernährung, Arbeit und<br />

Spiel“ seien nicht desakralisiert betrachtet worden, wie von modernen Menschen,<br />

sondern ihnen sei immer eine Bedeutung zugeschrieben worden als Einrichtungen<br />

der Ahnen und Götter. Damit hätte die Welt und das Leben zugleich immer einen Symbolcharakter<br />

gehabt und seien als sinnvoll erfahren worden (OkkM S. 97). Das Christentum<br />

und vor allem die moderne Welt hätten dieses Verständnis der Welt als eines<br />

sinnvollen Kosmos, in der die Menschen sich noch aufgehoben gefühlt hätten, aufgelöst.<br />

Besonders die Städter hätten die Verbindung zu diesem sinnvollen Kosmos verloren,<br />

nur die Landbewohner (in Europa) hätten, obwohl auch sie seit mehr als 1000<br />

Jahren christianisiert sind, „einen großen Teil des vorchristlichen religiösen Erbes“ in<br />

ihr Christentum „eingewoben“ und sich damit die „kosmische Struktur bewahrt“<br />

(H+P S. 96). Hingegen sei „der moderne Mensch nicht nur sich selber entfremdet, sondern<br />

auch der Natur“ (OkkM S. 19). Die „Beschäftigung mit dem Okkulten“ sei die<br />

„wirksamste Kritik und Ablehnung der religiösen und kulturellen Werte des Abendlandes“<br />

(OkkM S. 59) und die Astrologie, „der Glaube an die Vorherbestimmbarkeit<br />

des Schicksal durch die Planeten (bedeutet) letztlich eine Niederlage des Christentums“<br />

(OkkM S. 65). Das Horoskop ermögliche eine „neue Würde und zeigt unsere<br />

14 Er schreibt allerdings auch, Die Mission einzelner Volksseelen, Dornach 1994, S. 161: „Dabei müssen<br />

wir uns immer klar sein, dass das, was der Hellseher sieht, nicht etwa eine allegorisch-symbolische<br />

Bezeichnung ist, sondern dass das Wesenheiten sind“. Damit wird für die Ausführungen eine Wirklichkeit<br />

behauptet.<br />

15 M. Eliade: Yoga: Unsterblichkeit und Freiheit, Frankfurt a.M. 1985; Kosmos und Geschichte: der Mythos<br />

der ewigen Wiederkehr, Frankfurt a.M. 1986; Schamanismus und archaische Ekstasetechniken,<br />

Zürich 1957; Ewige Bilder und Sinnbilder: Über die magisch-religiöse Symbolik, Frankfurt a.M.<br />

1986; Mythen, Träume und Mysterien, Salzburg 1961, Das Mysterium der Wiedergeburt: Versuch<br />

über Initiationstypen, Frankfurt a.M. 1988; Die Sehnsucht nach dem Ursprung. Von den Quellen der<br />

Humanität, Frankfurt a.M. 1976; Von Zalmoxis zu Dschingis.Khan, Köln 1982; Geschichte der religiösen<br />

Ideen Bd. I – III, Freiburg i.Br. 1993; Das Heilige und das Profane: Vom Wesen des Religiösen,<br />

Hamburg 1957 (im Text als H+P zitiert); Das Okkulte und die moderne Welt, Salzburg 1978 (im Text als<br />

OkkM zitiert).

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