Brennpunkt Esoterik - AGPF
Brennpunkt Esoterik - AGPF
Brennpunkt Esoterik - AGPF
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Verbreitung und Organisationsformen des modernen Okkultismus<br />
diese unter Erwachsenen weniger verbreitet wären als unter Jugendlichen. Es liegen<br />
einzelne, nicht überprüfte Berichte vor, dass es in Hamburg Lehrerkollegien geben<br />
soll, die in den Schulferien mehr oder weniger gemeinsam an esoterischen „Ausbildungen“<br />
teilnehmen.<br />
Ferner ist wichtig festzuhalten, dass in solchen statistischen Erhebungen die persönliche<br />
Betroffenheit und Involviertheit in den Okkultismus nicht eindeutig festgestellt<br />
werden kann. Ob die Jugendlichen tatsächlich ein okkultes Weltbild übernommen<br />
haben, sich aus Spaß und Zeitvertreib an okkulten Praktiken beteiligen oder weil es in<br />
ihrem Bekanntenkreis gerade beliebt ist, lässt sich in der Regel auf Grund der vorliegenden<br />
Untersuchungen nicht entscheiden. Jedoch ist darauf hinzuweisen, dass in der<br />
Jugend Verhaltensweisen erlernt werden, auf die später besonders in Krisensituationen<br />
zurückgegriffen werden kann.<br />
Die früheren Erhebungen unter den Westberliner Schülern von Zinser ergaben, dass<br />
ca. Dreiviertel meinten, über okkulte Praktiken informiert zu sein, ca. die Hälfte<br />
äußerte ein Interesse an weiteren Informationen über Okkultismus und knapp ein<br />
Viertel gab an, okkulte Praktiken aktiv oder passiv auszuüben. Kartenlegen ist von<br />
allen okkulten Praktiken am verbreitetsten (zwischen 15–37 %), Gläserrücken wird<br />
vornehmlich von Jugendlichen ausgeübt. Nur 4,6 % gaben an, an extremen okkulten<br />
Praktiken aktiv (2,4 %) oder passiv (1,9 %) teilgenommen zu haben. Erwachsene noch<br />
seltener (zu Schwarzen Messen und Satanismus vergleiche Teil II und III dieses Bandes).<br />
Von den erwachsenen Schülern gaben ca. 50 % an, die eine oder andere okkulte<br />
Praxis bereits einmal ausgeübt zu haben, aber nur 25, 6 % verwendeten die eine oder<br />
andere Praxis zum Zeitpunkt der Untersuchung manchmal oder häufig. Der Kenntnisstand<br />
unterscheidet sich kaum, das Informationsbedürfnis ist etwas unter dem der<br />
jugendlichen Schüler. Von den adoleszenten und erwachsenen Studierenden hatten<br />
etwa ca. 65 % schon einmal eine okkulte Praxis benutzt, aber nur 22,3 % nahmen sie<br />
noch zum Zeitpunkt der Untersuchung in Anspruch. Der Kenntnisstand unterscheidet<br />
sich unwesentlich von den anderen befragten Erwachsenen und auch das Bedürfnis<br />
nach weiteren Informationen lag etwa genauso hoch. Bei den Befragungen in Ostberlin<br />
stellte sich heraus, dass damals (1990/91) die Kenntnisse über Okkultismus<br />
deutlich niedriger waren, das Bedürfnis nach weiteren Informationen entsprechend<br />
höher und die aktive Beteiligung etwa die Hälfte (11,8 %) von den westlichen Jugendlichen<br />
betrug. 103 Überraschend war, dass im Westen wie im Osten die Anzahl der<br />
Mädchen, die eine okkulte Praxis bereits einmal probiert hatten, zwei- bis viermal so<br />
hoch ist wie die der Jungen. An „Schwarzen Messen“ allerdings nehmen Jungen und<br />
Männer häufiger teil als Mädchen und Frauen.<br />
103 Bei kleineren Befragungen im Umland von Berlin konnte bis Mitte der 90er Jahre eine Angleichung<br />
des Verhaltens der Jugendlichen im Osten an das im Westen beobachtet werden. Allerdings kann<br />
für diese Untersuchungen keine Repräsentativität beansprucht werden, da die Auswahl der Befragten<br />
nicht kontrolliert werden konnte und die Anzahl der Befragten für verlässliche Interpretationen<br />
zu gering war. Außerdem mag die Nähe zu Berlin eine Rolle spielen, so dass die Ergebnisse<br />
nicht verallgemeinert werden dürfen.<br />
55