Brennpunkt Esoterik - AGPF
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Black Metal<br />
5. Black Metal<br />
195<br />
„Für die einen ist Black Metal Musik eine schnelle, rüde Spielart des Heavy Metal, für<br />
die anderen eine zügellose Leidenschaft, der man sich einfach nicht entziehen kann.<br />
Für die einen ist das Hören des Black Metal eine Abstumpfung der Sinne, für die anderen<br />
intensivere Selbsterfahrung. Für die einen ist Black Metal das zerstörerische und<br />
aggressionsstiftende Werk Satans, für die anderen das Zerfließen in und mit der<br />
Musik“. 209<br />
Black Metal entstand in den achtziger Jahren als eine Stilrichtung der Heavy-Metal<br />
Rockmusik und ist wegen der meist antichristlichen und gewalttätigen Texte über Tod<br />
und Gewalt seit ihrem Bestehen in der öffentlichen Kritik. Was oftmals jedoch von der<br />
schockierten Öffentlichkeit übersehen wird, ist die Intention vieler jugendlicher<br />
Schwarz-Metaller, denen es nicht um den Teufel oder Gewaltorgien, sondern um eine<br />
authentische Abgrenzung zum kulturellen Mainstream geht. Obwohl es sich bei der<br />
Black-Metal-Szene zweifelsohne um eine friedliche Jugendsubkultur handelt, gibt es<br />
auch zahlreiche Scharniere in den politischen Extremismus. Bereits die Fanheftchen<br />
und Homepages des Genres verdeutlichen die Bricolage aus Neuheidentum, Satanismus<br />
und Rechtsextremismus. Pentagramme und umgedrehte Kreuze gehören<br />
genauso zum Repertoire wie germanische Runen, Keltenkreuze, Hakenkreuze und<br />
andere Embleme des Neonazismus. In den letzten Jahren sind auch Verfassungsschutzbehörden<br />
auf die ideologische Radikalisierung der Schwarz-Metaller aufmerksam<br />
geworden und 1999 thematisiert der Verfassungsschutzbericht des Landes<br />
Thüringen die Black-Metal-Szene. In der Bestandsaufnahme heißt es:<br />
„Zur antichristlichen, neuheidnischen Ausrichtung kommt die Glorifizierung von Gewalt,<br />
Krieg und Tod. Einige der Black-Metal-Bands greifen auf nazistische Symbole<br />
zurück und betreiben in ihren Liedtexten rassistische Propaganda“. 210<br />
Einer angeblich schwachen, kalten und entfremdeten vom Christentum dominierten<br />
Gesellschaft stellt der rechtsradikale Flügel der Black-Metal-Szene die Rückkehr zu<br />
heidnischen Werten entgegen. Dabei wird das Heidentum allerdings „stets völkisch<br />
aufgeladen“ und als eine „arteigene Religion der Nordeuropäer“ beziehungsweise<br />
des „germanischen Volkes“ bezeichnet. 211<br />
Black Metal wird zum Instrument für politischen Ideologietransfair. Die bisher größtenteils<br />
unpolitische Jugendsubkultur durchlebt eine Veränderung. Stand der Kult<br />
jahrelang für eine martialisch zur Schau getragene „antichristliche Rebellion“ 212 , mischen<br />
seit Mitte der neunziger Jahre europaweit immer mehr Schwarzmetaller ihren<br />
209 Klaus Farin/Ingo Weidenkaff: Jugendkulturen in Thüringen, Erfurt 1999, S. 61<br />
210 Verfassungsschutzbericht des Freistaates Thüringen 1999, S. 66<br />
211 Johannes Lohmann: Are the kids all right?, Journal der Jugendkulturen, Berlin November 2002,<br />
S. 12<br />
212 Farin/Weidenkaff, a.a.O., 1999, S. 61