22.08.2013 Aufrufe

Brennpunkt Esoterik - AGPF

Brennpunkt Esoterik - AGPF

Brennpunkt Esoterik - AGPF

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

24 Okkultismus<br />

ropa und in unsere Zeit durch die Ablösung von ihren jeweiligen sozialen Gemeinschaften.<br />

In diesen hatten diese Kulte, Objekte und Lehren eine verpflichtende Bedeutung.<br />

Sie konnten als symbolische Darstellung der jeweiligen moralischen und solidarischen<br />

Gemeinschaft angesehen werden. Da diese Gemeinschaften entweder bereits<br />

untergegangen sind oder in der Ferne bleiben, verlieren diese Kulte und Objekte ihren<br />

verpflichtenden Charakter und verwandeln sich in eine vielleicht unterhaltsame Freizeitbeschäftigung<br />

und ihre dinglichen Symbole in Konsumartikel. Ein spielerischer<br />

Umgang mit Hexenvorstellungen als Medium der Selbstverständigung und Kommunikation<br />

mag vielleicht noch hinnehmbar sein, obwohl eine vergangenen gesellschaftlichen<br />

Verhältnissen entsprechende Orientierungs- und Denkstruktur den aktuellen<br />

Verhältnissen einer industriell-bürokratischen Gesellschaft unangemessen ist und für<br />

eine Lösung der aktuellen Konflikte in die Irre führen mag. Jedoch muss eindeutig<br />

Versuchen entgegengetreten werden, in denen unter Berufung auf einen angeblich<br />

weltweit verbreiteten Glauben an Hexen „die Hexenfrage zumindest teilweise losgelöst<br />

vom historischen Hintergrund der Hexenverfolgung der frühen Neuzeit diskutiert“<br />

werden soll 32 . Wenn dabei die Frage, ob es Hexen mit den ihnen zugeschriebenen<br />

Mächten nun wirklich gibt, offengelassen wird, wird Hexerei als Tatbestand für möglich<br />

erklärt. Damit aber ist auch impliziert, dass die Anklagen gegen Hexen begründet<br />

waren und sind. Hexereianklagen haben nicht nur in der frühen Neuzeit in Katastrophen<br />

geführt, sondern stellen auch heute z.B. in Afrika eine Katastrophe dar. 33<br />

2.10. Astrologie<br />

Die Astrologie gehört wahrscheinlich zu den bekanntesten okkulten Praktiken. In fast<br />

jeder Zeitung finden sich tägliche Horoskopmeldungen; diese werden freilich von den<br />

sich „seriös“ nennenden Astrologen als ungenau oder gar unsinnig abgewiesen. Die<br />

Astrologie geht (in der europäischen Tradition) auf die frühen Kulturen des<br />

Zweistromlandes 34 zurück und ist durch die gesamte Geschichte mehr oder weniger<br />

immer benutzt worden. In ihr wird ein Zusammenhang zwischen den Sternen und<br />

ihrer jeweiligen Stellung zueinander zur Zeit der Geburt eines Menschen mit seinen<br />

Charaktereigenschaften und seinem Lebensweg usw. angenommen. Jedem einzelnen<br />

Planeten, der Sonne, dem Mond und den Sternbildern sind bestimmte Qualitäten beigelegt,<br />

die in ihrer Konstellation (lat. Stellung der Sterne) zur Auskunft über die Partnerwahl,<br />

Lebensentscheidungen usw. herangezogen werden. Es werden auch für einzelne<br />

Ereignisse, sei es politischer oder sei es individueller Art, die Sterne befragt. Die<br />

Deutung des Gestirnhimmel ist in den sich als „seriös“ betrachtenden astrologischen<br />

Gutachten mit erheblichem mathematischen Aufwand verbunden. Heute gibt es<br />

dafür auch Computerprogramme, mit denen man sich selber ein Horoskop aufstellen<br />

lassen kann, doch werden in der Regel wohl gegen eine entsprechende Gebühr die<br />

32 Vgl. W. Köpke und B. Schmelz (Hg.): Hexenwelten, Bonn: Holos 2001, Mitteilungen aus dem Museum<br />

für Völkerkunde Hamburg, Neue Folge Bd. 31, Vorwort u. passim.<br />

33 Vgl. z.B. Hexenwahn, Ängste der Neuzeit, Hg. Von R. Beier de Haan, R. Voltmer und Fr. Irsigler, Wolfratshausen:<br />

Edition Minerva Hermann Farnung 2002.<br />

34 das Land zwischen Euphrat und Tigris

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!