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Brennpunkt Esoterik - AGPF

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Verbreitung und Organisationsformen des modernen Okkultismus<br />

5. Verbreitung und Organisationsformen<br />

des modernen Okkultismus<br />

5.1. Verbreitung des modernen Okkultismus<br />

In den 1980er Jahren war in den Medien immer wieder die Rede von einer Okkultwelle,<br />

die durch (West-) Deutschlands Schulen „schwappe“. Diese Meldungen hatten<br />

zahlreiche, z. T. erschreckende Berichte über Einzelfälle zur Grundlage. Von solchen<br />

erschreckenden Fällen wird seitdem immer wieder berichtet.<br />

Erst seit Anfang der neunziger Jahre wurden empirische Erhebungen zur Beteiligung<br />

Jugendlicher an okkulten Praktiken und Vorstellungen durchgeführt. Deren Ergebnisse<br />

zeigen freilich kein einheitliches Bild. Dies liegt zum Teil an der Anzahl der in<br />

den verschiedenen Erhebungen Befragten, zum Teil begründen sich die Unterschiede<br />

aus dem Untersuchungsgebiet (Großstadt – ländliche Regionen; große Unterschiede<br />

finden sich auch zwischen Ost und West). Schließlich ergeben sich deutliche Unterschiede<br />

daraus, wonach gefragt wurde. Die Shell Studie 96 von 1992 fragte nach der<br />

Mitgliedschaft in „okkulten Gruppen“ und fand heraus, dass 3% der Befragten sich als<br />

Mitglieder einer solchen Gruppe verstanden (4% der befragten Jugendlichen in den<br />

alten und 1% in den neuen Bundesländern). Nun sind, wie gezeigt, Okkultisten Individualisten,<br />

jeder setzt sich wie in einer Brikolage (Schnipselbild) seine eigenen Praktiken<br />

zusammen und wählt die Vorstellungen aus, die ihm zusagen. Dies bildet kaum<br />

eine Grundlage für verbindliche Gruppenbildungen. 97 Jugendliche und erwachsene<br />

Okkultanhänger verhalten sich eher wie ein Publikum oder wie Klienten und Kunden,<br />

die die jeweils favorisierten Praktiken und Vorstellungen, bzw. ihr jeweiliges Idol<br />

wechseln.<br />

J. Mischo hat 1990/91 in Rheinlandpfalz 1754 Jugendliche befragt und von diesen 31,1 %<br />

Okkultpraktizierende festgestellt. 98 A. Bucher befragte 1994 650 Schweizer Jugend-<br />

96 Shell, Jugendwerk d. D.S. (Hg.): Jugend 92. Lebenslagen, Orientierungen und Entwicklungen im<br />

vereinigten Deutschland, 4 Bde., Opladen: Leske und Budrich 1992.<br />

97 Die Schwierigkeiten, auf der Grundlage okkulter Vorstellungen eine soziale Organisation zustande<br />

zu bringen, kann man an dem 1995 gegründeten, kurzlebigen Dachverband der Geistheiler beobachten.<br />

In ihm sollen zunächst ca. 23 Einzelverbände mit ca. 50.000 Personen organisiert gewesen<br />

sein; die meisten davon Interessierte und Kunden, aber auch ca. 2500 Personen, die sich selber<br />

als Geistheiler verstanden, wie der frühere 1. Vorsitzende H. Wiesendanger berichtet. Drei<br />

Jahre später waren gerade noch 2.000 Menschen durch den DGH vertreten. (Wiesendanger<br />

(Hg.): Hat geistiges Heilen Zukunft? In: Geistiges Heilen für eine neue Zeit, München: Kösel 1999,<br />

S. 358-408, S. 384, S. 397. Der Zerfall dieses Verbandes hat sicherlich, wie der dann ausgetretene<br />

1. Vorsitzende schreibt, auch Gründe „in einem Gemisch von persönlichen Animositäten, Eitelkeit<br />

und ideologischer Verbohrtheit“ (S. 381), – solche Probleme gibt es in jeder sozialen Organisation –,<br />

98<br />

grundlegender dürften jedoch die inneren Widersprüche okkulter Vorstellungen sein.<br />

J. Mischo: Okkultismus bei Jugendlichen. Ergebnisse einer empirischen Untersuchung, Mainz: Grünewald<br />

1991.<br />

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