Brennpunkt Esoterik - AGPF
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222 Rechtsradikalismus in der <strong>Esoterik</strong><br />
preiszugeben. In „Entwirrungen“ fragt der Autor, „was ist mit dieser äußerst dysfunktionalen<br />
Welt eigentlich los? Warum werden so viele Entscheidungen wider alle<br />
Vernunft getroffen?“ 310 Bei der Suche nach den Antworten will er die Dinge auf den<br />
Punkt bringen – Tabus brechen. Bei seiner Analyse arbeitet Conrad mit Schwarz-Weiß-<br />
Rastern. Während auf der einen Seite angeblich „Mächte am Werk sind, die unseren<br />
Planeten kontrollieren“ und nicht wollen, „dass wir frei von Angst werden“ 311 , sieht<br />
der Autor auf der anderen Seite „Lichtarbeiter“. Deren Aufgabe sei es zu „helfen (...)<br />
diesen Planeten wieder mit Licht zu erfüllen, das ihm rechtmäßig zusteht“. 312 Auf der<br />
finsteren Seite lokalisiert Conrad Freimaurer und Geheimbünde. Explizit nennt er<br />
unter anderem „Illuminati, Bilderberger, Vatikan, Zionisten, CIA, Rothschilds, CFR,<br />
NSA, Trilaterale Kommission, JASON Society, Skull & Bones etc.“ 313 In seinem theoretischen<br />
Gebäude nimmt Conrad direkt bezug auf die Diffamierungen in den Bänden<br />
Jan v. Helsings, die er „jedem nur wärmsten ans Herz“ legen möchte. 314 Die Produkte<br />
des unheilvollen Wirkens der Verschwörer skizziert Conrad in einem imposanten<br />
Horrorszenario:<br />
„Alle Völker sollen durch Hunger, Krieg, Entbehrungen, Hass, Neid und Seuchen zermürbt<br />
werden, so dass sie irgendwann eine Lösung der Probleme durch die Illuminaten<br />
regelrecht herbei betteln würden. (...) Der Glaube an einen Gott soll ihnen durch<br />
Entsittlichung genommen werden. (...) Die Jugend soll durch eine Erziehung nach<br />
falschen Grundsätzen verdummt, verführt und verdorben werden. So soll erreicht<br />
werden, dass die verzweifelten Staaten mit Freude eine gemeinsame Regierung für<br />
die gesamte Welt annehmen werden, ohne zu wissen, dass damit die Illuminati die<br />
Weltherrschaft bekommen. Wenn sich ein Staat widersetzt, müssen die Nachbarstaaten<br />
zum Krieg gegen ihn angestachelt werden.“ 315<br />
Unter Bezugnahme auf die Fälschung „Die Protokolle der Weisen von Zion“ verknüpft<br />
Conrad seine Kernthesen mit antisemitschen Klischees. So gingen die Protokolle<br />
angeblich auf „ein Treffen von jüdischen Bankern im Hause der Rothschilds in<br />
Frankfurt 1773 zurück“. Hier hätten diese „einen Plan ausgearbeitet wie sie mit denselben<br />
Methoden das Vermögen der Welt unter Kontrolle bringen können“. Dazu sehe<br />
man in diesen Protokollen „den Zustand der Welt, wie wir sie heute haben“. 316 Insgesamt<br />
stünden hinter dem „geistigen Chaos“ und der „geistige(n) Desorientierung“<br />
Produkte „jüdische(r) Gedanken“, die „jede staatliche Ordnung durch die Schaffung<br />
Demokratien“ zerstören würden. 317 An anderer Stelle wird seitenlang aus den „Protokollen<br />
der Weisen von Zion“ zitiert, als Belegdokument für die „Eine-Welt Regierung“<br />
unter der Herrschaft der Illuminati. 318<br />
310 Jo Conrad: Entwirrungen, Covertext<br />
311 Jo Conrad: Entwirrungen, S. 11<br />
312 Jo Conrad: Entwirrungen, S. 16<br />
313 Jo Conrad: Entwirrungen, S. 66<br />
314 Jo Conrad: Entwirrungen, S. 66<br />
315 Jo Conrad: Entwirrungen, S. 67<br />
316 Jo Conrad: Entwirrungen, S. 70<br />
317 Jo Conrad: Entwirrungen, S. 70<br />
318 Jo Conrad: Entwirrungen, S. 95