Brennpunkt Esoterik - AGPF
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40 Okkultismus<br />
was das Unbewusste 76 wirklich sei und welche Eigenschaften es habe, zumal wenn es<br />
verallgemeinert als „kollektives Unbewusstes“ unterstellt wird. Psychologische Prozesse,<br />
die in der Psychologie bis heute vielfach nicht hinreichend geklärt sind, dürften<br />
vielen, wenn nicht allen Phänomenen im Okkultismus zugrunde liegen. Im Okkultismus<br />
werden diese innerpsychischen Vorgänge zu äußeren gemacht und ihnen über<br />
ihre psychische Wirklichkeit eine gegenständliche Wirklichkeit zuerkannt.<br />
3.6. Im Okkultismus werden weiter allgemeine Prinzipien zugrundegelegt, darunter<br />
vornehmlich eine Verbundenheit von allem mit allem, eine Parallelisierung und Analogisierung<br />
von oben und unten und von „im kleinen, so im großen“. Was im Mikrokosmos<br />
gelte, gelte auch im Makrokosmos, usw.<br />
Ob solche allgemeinen Prinzipien zutreffen oder nicht, ist umstritten, empirisch beweisbar<br />
sind sie nicht. Ein solches holistisches (ganzheitliches) Weltbild bleibt vage<br />
und Aussagen über konkrete Sachverhalte und Zusammenhänge, z.B. zwischen dem<br />
Lauf und der Stellung der Gestirne und dem Lebensweg eines einzelnen, konnten bisher<br />
nicht nachgewiesen werden. Wenn es einen Zusammenhang zwischen den Gestirnen<br />
und dem Lebensweg des einzelnen gäbe, müssten alle Menschen, die z.B. bei<br />
einem großen Unglück den Tod finden, auch gemeinsame astrologische Daten aufweisen.<br />
Die einfache Frage: „Hatten die Menschen, die beim Untergang der Titanic ertrunken<br />
sind, das gleiche oder ein ähnliches Sternbild?“ muss negativ beantwortet<br />
werden. Der Holismus bleibt programmatisch.<br />
76 Dass es Unbewusstes gibt, wird heute kaum noch jemand bestreiten. Man kann es alltäglich erfahren,<br />
z. B. wenn einem Sachverhalte, Namen usw. nicht präsent sind, die einem bei anderer Gelegenheit<br />
sofort bewusst sind. Das Problem besteht in der Qualifizierung dieser unbewussten Inhalte<br />
(Wissen, Gefühle usw.). Die Auszeichnung dieses unbewussten Wissens etc. als Verdrängtes<br />
in der Freudschen Psychoanalyse mag in der besonderen Situation der Therapie eine gewisse Berechtigung<br />
haben, die Verallgemeinerung, dass alles Unbewusste auf Verdrängungsprozesse<br />
zurückzuführen sei, muss abgewiesen werden. Sie macht eine Aussage über ein Unbekanntes und<br />
nähert sich damit selber okkulten Vorstellungen an. Vgl. H. Zinser: Kollektives Unbewusstes und Freie<br />
Assoziation, Tübingen: Medien Verl. Köhler, 2000, S. 118-27.