Brennpunkt Esoterik - AGPF
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208 Rechtsradikalismus in der <strong>Esoterik</strong><br />
In einer Selbstdarstellung beschreibt sich der frühere Sigill-Herausgeber und heutige<br />
Zinnober-Mitarbeiter Pockrandt als Vertreter der typisch neurechten-Gesellschaftskritik<br />
und konservativer Revolutionär:<br />
„Der Herausgeber der Sigill, Jahrgang 73, kann nicht gerade als Freund des American<br />
way of life bezeichnet werden. Quantität, Seelenlosigkeit, Gleichmacherein,<br />
Naturverschmutzung und Prinzipienlosigkeit, kurz: bürgerliche Gesellschaft, die Unfähigkeit<br />
des homo sapiens zu Alternativen und Visionen, sowie die Angewohnheit<br />
der Masse Mensch alles Tun und Sein in Zahl und Dollar zu fassen, haben aus ihm<br />
einen leidenschaftlichen Provokateur, einen ironisch-zynischen Misantrophen und<br />
einen reaktionären Lebensstilakrobaten gemacht“. 252<br />
In den Szeneheften Sigill und später Zinnober fusionieren Neuheidentum, Rechtsradikalismus,<br />
Antichristentum, <strong>Esoterik</strong> und Dark Wave-Subkultur. Beispielhaft hierfür<br />
steht das Interview mit dem Bandleader der rechtsradikalen Gruppe „Death in<br />
June“ Dougles Pearce. In den Interviewpassagen dokumentieren sich Mystik, Irrationalität<br />
und Kulturpessimusmus der rechten Gothicgruppe:<br />
„Wir leben schon in den Zeiten der Schwarzen Sonne. Sie schwebt schon über uns allen<br />
als wahrer Niedergang Europas, ganz egal, wo auch immer wir uns in der Welt befinden<br />
sollten. Sie schaut auf uns herab und wartet. Sie steht als Zeichen für unseren kollektiven<br />
Faustischen Pakt. Es ist die Flagge der arischen Nation, die winselt. Es ist<br />
Gott“. 253<br />
Eine weiteres Sigill-Interview im Netz stammt von Zeena LaVey, die fünf Jahre lang<br />
Sprecherin der neosatanistischen „Church of Satan“ war. Die Aussagen sind von sehr<br />
stark antichristlichen und antijüdischen Klischees geprägt, was folgende Passagen belegen:<br />
„Die Welt leidet gegenwärtig an einer Überbevölkerung, die das direkte Resultat<br />
der jüdisch-christlichen Idee ist, die besagt, dass alles Menschliche heilig ist,<br />
während einige Tiere, vor allem die Raubtiere ‚Boten des Teufels’ wären.“ An anderer<br />
Stelle positioniert sie die nationalsozialistische <strong>Esoterik</strong> gar über die christlich-jüdische<br />
Glaubenslehre:<br />
„Die okkulten und magischen Glaubensüberzeugungen der Nationalsozialisten variierten<br />
ebenfalls sehr stark. Zum Beispiel war Rosenberg stark antichristlich; Hess beschäftigte<br />
sich mit Astrologie; Himmler suchte den Gral und Darre vertrat die ‚Blut<br />
und Boden’ Ökologie. Alles weicht von einander ab und ist dennoch vereint in der<br />
Suche nach dem europäischen Mythos. Es ist auf alle Fälle besser als die Forschung in<br />
dem östlichen Sklavenkult“. 254<br />
Das Sigill-Nachfolgeorgan „Zinnober“ schlägt inhaltlich in die selbe Kerbe und veröffentlicht<br />
unter anderem ein Interview mit dem Musiker Ian Read und seinem Projekt<br />
252 Sigill, Nr. 20, S. 7<br />
253 Homepage des Eislicht-Verlages, Text 17.1.<br />
254 Homepage des Eislicht-Verlages, Text 9.1.