Brennpunkt Esoterik - AGPF
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28 Okkultismus<br />
bei denen der holländische „Sensitive“ Croiset voraussagte, welche Person bei einer<br />
zukünftigen Veranstaltung einen bestimmten Platz einnehmen würde. Diese Versuche<br />
konnten in anderen Untersuchungen nicht wiederholt werden und sowohl G. Croiset<br />
wie W. H.C. Tenhaeff wurden später des Betruges bei ihren Versuchen überführt. 43 Seit<br />
den dreißiger Jahren sind zahlreiche weitere Experimente unternommen worden, darunter<br />
auch solche mit „außerkörperlichen Erlebnissen“ (out of body experiences). Im<br />
Schlaf, Erschöpfungszuständen, durch Drogenkonsum usw. kann das bewusste Ich<br />
wie von außerhalb des Körpers erlebt werden. Durch Experimente suchte die Parapsychologie<br />
die Möglichkeit dieser Art Seelenreise, wie sie auch in vielen Religionen<br />
berichtet werden, zu beweisen. Hingewiesen sei auch auf die sog. Ganzfeld-Experimente,<br />
bei denen eine von äußeren Reizen weitgehend abgeschirmte Versuchsperson<br />
Mitteilungen einer Senderperson identifizieren soll. Eine sorgfältige Analyse der zahlreichen<br />
Berichte über die Experimente ergab, dass die zunächst behaupteten Psi-Phänomene<br />
nicht einmal statistisch erwiesen waren. 44 Da die behaupteten Phänomene mit<br />
den Grundannahmen der Wissenschaft nicht zu vereinbaren waren und sind, wurde<br />
gefordert, dass solche Untersuchungen methodisch das Außergewöhnliche des Okkulten<br />
berücksichtigen müssten.<br />
Um sich vom alltäglichen Okkultismus zu unterscheiden, legten sich diese Unternehmungen<br />
im Anschluss an den Philosophen Max Dessoir (1867-1947) den Namen Parapsychologie<br />
zu. Diesen Ausdruck hatte der Psychologe T. K. Oesterreich 45 aufgegriffen<br />
und für den „wissenschaftlichen Okkultismus“ vorgeschlagen, er hat sich inzwischen<br />
als Bezeichnung durchgesetzt. 46 Die Parapsychologie sucht seit dem<br />
Philosophen, Biologen und Theosophen Hans Driesch (1867-1941) eine Anerkennung<br />
als Wissenschaft zu erhalten. Dies wird freilich bis heute aus methodischen und theoretischen<br />
Gründen, aber auch wegen der immer wieder nachgewiesenen Betrugsversuche<br />
abgewiesen. H. Driesch konstatierte 1932 47 : „Restlos gesichert ist nämlich unseres<br />
Erachtens auf parapsychologischem Boden zur Zeit schlechterdings nichts, weil in<br />
keinem einzigen Fall die Untersuchungsbedingungen eine taschenspielerische Täuschung<br />
seitens des Mediums oder eines Teilnehmers vollständig ausschließen konnten<br />
– mag es sich um bewusste oder unbewusst-somnambule 48 Täuschung handeln“.<br />
Um diesen Zustand zu überwinden, entfaltete er in seinem Buch eine parapsychologische<br />
Methodenlehre, mit der er eine Sicherung der okkulten Phänomene und der parapsychologischen<br />
Lehre herbeiführen wollte.<br />
43 Vgl. O. Prokop und W. Wimmer: Der moderne Okkultismus, S. 170ff.<br />
44 Vgl. Ray Hayman: The Ganzfeld Psi Experiment: A critical Appraisel, in: Journal of Parapsychology<br />
Vol 49, 1985, sowie die Antwort von Charles Honorton: Meta-Analysis of Psi Ganzfeld Research: A<br />
Response to Hayman, in: Journal of Parapsychology Vol 49, 1985.<br />
45<br />
T.K. Oesterreich: Der Okkultismus im modernen Weltbild, Dresden 1921, S. 19.<br />
46<br />
Doch liegen die verschiedenen parapsychologischen Institute und Vereine miteinander in Streit,<br />
welches den Anspruch der Wissenschaftlichkeit erfülle und welches nicht.<br />
47<br />
Hans Driesch: Parapsychologie (1932), 4. Auflage, Frankfurt a. M. 1984, S. 78. Zu einem ähnlichen<br />
Ergebnis kommt auch 50 Jahre später Lutz Müller: Parapsychologie und Täuschungskunst, Wiesbaden<br />
1977; ders.: Para Psi und Pseudo, Frankfurt a.M. 1980.<br />
48<br />
Somnambulie (von lateinisch somnus – Schlaf und ambulare – umhergehen) Schlafwandeln.