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Brennpunkt Esoterik - AGPF

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Okkultismus – Wissenschaft – Religion<br />

unverfügbar gemacht. In den monotheistischen Religionen ist diese Unverfügbarkeit<br />

auf den Begriff Gottes übergegangen. Zwar gab es in allen Religionen immer wieder<br />

einzelne, die Gott verfügbar machen wollten, aber diese Unternehmungen wurden<br />

immer abgewiesen. Okkultisten und <strong>Esoterik</strong>er behaupten nun nicht nur, dass es ein<br />

Unbekanntes, ein Höheres, ein Göttliches oder Absolutes gibt, sondern sie reklamieren<br />

für sich oder wenigsten für ihre „mental begabten“ Spezialisten einen besonderen<br />

Zugang zu diesem Absoluten und sogar, dass sie es durch ihre meist technischen Apparaturen<br />

verfügbar machen können. Am deutlichsten wird dies bei Geistheilern, die<br />

eine „göttliche Kraft“ meinen, für ihre Zwecke einsetzen zu können und bei den Spiritisten,<br />

die heute mit dem Channeling meinen, die Totengeister jederzeit verfügbar machen<br />

zu können. Beides ist dem religiösen Bewusstsein anstößig. Auch widerspricht es<br />

den nicht nur in der europäischen Tradition entfalteten Vorstellungen von Gott und<br />

dem Heiligen.<br />

Auflösung der Verbindlichkeit stiftenden moralischen und solidarischen Gemeinschaften<br />

und Verfügbarmachen des in den Religionen für unverfügbar Angesehenen<br />

zeichnen die <strong>Esoterik</strong> und den modernen Okkultismus aus und beides steht in Spannung,<br />

sogar Widerspruch zu den Grundlagen der Religionen. Allenfalls könnte man<br />

bei der <strong>Esoterik</strong> und beim modernen Okkultismus von privater Individualreligion<br />

sprechen.<br />

Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass durch die Trennung von Staat und Kirche, Religion<br />

und Gesellschaft in der Moderne eine Privatisierung von Religion eingeleitet ist,<br />

die in <strong>Esoterik</strong> und Okkultismus vielleicht nur eine ihrer extremsten Ausformungen<br />

findet. Die Trennung von Staat und Kirche sollte eine Befreiung von den als Zwang erfahrenen<br />

religiösen Normen, die nur für die gelten können, die sich zu dieser Religion<br />

oder Konfession bekennen, und ihrem Missbrauch durch Priester und Könige herbeiführen;<br />

sie hat aber zugleich die kollektive Verbindlichkeit von Religion herabgesetzt<br />

oder gar aufgelöst und damit einer individualistischen und privatistischen Verwendung<br />

religiöser Vorstellungen, Handlungen und Symbole den Weg bereitet. Um<br />

Missverständnisse zu vermeiden, sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Wiedereinführung<br />

einer Staatsreligion oder Staatskirche das Problem nicht löst, sondern<br />

nur die Religionsfreiheit beseitigen würde.<br />

4.3. Okkultismus als neue Form von Magie,<br />

Aberglaube und Spiritualität<br />

Während in der <strong>Esoterik</strong> sich die Selbstbezeichnung Spiritualität und Magie findet,<br />

sprechen nur Gegner des modernen Okkultismus von Aberglaube. Der Ausdruck<br />

Aberglaube entstammt der religiösen Polemik und soll den falschen Glauben bezeichnen.<br />

Nun gibt es keine Kriterien, um einen richtigen Glauben von einem falschen zu<br />

unterscheiden, wenn man nicht sich die Positionen des einen Glaubens zu eigen<br />

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