Brennpunkt Esoterik - AGPF
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180 Rechtsradikalismus in der <strong>Esoterik</strong><br />
3.6. Artgemeinschaft<br />
Die größte heidnisch-germanische Gruppe Deutschlands ist die „Artgemeinschaft<br />
e.V. – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung“. Die<br />
Organisation wurde 1951 gegründet und vereinigte sich 1965 mit der Nordischen<br />
Glaubensgemeinschaft e.V., die bereits 1927 gegründet wurde. 1983 fand eine weitere<br />
Vereinigung mit den 1924 gegründeten Nordnungen statt. Die so vergrößerte Neuheidengruppe<br />
wirbt mit einer „Neugestaltung eines uns gemäßen Glaubens“ und einem<br />
„regen Gemeinschaftsleben“ 155 und kommt heute auf 120 Mitglieder. 156 Zu einzelnen<br />
Treffen wie den alljährlichen „Sonnenwendfeiern“ oder der „Gemeinschaftstagung“<br />
kommen gar bis zu 300 Personen, wie der thüringische Verfassungsschutz feststellen<br />
konnte. 157<br />
Im Gegensatz zu anderen Organisationen aus dem neuheidnischen Spektrum bezieht<br />
sich die Artgemeinschaft nicht auf Guido von List und Lanz von Liebenfels. Wichtige<br />
theoretische Vorbilder sind hingegen Schopenhauer, Nietzsche, Eduard v. Hartmann<br />
und Feuerbach, mit deren Hilfe man der „christlichen Moral“ eine „von heidnischen<br />
Vorstellungen ausgehende Ethik“ entgegensetzen möchte. 158<br />
Ein Glaube an Götter ist für die Artgemeinschaft kein entscheidendes religiöses Kriterium<br />
und wird von ihren Mitgliedern unterschiedlich gelebt. Bindend ist hingegen<br />
eine kompromisslose Achtung der Naturgesetze, wie sie auch in der zentralen spirituellen<br />
Grundlage der Artgemeinschaft in der sogenannten „ARTBEKENNTNIS“, 159<br />
zu finden ist:<br />
„1. Alles Leben wirkt nach Naturgesetzen. Uns offenbart sich das Göttliche in diesen<br />
ewigen, ehernen Gesetzen, gegen die zu verstoßen widersinnig ist. Wir bekennen<br />
uns zu einem Leben im Einklang mit den Naturgesetzen.<br />
2. Kampf ist Teil des Lebens (....). Wir bekennen uns zu diesem nie endenden Lebenskampf.<br />
3. Die Menschenarten sind verschieden in Art und Wesen (...). Wir bekennen uns zur<br />
Haltung und Förderung unserer Menschenart als höchstem Lebensziel, denn auch<br />
sie ist eine Offenbarung des Göttlichen.<br />
4. Leib und Seele bilden eine Einheit. Wir bekennen uns zu gleicher Wertschätzung<br />
von beiden.<br />
5. Unser Sein verdanken wir wesentlich Eltern und Ahnen. Wir bekennen uns zur<br />
Verehrung unserer Ahnen. (...)<br />
11. Ohne den Tod des Einzelwesens sind die Arten nicht lebens- und entwicklungsfähig.<br />
Wir bekennen, dass der einzelmenschliche Tod nicht Strafe oder Erlösung<br />
aus einem angeblichen irdischen Jammertal, sondern Voraussetzung für das künftige<br />
Gedeihen unserer Art ist.“<br />
155 Nordische Zeitung, 1992 Heft 4, Umschlag<br />
156 Verfasungsschutzbericht des Landes Bayern 2002, S. 91<br />
157 Landesamt für Verfassungsschutz Thüringen: Nachrichtendienst 12/2003<br />
158 Flugblatt: Die 10 Gebote oder die Sippengesetze unserer Art? – Dokument ist im Besitz des Autoren<br />
159 Dokument ist im Besitz des Autoren