Brennpunkt Esoterik - AGPF
Brennpunkt Esoterik - AGPF
Brennpunkt Esoterik - AGPF
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Satanismus und Rechtsradikalismus<br />
4. Satanismus und<br />
Rechtsradikalismus<br />
185<br />
Einen weiteren Graubereich zwischen Rechtsextremismus und <strong>Esoterik</strong> ergeben sich<br />
auch bei einer Analyse der satanistischen Kleingruppen in Deutschland. Hier stehen<br />
im Besonderen das Elitedenken, Sozialdarwinismus, ausgeprägte Schwarz-Weiß-<br />
Raster samt Anspruch auf ein Wahrheitsmonopol, eine teilweise Abwendung<br />
demokratisch-humanitärer Weltbilder sowie eine Diffamierung konkurrierender<br />
Religionsgemeinschaften wie beispielsweise dem Christen- und Judentum im Mittelpunkt.<br />
Diese ideologischen Extremismen sind eng mit einer mehr oder minder starken<br />
Gewaltakzeptanz verknüpft, die es Satanisten in einigen Logen erlaubt, über die körperliche<br />
Unversehrtheit von Gruppenmitgliedern zu bestimmen, bis in Einzelfällen<br />
hin zur Frage über Leben und Tod. Hierbei geht es jedoch nicht um politische Gewalt,<br />
sondern um die Idee, bei Gewaltakten bis hin zu Tötungen die Energie des Opfers zu<br />
gewinnen. Insofern dienen die teilweise exzessiven Gewalttaten im Satanismus meist<br />
mehr einer Ich-Befriedigung, als ideologisierten inhaltlichen Zielen. Gewalt- und<br />
Mordtaten gegen Christen und Schändungen von Gotteshäusern und Friedhöfen,<br />
dokumentieren aber auch, dass gerade jugendzentristische Satanisten auch zu<br />
weltanschaulich-zielgerichteten Straftaten neigen. Ideologisch fällt immer wieder ein<br />
krasser Sozialdarwinismus auf, der sich durch die Ideologie zahlreicher neosatanistischer<br />
Gruppen zielt. An prominentester Stelle heißt es in der „Satanic Bible“, dem<br />
Standartwerk der „Church of Satan“: „Verflucht sind die Schwachen, denn sie werden<br />
ausgelöscht werden“. 174<br />
Bieten derlei menschenverachtende Parolen bei Anhängern harmloserer Zirkel bei<br />
wohlwollender Interpretation eine Chance, Minderwertigkeitskomplexe zu überwinden,<br />
bekommt dieses Moment bei näherem Hinsehen allerdings einen nicht ungefährlichen<br />
Beigeschmack: Zur Ich-Stärkung addiert sich sehr schnell die Vorstellung,<br />
rituale Macht über andere Personen oder die Umwelt zu bekommen, eine scheinbar latente<br />
Wut ausleben zu dürfen bis hin zur Idee, Naturgesetze zu meinen Gunsten<br />
verändern zu können. 175<br />
4.1. Church of Satan (CoS)<br />
Keine Gruppe repräsentiert so sehr den rationalistischen Satanismus wie die „Church<br />
of Satan“. (vgl. Ingolf Christiansen, II. Satanismus) Die Gruppe steht beispielhaft für<br />
die Popularisierung eines modernen Satanismus im Sinne einer Vulgarisierung des<br />
174 Anton Szandor La Vey: Die Satanische Bibel, 2. Auflage, Berlin 1999, S. 37<br />
175 Endbericht der Bundestagsenquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“,<br />
1998, S. 83