Brennpunkt Esoterik - AGPF
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174 Rechtsradikalismus in der <strong>Esoterik</strong><br />
Zu den Feindbildern der ANSE gehört unter anderem das Christentum, das als<br />
„fremdreligiös“ für Deutsche betrachtet, und distanziert als „orientalische Eingott-<br />
Religion“ beschrieben wird. 125 Dazu hätte sich das Christentum gegen die heidnischen<br />
Religionen nur durchgesetzt, „weil es Dekadenz brachte und sie mit Gewalt durchsetzte.“<br />
In einem radikalen Aufruf zum Kampf gegen die christlich dominierte Gesellschaft<br />
heißt es in einem Beitrag: „Die kranke ‚Zivilisation’ wird von einem gesunden<br />
‚Barbarentum’ überrannt werden, das dieses Mal von innen kommt. ‚Zivilisation’ bedeutet<br />
heutzutage Unkultur. Also kann wirkliche Kultur vom System der Dekadenz<br />
nur als ‚Barbarei’ bezeichnet werden. (...) Es weht ein frischer Wind, der zum Sturm<br />
werden und die verrottete ‚westlich’-christliche ‚Zivilisation’ hinwegfegen wird“. 126<br />
Gleichzeitig geht das völkisch determinierte Antichristentum des Autoren und HuM-<br />
Mitarbeiters Dagmund einher mit einer Kritik am nationalsozialistischen Terrorsystem,<br />
da „Hitler den Kirchen stark verpflichtet war“ und ein „absoluter Gegner der<br />
Naturreligionen“. 127 Diese Haltung findet sich auch in anderen Ausgaben von „HuM“,<br />
in denen „Hitlers Kampf gegen das Heidentum“ thematisiert wird. 128 Insofern wird<br />
hier rechte Zivilisationskritik mit einer radikalen Ablehnung der Terrordiktatur der<br />
Nazis gekoppelt, was der antimodernistischen und antiwestlichen Agitation den vermoderten<br />
Geruch der ewiggestrigen Propaganda nimmt.<br />
Nichtsdestotrotz ist die antiegalitäre und biologistische Stoßrichtung der Publikation<br />
unübersehbar, die den Weißen Mann im Endkampf mit dunklen Wesenheiten heroisiert:<br />
„großen Endkampf, das RAGNARÖK, weil die Mächtigen der Vergangenheit<br />
ihre Macht nicht nur nicht abgeben (...) sondern in einem Supercup versuchen, in der<br />
‚One World’ = der absoluten Gleichschaltung aller ungleich geschaffenen Wesen die<br />
Schöpfung selbst zu bezwingen. (..) Und je wahnsinniger diese Zielsetzung der Herrschaft<br />
des EINEN Dämonen über die ganze Erde und alle Völker und deshalb undurchführbar<br />
erscheint, desto verkrampfter, brutaler, blinder, idiotischer gebärden<br />
sich die untergehenden Kräfte noch einmal, in dem Wahn, die ganze Schöpfung mit<br />
sich ins große Grab zu reissen. (...) Europa soll der gekreuzigte Leichnam bleiben, bzw.<br />
der weiße Mensch und damit unfähig, die eigenen Belange in eigene Hände zu nehmen“.<br />
129<br />
In diesem Kampf fordert der Beitrag von seinen Lesern „solidarisiert Euch unauffällig,<br />
solange dazu Zeit ist.“<br />
Inserate in „Huginn und Muninn“ stammen von der „Irminsul: Stimme der Armanenschaft“,<br />
dem Armanenorden, der belgischen Initiative „Nordlandia“ und zahlreichen<br />
neogermanischen Stämmen, was die Brückenfunktion von ANSE für offen<br />
rassistische Neuheiden in die nicht-extremistische Neuheidenszene verdeutlicht.<br />
125 Huginn und Muninn, 11/1999<br />
126 Huginn und Muninn, Nr. 1/1999<br />
127 Huginn und Muninn, Nr. 1/1999<br />
128 Huginn und Muninn, Nr. 1/1998<br />
129 Huginn und Muninn, Nr. 6/1993