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Brennpunkt Esoterik - AGPF

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152 Rechtsradikalismus in der <strong>Esoterik</strong><br />

mismus zu breiteren Kreisen der <strong>Esoterik</strong>. Hier wird deutlich, dass es zahlreiche Wesensmerkmale<br />

gibt, die Rechtsextremisten mit vielen Okkultisten teilen. Für Extremisten<br />

und <strong>Esoterik</strong>er ist beispielsweise das Denken in Gegensatzpaaren immanent 12 :<br />

Erleben, Fühlen, Glauben gegen Geist, Intellekt, Denken<br />

Seele gegen Verstand<br />

Mythos gegen Logos<br />

Ganzheitlichkeit gegen wissenschaftliche Analyse<br />

Organisch-biologistisches Weltbild gegen Sozialwissenschaften<br />

Emotionaler Willen gegen Überlegtes Handeln<br />

Mythische Nation gegen Demokratie<br />

Rassismus gegen Humanität<br />

<strong>Esoterik</strong> ist „die Lehre des Irrationalen und des Glaubens an kosmische Gesetzmäßigkeiten,<br />

die wissenschaftlich zumeist nicht erklärbar sind“. 13 Dieser Gegensatz zu<br />

einem technokratischen und rationalen Weltbild ermöglicht, dass „kosmische Wahrheiten“<br />

selbsternannter auserwählter Meister vollkommen unreflektiert Einzug in die<br />

ideologischen Gebäude esoterischer Disziplinen und Denkrichtungen halten. Völlig<br />

selbstverständlich wird akzeptiert, wenn sich der Guru und sein Fußvolk über die<br />

Menschen erheben, denen die Erleuchtung nicht zuteil wird, oder wenn Sekten behaupten,<br />

das Altern stoppen beziehungsweise umkehren zu können. Rechtsextremisten<br />

und <strong>Esoterik</strong>ern erklären sich zu Besitzern des Wahrheitsmonopols und zeichnen<br />

sich durch eine weitgehende Unfähigkeit zum rationalen Diskurs über ihre universellen<br />

Wahrheiten aus. Die Blut- und Boden-Lehre der Nationalsozialisten oder der Mythos<br />

der angeblichen Höherwertigkeit des arischen Menschen ist nichts anderes als ein<br />

Appell an Gefühle und übersinnliche Weisheiten. Nicht umsonst verlangen zahllose<br />

okkulte Gruppen auch eine Trennung von „alten rationalen oder materiellen<br />

Überzeugungen“, denn nur wer sich und „seine ‚Seele’ öffnet, kann an der esoterischen<br />

Gemeinschaft teilhaben“. 14<br />

Ein Prozess der „Umprogrammierung“, ist für Teile der esoterischen Szene genauso<br />

immanent, wie der Glaube an geistige Führerschaft. Eine bis heute verehrte Meisterin<br />

in der esoterischen Szene ist die „bedeutendste Okkultistin des 19. Jahrhunderts“ 15 ,<br />

Helena Petrovna Blavatsky. Die häufigen Originalzitationen in den folgenden Kapiteln<br />

sollen es am Beispiel ausgewählter Textstellen erleichtern, das Denken der unterschiedlichen<br />

esoterisch-rechtsradikalen Strömungen nachzuvollziehen. Während Organisations-<br />

und Publikationsnamen je nach taktischem Kalkül mit wenig Mühe verändert<br />

werden können, ist ein Ideologievergleich ein zuverlässigerer Wegweiser.<br />

12<br />

Thomas Ewald: <strong>Esoterik</strong> – eine historische Betrachtung, in: <strong>Esoterik</strong> und New Age; Hrsg.: Thomas<br />

Ewald/Hans.Gerd Jaschke/Hartmut Zinser, Wiesbaden 1996, S. 10<br />

13<br />

Klaus Bellmund/Kaarel Siniveer: Führer, Kulte, Lichtgestalten, München 1997, S. 17<br />

14<br />

Klaus Bellmund/Kaarel Siniveer, a.a.O., S. 20<br />

15<br />

Horst E. Miers: Lexikon der Geheimwissenschaft, München 1993, S. 114

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