Brennpunkt Esoterik - AGPF
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Okkultismus – Wissenschaft – Religion<br />
Es ist hier nicht beabsichtigt und auch gar nicht möglich, alle sachlich falschen Behauptungen,<br />
Theoriegebäude und Vorstellungen des modernen, sich als Wissen verstehenden<br />
Okkultismus zu widerlegen. Dies ist auch eher eine Aufgabe der jeweiligen<br />
Fachdisziplinen. Die „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften“<br />
hat seit über einem Jahrzehnt Untersuchungen zu Behauptungen<br />
und Ergebnissen der Pseudowissenschaften und Parawissenschaften unternommen<br />
und regelmäßig nachweisen können, dass der Anspruch okkulter Behauptungen<br />
einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht haben standhalten können. 84 Hier können<br />
nur einzelne Beispiele gegeben werden, um den Anspruch des Okkultismus, Wissen<br />
oder gar „höheres“ Wissen zu sein, zurückzuweisen. Es sei nur noch auf das für alle<br />
Wissenschaften grundlegende Prinzip der Kritik hingewiesen. Gerade weil die Unterscheidung<br />
von Wahrnehmung und Deutung in vielen Fällen schwierig ist, da in die<br />
Wahrnehmung projektiv immer auch die unser Denken bestimmenden Muster eingehen,<br />
haben die Wissenschaften Methoden der systematischen Kritik und Selbstkritik<br />
ausgebildet. Eine methodische Kritik und Selbstkritik aber gibt es im Okkultismus<br />
nicht, im Gegenteil werden okkulte Vorstellungen durch Hilfskonstruktionen gegen<br />
eine Kritik immunisiert. Charles Darwin hat einmal gelehrt, dass es für einen Wissenschaftler<br />
darauf ankomme, nicht so sehr die Beispiele und Materialien zusammenzutragen,<br />
die seinen Auffassungen entsprechen, als vielmehr diejenigen, die ihr widersprechen.<br />
An diesen Widersprüchen hat sich eine Theorie zu bewähren. Der Wissenschaftstheoretiker<br />
K. R. Popper 85 hat daraus ein wissenschaftliches Prinzip gemacht.<br />
Wenn man den Grundsatz der Frage nach den den okkulten Lehren widersprechenden<br />
Tatsachen einbringt, stößt man bei <strong>Esoterik</strong>ern und Okkultisten regelmäßig auf<br />
Unverständnis. Die Frage nach den den eigenen Überzeugungen widersprechenden<br />
Erfahrungen und Erscheinungen wird als Zumutung – meist sogar aggressiv – abgelehnt.<br />
86<br />
4.2. Okkultismus als Glaubensgebilde<br />
Nun muss man sich klar machen, dass okkulte Vorstellungen für viele Menschen nicht<br />
dadurch abgetan sind, dass den okkulten Lehren wissenschaftlich nachgewiesen werden<br />
kann, dass sie von falschen Voraussetzungen ausgehen, dass sie die methodischen<br />
Regeln der modernen Wissenschaften nicht beachten und einer kontrollierten Prüfung<br />
nicht standhalten. Wünsche, Ängste, Erwartungen, Hoffnungen und andere Bedürfnisse<br />
werden durch den Okkultismus angesprochen und bedient. Die Wünsche,<br />
Ängste und Hoffnungen aber sind nicht durch eine wissenschaftliche Kritik der irrtümlichen<br />
und falschen Mittel zu ihrer Befriedigung erledigt. Im Gegenteil, eine wirk-<br />
84 Die Ergebnisse der Untersuchungen werden in der Zeitschrift „Skeptiker“ (2006 im 19. Jg., E-Mail-Anschrift:<br />
skeptiker@gwup.org) regelmäßig publiziert. Ferner gibt sie eine Schriftenreihe und das<br />
Skeptische Jahrbuch heraus und publiziert viele Einzeluntersuchungen.<br />
85 Vgl. K. R. Popper: Die Logik der Sozialwissenschaften, 1961.<br />
86 Popper musste dies auf einem solchen Kongress des modernen Bildungsaberglaubens (Hannover,<br />
1988: „Geist und Natur“) erfahren, als er seine Methoden darlegte „regneten ... lautstarke Missfallensbekundungen<br />
auf Popper herab“. FAZ Nr. 127 vom 3. Juni 1988, S. 31.<br />
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