Vollversion (1.57 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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Pulsschlag<br />
Parteiidentifikation, das Alter und das Geschlecht<br />
berücksichtigt werden.<br />
Der Beitrag von Andreas Wüst (Mannheim)<br />
bot, methodisch gestützt auf eine quantitative<br />
Inhaltsanalyse, einen umfassenden Vergleich der<br />
Europawahlprogramme der Parteien in Deutschland<br />
von 1979 bis 2004. Als dominierende Themen<br />
stellten sich dabei die Politikfelder Außensowie<br />
Wirtschaftspolitik heraus. Darüber hinaus<br />
konnte Wüst auch zeigen, dass es bei allen<br />
Parteien ein hohes Maß an innerer Konsistenz<br />
zwischen nationalen und europäischen Programmen<br />
gibt.<br />
Schwarzer Peter<br />
Vor dem Hintergrund einer verbreiteten Negativdiagnose<br />
warf Carsten Reinemann (Mainz)<br />
in seinem Diskussionsbeitrag die Frage auf, wer<br />
denn nun eigentlich verantwortlich zu machen<br />
sei für die allseits beklagte Europa-Verdrossenheit.<br />
Im Gespräch waren dabei die ,üblichen<br />
Verdächtigen‘, also vor allem Wähler, Parteien<br />
und Medien.<br />
Als Gegengewichte sollen hier abschließend<br />
zwei Ansatzpunkte ,pro Europa‘ zumindest angedeutet<br />
werden. Ein erster, im Rahmen der<br />
Tagung mehrfach angesprochener Punkt könnte<br />
in einer stärkeren Personalisierung liegen, die<br />
Europa profiliertere Gesichter geben würde und<br />
die sich institutionell zum Beispiel durch eine<br />
stärkere personelle Komponente des Wahlrechts<br />
stimulieren ließe – so etwa der Vorschlag von<br />
Norbert Kersting (Marburg/Kassel). Immerhin<br />
konnten Silke Adam und Barbara Berkel (Hohenheim)<br />
auch durchaus Potenziale für eine<br />
Europäisierung der Mediensysteme aufzeigen.<br />
Ein zweiter Punkt betrifft die Wissenschaft<br />
in ihrer Rolle als Teil öffentlicher Diskurse. In<br />
diesem Sinne bot die Landauer Tagung die Gelegenheit<br />
zu fachlichem und persönlichem Austausch<br />
in einem europäischen Kontext; allerdings<br />
machte das Tagungsprogramm dabei<br />
zugleich ein Problem vieler Forschungsagenden<br />
deutlich: Sie konzentrieren sich häufig auf<br />
99<br />
einzelne nationale Fallstudien und gehen eher<br />
additiv als wirklich vergleichend vor. Eine international<br />
vergleichende politische Kommunikationsforschung<br />
hat insoweit noch viele Aufgaben<br />
vor sich (Esser/Pfetsch 2003). Dabei<br />
müsste sie unterschiedlichen Typen politischer<br />
Kommunikationskultur Rechnung tragen, die sich<br />
in ihren jeweiligen kulturellen und strukturellen<br />
Prägungen unterscheiden (Pfetsch 2003: 48).<br />
Carsten Nemitz ist Politik- und Verwaltungswissenschaftler.<br />
Er arbeitet an der Deutschen<br />
Hochschule für Verwaltungs-wissenschaften<br />
Speyer. Kontakt: carsten.nemitz@gmx.de.<br />
Literatur<br />
Esser, Frank/Pfetsch, Barbara (Hg.) 2003:<br />
Politische Kommunikation im internationalen<br />
Vergleich. Grundlagen, Anwendungen, Perspektiven.<br />
Wiesbaden: Westdeutscher Verlag.<br />
Müller, Marion G. 2003: Grundlagen der<br />
visuellen Kommunikation. Theorieansätze und<br />
Analysemethoden, Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft.<br />
Pfetsch, Barbara 2003: Politische Kommunikationskultur.<br />
Politische Sprecher und Journalisten<br />
in der Bundesrepublik und den USA<br />
im Vergleich. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag.<br />
Plasser, Fritz 2003: Vom Selling zum Marketing<br />
von Politik. Wahlkämpfe im Zeichen des<br />
politischen Marketings. In: Sarcinelli, U./Tenscher,<br />
J. (Hg.), Machtdarstellung und Darstellungsmacht.<br />
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft,<br />
237-248.<br />
Schulz, Winfried 2003: Politische Kommunikation.<br />
In: Bentele, G./Brosius, H.-B./Jarren,<br />
O. (Hg.), Öffentliche Kommunikation. Wiesbaden:<br />
Westdeutscher Verlag, 458-480.<br />
Tenscher, Jens 2003: Professionalisierung<br />
der Politikvermittlung? Politikvermittlungsexperten<br />
im Spannungsfeld von Politik und<br />
Massenmedien, Wiesbaden: Westdeutscher<br />
Verlag.