23.10.2013 Aufrufe

Vollversion (1.57 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

Vollversion (1.57 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

Vollversion (1.57 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Soziale</strong> und politische Aktivitäten ‚neuer religiöser <strong>Bewegungen</strong>‘ in Japan<br />

neuen restriktiven gesetzlichen Bestimmungen<br />

und die Gegenmobilisierung der Anti-Kult-Bewegung,<br />

gestaltet sich für sie eine effektive<br />

Ressourcenmobilisierung schwierig und sie ziehen<br />

sich häufig aus der Öffentlichkeit zurück.<br />

Nichtsdestotrotz gehören religiöse <strong>Bewegungen</strong><br />

zu einem festen Bestandteil innerhalb der<br />

japanischen Gesellschaft und Politik. Aufgrund<br />

ihrer millionenstarken Mitgliederzahl bzw. Wählerschaft<br />

und Finanzkraft bilden sie auch<br />

weiterhin eine bedeutende politische Kraft.<br />

Allerdings haben sich im Gegenzug zu den<br />

ungünstigen Gelegenheitsstrukturen für religiöse<br />

<strong>Bewegungen</strong> die Mobilisierungspotenziale<br />

für NGOs erheblich verbessert. Der Staat<br />

hat ihnen durch ein 1998 erlassenes Gesetz<br />

ähnliche Vorteile wie religiösen <strong>Bewegungen</strong>,<br />

z.B. Steuererleichterungen, zugebilligt und<br />

fördert sie u.a. finanziell. Zudem besitzen<br />

NGOs inzwischen eine relativ breite gesellschaftliche<br />

Akzeptanz. Daher liegt die Vermutung<br />

nahe, dass sich in Zukunft zwischen<br />

religiösen <strong>Bewegungen</strong> und NGOs ein zunehmender<br />

Wettbewerb um Mitglieder entwickelt.<br />

Um diesen Befund zu bestätigen sind<br />

allerdings empirische Untersuchungen zu den<br />

Rekrutierungsbasen dieser <strong>Bewegungen</strong> notwendig.<br />

Dr. Iris Wieczorek (geb. 1967) ist wissenschaftliche<br />

Referentin am Institut für Asienkunde<br />

in Hamburg und zuständig für die Bereiche<br />

Gesellschaft, Technologie und Forschung.<br />

Zudem unterrichtet sie an der Universität Hamburg.<br />

Ihre Mail-Anschrift lautet: wieczorek@<br />

ifa.duei.de<br />

Anmerkungen<br />

1 Im Gegensatz zu Europa, das maßgeblich<br />

durch das Christentum geprägt wurde, ist die<br />

japanische Kultur durch einen Pluralismus und<br />

Synkretismus religiöser Traditionen gekennzeichnet.<br />

Im Wesentlichen sind es die folgenden<br />

75<br />

einheimischen und von außen eingeführten<br />

Haupttraditionen sowie Mischungen daraus, die<br />

das religiöse Umfeld in Japan geformt haben:<br />

Shintô, Buddhismus, Konfuzianismus, Taoismus,<br />

Christentum und verschiedene regionale<br />

Volksreligionen.<br />

2 Eine synkretistische Gruppe, die sich selbst<br />

als Mischung von Wissenschaft und Religion<br />

versteht.<br />

3 Erst seit dem Giftgasanschlag der Aum<br />

werden religiöse <strong>Bewegungen</strong> zunehmend im<br />

Kontext sozialer <strong>Bewegungen</strong> behandelt und<br />

entsprechende Theorien, die maßgeblich von der<br />

westlichen Bewegungsforschung beeinflusst<br />

sind, werden verstärkt beachtet (ausführlicher<br />

Wieczorek 2002: 84).<br />

4 Diese Bewegung hat eigenständige Riten<br />

und Praktiken aus dem japanischen esoterischen<br />

Buddhismus (Shingon) entwickelt (vgl. Reader<br />

1991, Prohl 2004).<br />

5 Sie hat ihre Wurzeln im Shintôismus, stellt<br />

die Ahnenverehrung und die Reinigung bzw.<br />

Heilung von Körper, Geist und Seele durch<br />

Handauflegen in den Mittelpunkt ihrer Aktivitäten.<br />

6 Die Lehren der GLA, anhand derer die Mitglieder<br />

an sich selbst arbeiten, basieren insbesondere<br />

auf dem Buddhismus und dem Christentum<br />

(vgl. Wieczorek 2002: 126-177).<br />

7 Die Shinnyôen ist eine sehr traditionell geprägte<br />

Religionsgemeinschaft mit eigenständigen<br />

Shingon-Riten. Zum rapiden Mitgliederwachstum<br />

der Bewegung in den 1970er Jahren<br />

hat insbesondere beigetragen, dass die Mitglieder<br />

durch ein spirituelles Medium Kontakt mit<br />

dem Jenseits aufnehmen können.<br />

8 Anhand von Schätzungen der Autorin aufgrund<br />

von teilnehmenden Beobachtungen erscheint<br />

die Zahl von etwa 500.000 aktiven Mitgliedern<br />

eher realistisch.<br />

9 Nach eigenen Angaben zählt sie 8,1 Mio.<br />

Haushalte (vgl. www.sokagakkai.or.jp). Die<br />

Angaben der Mitgliederzahlen religiöser <strong>Bewegungen</strong><br />

sind häufig überhöht. Doch die Tatsa-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!