Vollversion (1.57 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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DC durch das Wirtschaftsmagazin ‚Fortune‘ von<br />
einem siebten Platz in den Jahren 1997 und 1998<br />
auf den 35. Platz im Jahre 1999 (Brown 2002:<br />
277f.).<br />
Hinter dieser Gewichtsverschiebung liegt<br />
eine organisatorische Verschiebung im Gefüge<br />
der Christlichen Rechten (Diamond 1998). Ein<br />
Netzwerk verschiedener Gruppen, darunter James<br />
Dobsons Focus on the Family, Gary Bauers<br />
Family Research Council (seit 2000 unter<br />
der Leitung von Kenneth Connor) sowie Bauers<br />
eigenes political action committee, Campaign<br />
for Working Families, hat sich inzwischen<br />
als Hauptrivale von Christian Coalition etabliert.<br />
Die Vernetzung dieser Gruppen drückt sich<br />
u.a. darin aus, dass Bauer und Dobson den<br />
Aufsichtsräten der jeweils anderen Organisation<br />
angehören, obwohl sie öffentlich Unabhängigkeit<br />
voneinander demonstrieren. Family Research<br />
Council verfügte über 455.000 Mitglieder<br />
(1998), die Mitgliedschaft von Campaign<br />
for Working Families geht ebenfalls in die Hunderttausende<br />
und übersteigt somit diejenige der<br />
United Auto Workers oder der National Education<br />
Association (Diamond 1998: 178f.). Weitere<br />
zunehmend einflussreiche Gruppen sind die<br />
bereits in der Frühzeit der Christlichen Rechten<br />
entstandene Concerned Women for America (inzwischen<br />
unter Führung von Carmen Pate) und<br />
Traditional Values Coalition (Brown 2002: 273).<br />
Concerned Women for America ist in etwa 1200<br />
Gebets- und Aktionsgruppen organisiert, während<br />
die Traditional Values Coalition angibt,<br />
Mitglieder aus 43.000 kirchlichen Kongregationen<br />
zu haben (Green 2000: 24).<br />
Eine Analyse des gegenwärtigen Zustands<br />
und Einflusses der Christlichen Rechten muss<br />
der föderalen Struktur der USA besonders Rechnung<br />
tragen. Eine Studie von 13 Bundesstaaten,<br />
in denen die Bewegung über eine besonders<br />
ausgeprägte Organisationsbasis verfügt und eine<br />
sehr aktive Rolle mit allerdings unterschiedlichem<br />
Erfolg spielt, unterstreicht, dass der Professionalisierungsschub<br />
auf nationaler Ebene in<br />
Michael Minkenberg<br />
den einzelnen Staaten weitgehend mitvollzogen,<br />
dass aber auch in vielen Fällen Grenzen der<br />
Mobilisierung und Einflussnahme erreicht sind<br />
(Green et al. 2003). Vor allem in den Südstaaten,<br />
wo die Christliche Rechte über die meisten<br />
Ressourcen verfügt, zeigen sich gewisse Abnutzungserscheinungen.<br />
Zwar war sie überaus<br />
erfolgreich in der Durchdringung der Republikanischen<br />
Einzelstaatenorganisationen, so dass<br />
sie inzwischen als fester Bestandteil der Republikanischen<br />
Parteiorganisationen in vielen Staaten<br />
gelten kann. Aber mit diesem organisatorischen<br />
Erfolg und dem Zugang zu den Entscheidungsträgern<br />
in Parlamenten und Administrationen<br />
ging der Verlust der Eigenständigkeit und<br />
des ursprünglichen ideologisch-programmatischen<br />
Profils einher. In diesem Sinne ist die<br />
Aussage Roberta Combs bei ihrer Amtsübernahme<br />
in der Christian Coalition zu verstehen,<br />
dass sie der Organisation eine neue Richtung<br />
geben, sie wieder stärker an ihren spirituellen<br />
Auftrag heranführen sowie ein ‚outreach‘ zu<br />
neuen Gruppen versuchen wolle (http://<br />
www.charleston.net/stories/082303/<br />
hip_23combs.shtml, 30. Sep. 2003).<br />
4 Aktion und Umfeld: Christliche<br />
Rechte und Republikanische Partei<br />
Im Laufe der 1990er Jahre zeigte sich, dass sich<br />
der unter Ronald Reagan begonnene Trend fortsetzte,<br />
demzufolge neben den wirtschaftlich<br />
Bessergestellten vor allem diejenigen, die als<br />
Anhänger der Christlichen Rechten gelten, d.h.<br />
weiße born-again Christen bzw. Fundamentalisten<br />
weiter überdurchschnittlich für die Republikaner<br />
stimmten. Eingehende Datenanalysen<br />
belegen, dass es der Bewegung gelang, diese<br />
ursprünglich eher zu den Demokraten neigenden<br />
Wähler für die Republikanische Partei zu<br />
mobilisieren. Sie trugen damit zu einem realignment<br />
mit weitreichenden Konsequenzen für<br />
Strategie und Taktik der Republikaner und ihrer<br />
Kandidaten bei. Diese Mobilisierung kann nicht