Vollversion (1.57 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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124 <strong>Forschungsjournal</strong> NSB, Jg. 17, 4/2004<br />
Dieter Rucht/Mundo Yang: Wer demonstrierte gegen Hartz IV?, FJNSB 4/2004, S. 21-27<br />
In einer aktuellen Untersuchung zu der Frage, wer demonstrierte im Frühherbst 2004 gegen Hartz IV<br />
kommen die beiden Berliner Sozialwissenschaftler vom Wissenschaftszentrum Berlin, Dieter Rucht und<br />
Mundo Yang, zu folgenden Erkenntnissen: Der typische Demonstrant kommt aus dem Osten, ist männlich,<br />
im Alter zwischen 50 und 55 Jahren, steht in einem unsicheren Arbeitsverhältnis oder ist arbeitslos.<br />
Er kehrt sich von den etablierten Parteien ab und tendiert am ehesten zur PDS. Entgegen der öffentlichen<br />
Wahrnehmung gibt es unter den Demonstrierenden keine markante Hinwendung zu rechtsradikalen<br />
Parteien. Vielmehr ist der typische Demonstrant deutlich links und postmaterialistisch orientiert; er<br />
betrachtet den Sozialismus als eine gute Idee, die aber schlecht ausgeführt worden sei. Rucht/Yang<br />
betonen zugleich, dass mit dieser Charakterisierung lediglich Tendenzen bzw. Schwerpunkte bezeichnet<br />
werden. Es wäre falsch zu behaupten, nahezu alle Demonstrierenden entsprächen diesem Bild.<br />
Dieter Rucht/Mundo Yang: Who demonstrated against Hartz 4?<br />
FJNSB 4/2004, pp. 21-27<br />
In a recent research on the demonstrations against Hartz 4 in spring 2003 Rucht and Yang, social<br />
scientists at the Wissenschaftszentrum Berlin, came to these conclusions: the average demonstrant<br />
is between 50 and 55 and is unemployed or potentially threatened by unemployment. He rejects<br />
established parties and tends most to PDS. Despite public opinion there is no affinition to extreme<br />
rightwing parties. Rather is his attitude definitely left and post-materialistic; he assumes that socialism<br />
is a good idea, which was carried out in a bad manner. But the authors stress that these<br />
characteristics are merely tendencies and not all of the demonstrants fit to this pattern.<br />
Ulrich Willems, Religion und soziale <strong>Bewegungen</strong> – Dimensionen eines Forschungsfeldes, FJNSB<br />
4/2004, S. 28-41<br />
Anders als in den Sozialwissenschaften insgesamt hat die Renaissance der Religion als Faktor der<br />
gesellschaftlichen und politischen Wirklichkeit in der Bewegungsforschung noch nicht zu einer<br />
angemessenen Berücksichtigung des Verhältnisses von Religion und sozialen <strong>Bewegungen</strong> geführt.<br />
Nach wie vor wirken vor allem das Säkularisierungstheorem sowie die Überzeugung vom<br />
traditionalistischen oder gegenmodernen Charakter der Religion als kognitive Barriere. Ihre kritische<br />
Überprüfung zeigt jedoch, dass sie diesen blinden Fleck der Bewegungsforschung nicht zu<br />
rechtfertigen vermögen. Der Beitrag entfaltet anschließend vier Dimensionen einer Erforschung<br />
des Verhältnisses von Religion und sozialen <strong>Bewegungen</strong>, nämlich (1) Religion als Ressource<br />
sozialer <strong>Bewegungen</strong>, (2) gemeinsame Herausforderungen und Probleme sozialer und religiöser<br />
<strong>Bewegungen</strong>, (3) neue religiöse <strong>Bewegungen</strong> als Akteure sozialen und politischen Wandels und (4)<br />
die religiöse Dimension neuer sozialer <strong>Bewegungen</strong>.<br />
Ulrich Willems, Religion and social movements – developing dimensions for a field of research,<br />
FJNSB 4/2004, pp. 28-41<br />
Though social sciences in general do deal with religion as a feature in society and politics there has<br />
been no sufficient treatment in the field of social movement research. Characterizing religion as<br />
traditional and anti-modern causes a cognitive barrier. But examining it critically, the blind spot<br />
cannot be sustained. The article develops four dimensions in the relation between religion and social<br />
movements as there are (1) religion as a source of social movements, (2)both face the same<br />
challenges, (3) new religious movements as protagonists causing political and social change and (4)<br />
the religious dimension of new social movements.