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Literatur<br />

Politikwissenschaftliche Kategorie<br />

Eva Kreisky legt mit ihrem Beitrag über Geschlecht<br />

als politische und politikwissenschaftliche<br />

Kategorie nicht nur im Buch den Grundstein.<br />

Ihre Person und Arbeit haben manche der<br />

Autorinnen des Bandes ein Stück des Weges<br />

begleitet. Kein Zufall also, dass ihr das Buch<br />

gewidmet ist, als Geburtstagsgeschenk,<br />

vielleicht auch für ihre Geburtshelferinnenschaft<br />

innerhalb der deutschsprachigen frauen- und<br />

geschlechterforschenden Politikwissenschaft.<br />

Ihr Beitrag jedenfalls propagiert geschlechterkritische<br />

Arbeit an Begriffen und stellt ein Plädoyer<br />

für einen wissenschaftstheoretischen Begriff<br />

von Geschlecht dar. Dort knüpft Regina<br />

Dackweiler an, wenn sie die Disziplin nach<br />

Wissenschaftskritik, Methodologie und Methoden<br />

befragt, deren Androzentrismus kritisiert<br />

und die Frauen- und Geschlechterforschung<br />

selbst vor diesem Hintergrund reflektiert. Sabine<br />

Lang widmet sich der für Feministinnen<br />

immer schon zentralen Frage nach den Grenzen<br />

von privat und öffentlich, deren Überschreitung<br />

ja Frauenbewegung und Frauenforschung erst<br />

ermöglicht hat. Macht, Herrschaft und Gewalt<br />

stehen im Zentrum der Auseinandersetzung von<br />

Cornelia Klinger mit diesen Grundbegriffen des<br />

Politischen und Gesellschaftlichen in der politischen<br />

Theorie und deren theoretischer wie praktischer<br />

Relevanz für feministische Debatten.<br />

Birgit Sauer problematisiert die politikwissenschaftliche<br />

Zentralkategorie Staat und stellt die<br />

Frage nach einer aus feministischer Perspektive<br />

Sinn machenden Verortung von Governance in<br />

der zunehmenden Transformation von Staatlichkeit<br />

hin zu globalisierten Steuerungs- und Herrschaftsmechanismen<br />

und nach darin möglichen<br />

frauenpolitischen Interventionen. Barbara Holland-Cunz<br />

wirft Fragen zu Demokratie, Staatsbürgerschaft<br />

und Partizipation auf, die noch lange<br />

nicht zur konsensualen feministischen Zufriedenheit<br />

gelöst sind. Um strukturelle Unterrepräsentanz<br />

von Frauen in politischen Institutionen<br />

und um Repräsentationsforschung geht es<br />

113<br />

bei Sibylle Hardmeier, wobei auch das heftig<br />

umstrittene frauenpolitische Instrument der<br />

Quoten zur Debatte steht. Zwar sind mit den<br />

Konzepten Interesse und Identität pluralistische<br />

Politikformen assoziiert, die sich gerade im<br />

Kontext von Europäisierung und Globalisierung<br />

für die Rezeption frauen- und geschlechterforschender<br />

Erkenntnisse anbieten. Doch bei näherer<br />

Betrachtung durch Sieglinde Rosenberger<br />

wird deutlich, warum gerade deren feministische<br />

Interpretationen in den politikwissenschaftlichen<br />

Mainstream nicht leicht zu integrieren<br />

sind. Ute Behning thematisiert die Geschlechtsspezifik<br />

von Arbeit und Arbeitsteilung als<br />

Grundelement der Ordnung gesellschaftlicher<br />

Verhältnisse und zeichnet deren Debatten nach.<br />

Politik und Recht und die dahinter liegenden<br />

geschlechtszentrierten Paradigmen werden von<br />

Gabriele Wilde analysiert. Um Krieg und Frieden<br />

in den Internationalen Beziehungen geht es<br />

schließlich bei der geschlechterkritschen Betrachtung<br />

durch Cilja Harders, die nach den<br />

Orten von Frauen, aber auch nach der hegemonialen<br />

Maskulinität in und nach feministischen<br />

Gegenentwürfen zu dieser Teildiszplin fragt.<br />

Blick aus dem Zentrum<br />

in das Zentrum<br />

Das Konzept des Bandes spricht eine deutliche<br />

Sprache: Geschlecht dient hier durchwegs nicht<br />

als Bindestrich-Thema, nicht als In-den-Hauptstrom-Bringen<br />

einer möglicherweise verwässerten<br />

Genderei. Geschlecht ist hier explizit<br />

politikwissenschaftliche und politische Kategorie,<br />

die immer noch einiges in Frage stellen kann,<br />

soll und will. Den gemeinsamen Nenner der<br />

Autorinnen bilden der Ansatz der Re- und Dekonstruktion<br />

und die Fokussierung auf einige<br />

wenige zentrale Konzepte, die Betonung ihrer<br />

Verknüpfungen, das Ausleuchten ihrer Kontroversen<br />

und schließlich das Entwickeln von Perspektiven<br />

in der gegenseitigen Rezeption von<br />

Geschlechterforschung und Politikwissenschaft.<br />

Möglicherweise spiegelt dieser Konsens auch

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