Grundlagenstudie FBBE - Finalversion (edit 13032009 ...
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<strong>Grundlagenstudie</strong><br />
Einleitung<br />
Jedes Kind hat ein Recht auf Bildung, Betreuung<br />
und Erziehung (<strong>FBBE</strong>) – von Geburt<br />
an. Die UN-Kinderrechts-konvention<br />
schreibt dieses Bildungsrecht explizit fest.<br />
Es fusst auf ihrem Grundgedanken, wonach<br />
alle Rechte in erster Linie auf das<br />
Wohl des Kindes abzielen sollen. Das bedeutet,<br />
dass die Bedürfnisse des Kindes im<br />
Mittelpunkt stehen müssen und nicht die<br />
Bedürfnisse der Eltern. Dass ein Staat frühkindliche<br />
Bildung, Betreuung und Erziehung<br />
als öffentliches Gut betrachten, sie<br />
systematisch ausbauen und qualitativ verbessern<br />
soll, ist heute international anerkannt.<br />
Beispielhaft umgesetzt wird sie in<br />
Schweden, Finnland, Neuseeland oder Italien.<br />
Auch in Deutschland hat sich in den<br />
letzten Jahren viel getan – in der Schweiz<br />
steckt die <strong>FBBE</strong>-Praxis jedoch noch in den<br />
Anfängen. Dieser Anfang ist allerdings vielversprechend,<br />
existieren doch zahlreiche<br />
Grundlagen sowohl in praktischer als auch<br />
in wissenschaftlicher und verwaltungstechnischer<br />
Hinsicht. Unsere <strong>Grundlagenstudie</strong><br />
gibt einen Überblick über diesen<br />
Status quo vor dem Hintergrund eines internationalen<br />
Vergleichs. Sie zeigt auf, wo<br />
und wie die <strong>FBBE</strong> in der Schweiz ausgebaut,<br />
vertieft, optimiert und konsolidiert<br />
werden kann.<br />
Massgabe ist der so genannte Starting<br />
Strong II-Bericht der OECD vom Jahr 2006.<br />
Dabei handelt es sich um eine international<br />
vergleichende Analyse der Systeme<br />
frühkindlicher Bildung und Betreuung in<br />
insgesamt zwölf Ländern. Ihr Ziel war es,<br />
den beteiligten Staaten Anregungen für<br />
die Weiterentwicklung der Bemühungen<br />
im <strong>FBBE</strong>-Bereich zu geben und die Erkenntnisse<br />
aus den einzelnen Staaten auf<br />
internationaler Ebene zu kommunizieren.<br />
Die Schweiz hat sich nicht an dieser Studie<br />
beteiligt. Trotzdem oder vielleicht gerade<br />
deswegen ist frühkindliche Bildung, Be-<br />
16<br />
treuung und Erziehung auch in der<br />
Schweiz eine viel diskutierte Thematik geworden.<br />
Zu Recht hat sie die Nationalratspräsidentin<br />
Chiara Simoneschi-Cortesi anlässlich<br />
der Pressekonferenz zur Lancierung<br />
unserer Studie am 4. April 2008 in<br />
Bern als «zentrales Anliegen eines Grossteils<br />
der Schweizer Bildungs- und Sozialpolitik»<br />
bezeichnet. Begründen lässt sich dieses<br />
Anliegen damit, dass<br />
• Bildungschancen in der Schweiz stark<br />
durch die soziale Herkunft bestimmt<br />
sind und Kinder aus unterprivilegierten,<br />
bildungsfernen Familien bereits<br />
bei Kindergarten- und Schuleintritt<br />
nicht die gleichen Chancen haben wie<br />
privilegiert und bildungsnah aufwachsende<br />
Kinder;<br />
• grosse und ungelöste Herausforderungen<br />
bestehen, Familie und Beruf ökonomisch<br />
und qualitativ verträglich zu<br />
vereinbaren;<br />
• junge Kinder über herausragende Lernund<br />
Entwicklungskapazitäten verfügen,<br />
die weit stärker als bislang gefördert<br />
und unterstützt werden können.<br />
Denn die ersten Lebensjahre sind die<br />
kritischste Phase für die Entwicklung<br />
eines Kindes.<br />
Solche Stichworte prägen auch die internationale<br />
<strong>FBBE</strong>-Debatte. Für die Schweiz<br />
von besonderem Interesse ist dabei die<br />
Tatsache, die sich im Zuge der PISA-Untersuchungen<br />
offenbart hat: Die erfolgreichsten<br />
Länder zeichneten sich nicht nur durch<br />
die Leistungen ihrer 15jährigen in Lesen,<br />
Mathematik oder Naturwissenschaften<br />
aus, sondern verfügen auch über gut ausgebaute<br />
<strong>FBBE</strong>-Systeme und fördern darüber<br />
hinaus auch Kinder aus unterprivilegierten,<br />
bildungsfernen Schichten besonders<br />
gut. Häufig verknüpfen sie dabei<br />
<strong>FBBE</strong>-Angebote mit kognitiven Inhalten,