Grundlagenstudie FBBE - Finalversion (edit 13032009 ...
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5 <strong>FBBE</strong> für alle? Benachteiligte junge Kinder in der Schweiz<br />
5 <strong>FBBE</strong> für alle? Benachteiligte junge Kinder in der<br />
Schweiz<br />
Dass Bildungsgerechtigkeit nicht so aussieht,<br />
wie sie aktuell in der Schweiz praktiziert<br />
wird, ist bereits einleitend mit Blick auf<br />
die PISA-Studie vermerkt worden. Sie hat<br />
gezeigt, dass die soziale Herkunft weitgehend<br />
den Bildungserfolg bestimmt. Wenn<br />
somit die eigene Herkunft keine privilegierte<br />
ist, dann ist Chancenbenachteiligung<br />
weitgehend vorbestimmt. Hier beginnt jedoch<br />
ein Teufelskreis: Wer sozial benachteiligt<br />
ist, findet keinen Zugang zur Bildung.<br />
Wer keinen Zugang zur Bildung hat, dem<br />
bleibt der soziale Aufstieg erschwert. Dies<br />
ist nicht nur eine krasse Benachteiligung für<br />
jedes sozial benachteiligte Kind, sondern<br />
auch für unsere Gesellschaft, weil wir auf<br />
diese Weise den nachfolgenden Generationen<br />
Zukunftschancen verbauen.<br />
In der Schweiz gibt es viele benachteiligte<br />
Kindergruppen. Dazu gehören Kinder aus<br />
unterprivilegierten, bildungsfernen Schichten,<br />
Kinder mit Migrationshintergrund aber<br />
auch von physischen Behinderungen oder<br />
von Kinderarmut betroffene Kinder. Selbst<br />
überdurchschnittlich begabte Kinder können<br />
benachteiligt sein, wenn sie ihr Potenzial<br />
nicht so zum Ausdruck bringen können,<br />
wie es für ihre optimale Entwicklung notwendig<br />
wäre. Schlechte oder gute Startchancen<br />
bestehen ab der Geburt und bestimmen<br />
in der Folge den Gestaltungsspielraum.<br />
Es bedarf somit einer nachhaltigen<br />
Unterstützung von aussen, um jedem jungen<br />
Kind ein sicheres Fundament für seinen<br />
Lebens- und Bildungsweg zu geben.<br />
Bildungs- und Kinderarmut<br />
Ein Staat, der viel in <strong>FBBE</strong> investiert, leistet<br />
auch einen Beitrag dazu, dass die nachfolgenden<br />
Generationen möglichst gut ausgebildet<br />
werden, um die aus dem Arbeitsmarkt<br />
ausscheidenden Personen adäquat<br />
ersetzen zu können. Dass die Bildungspotenziale<br />
in der Schweiz nicht alle adäquat<br />
genutzt werden, haben bislang alle PISA-<br />
Testergebnisse gezeigt. Demnach gibt es in<br />
den Kantonen so genannte Risikogruppen,<br />
welche laut OECD (2007) höchstens die<br />
Kompetenzstufe I erreichen. Da ihre schulischen<br />
Leistungen für eine Lehrstelle oder<br />
eine weiterführende Schule nicht ausreichen,<br />
werden sie als bildungsarm und auf<br />
dem Arbeitsmarkt als mehr oder weniger<br />
chancenlos bezeichnet. Sie betragen je nach<br />
Kanton zwischen 8% und 18%.<br />
Neben der Bildungsarmut ist auch die Kinderarmut<br />
von höchster Bedeutung für die<br />
Entwicklungschancen von jungen Kindern.<br />
Darauf machen die ‚Caritas’ oder die ‚Kinderlobby<br />
Schweiz’ immer wieder aufmerksam.<br />
Fakten dazu hat auch die ‚Eidgenössischen<br />
Kommission für Kinder- und Jugendfragen’<br />
(EKKJ) in ihrem Bericht «Jung und<br />
arm: das Tabu brechen!» 2007 auf den Tisch<br />
gelegt. International vergleichbare Daten<br />
liegen für das Jahr 2000 vor (OECD, 2007).<br />
Zu diesem Zeitpunkt betrug sie in der<br />
Schweiz 6.8%, definiert als Anteil der Kinder<br />
in Haushalten mit einem Äquivalenzeinkommen<br />
von weniger als 50% des Medianeinkommens.<br />
Heute, d.h. im Jahr 2008, sind in<br />
der Schweiz fast ein Drittel aller Sozialhilfeempfänger<br />
(21%) Kinder unter 18 Jahren.<br />
Gemäss Tabelle 5.1 befindet sich die<br />
Schweiz damit auf Platz sechs der hier betrachteten<br />
16 Länder. Damit ist die Kinderarmut<br />
zwar nur gut halb so gross wie der<br />
OECD-Durchschnitt, jedoch doppelt so hoch<br />
wie in Finnland mit 3.4% oder fast dreimal<br />
so hoch wie in Dänemark mit 2.4%. Damit<br />
wird deutlich, dass die Ergebnisse der UNI-<br />
CEF-Studie von 2008 – die der Schweiz eine<br />
kleine Kinderarmutsrate bescheinigt hat,<br />
vor diesem Hintergrund relativiert werden<br />
müssen.<br />
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