Grundlagenstudie FBBE - Finalversion (edit 13032009 ...
Grundlagenstudie FBBE - Finalversion (edit 13032009 ...
Grundlagenstudie FBBE - Finalversion (edit 13032009 ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Grundlagenstudie</strong><br />
Die Wirkung von <strong>FBBE</strong> auf Kinder mit<br />
Migrationshintergrund<br />
Dass junge Kinder aus sozial benachteiligten<br />
Milieus und solche mit Migrationshintergrund<br />
die deutlichsten Gewinne aus frühpädagogischer<br />
Förderung erzielen, ist eine<br />
international anerkannte und vom Starting<br />
Strong II-Bericht unterstrichene Tatsache<br />
(OECD, 2007). Angesichts der unterschiedlichen<br />
Bildungsressourcen der Familien stellen<br />
<strong>FBBE</strong>-Angebote eine vielversprechende<br />
Möglichkeit dar, soziale Ungleichheiten zu<br />
verringern und allen Kindern einen gleichberechtigten<br />
Zugang zur Bildung zu gewährleisten.<br />
Ebenso deutlich hat die internationale<br />
Forschung jedoch aufgezeigt, dass die<br />
Gewinne dann kurzfristig bleiben und nicht<br />
nachhaltig werden, wenn Angebotsqualität<br />
und Professionalität des Fachpersonals lediglich<br />
durchschnittlich sind, Eltern nur am<br />
Rande integriert werden und Förderung und<br />
Unterstützung nicht nachhaltig ist, d.h. nicht<br />
auch in der weiteren Schulzeit erfolgt. Diese<br />
Ergebnisse bestätigt die Studie «Schulerfolg<br />
von Migrationskindern» von Lanfranchi<br />
(2002). Er zeigt auf, dass familienergänzend<br />
betreute Kinder den Übergang vom Kindergarten<br />
zu Schule wesentlich erfolgreicher<br />
meisterten als Kinder, die diese Förderung<br />
nicht genossen hatten. Als ausschlaggebend<br />
erwies sich dabei die frühe Integration der<br />
Eltern und des gesamten sozialen und kulturellen<br />
Umfeldes. In seiner Follow-up Studie<br />
von 2008 zeigten sich jedoch keine längerfristig<br />
positiven Wirkungen. Erstaunlicherweise<br />
erwies sich nun nicht der Besuch einer<br />
familienergänzenden Betreuungseinrichtung<br />
als entscheidender Erfolgsindikator,<br />
sondern die Bildungsaspiration der Eltern.<br />
Damit unterstreicht dieses Ergebnis<br />
die enorme Bedeutung der Kernfamilie, die<br />
auch von anderen Studien – insbesondere<br />
der NICHD-Studie – herausgestrichen worden<br />
ist.<br />
Welches Fazit lässt sich aus solchen Erkenntnissen<br />
ziehen? Zum Einen, dass <strong>FBBE</strong>-<br />
58<br />
Programme speziell für Kinder mit ethnischkulturellem<br />
Hintergrund nur dann längerfristig<br />
erfolgreich sein können, wenn sie umfassend<br />
angelegt, qualitativ hochstehend<br />
sind und über gut ausgebildetes Personal<br />
verfügen. Zum Anderen gilt, dass sie bei der<br />
Bildung und Aufklärung der Eltern ansetzen,<br />
ihre Erziehungsrolle stärken und den möglicherweise<br />
wesentlichsten Aspekt der Integration,<br />
die Sprachförderung, angemessen<br />
berücksichtigen müssen. In diesem Sinne<br />
sind solche Programme bestens geeignet,<br />
über das junge Kind eine Brücke zur Migrationsfamilie<br />
und zu ihrem neuen sozialen<br />
Umfeld zu schlagen.<br />
Förder- und Integrationsmassnahmen<br />
Da die Deutschschweiz eine heterogene Bevölkerungsstruktur<br />
aufweist und der Ausländeranteil<br />
bei ca. 20% liegt, werden verstärkt<br />
Integrationsmassnahmen und -programme<br />
eingesetzt, die sich vor allem auf Spracherwerb<br />
und Sprachförderung ausrichten. Auch<br />
für die Romandie haben diese Befunde in<br />
besonderem Masse Gültigkeit, da der Kanton<br />
Genf einen Ausländeranteil von 39% in<br />
vorschulischen Einrichtungen hat und damit<br />
über Einrichtungen (BfS, 2008) verfügt, die<br />
sehr heterogen sind. Im Tessin haben integrative<br />
Massnahmen schon lange Tradition.<br />
Im Gegensatz zu den anderen beiden<br />
Sprachregionen verfügt es über ein gutes<br />
System an Unterstützungsmassnahmen für<br />
bedürftige Familien. Das «Tessiner Modell»<br />
zeichnet sich durch eine Integrationszulage<br />
für Kinder unter 15 Jahren und eine Kleinkindzulage<br />
für Kinder unter drei Jahren aus.<br />
Dadurch konnte die Familienarmut und damit<br />
die Benachteiligung der Kinder deutlich<br />
verringert werden (EKFF, 2000). Das Modell<br />
bildet sich jedoch auch im pädagogischen<br />
Alltag ab, denn in den scuole dell’infanzia<br />
bildet die Integration von Kinder mit Migrationshintergrund<br />
einen selbstverständlichen<br />
Teil des <strong>FBBE</strong>-Alltags. Nicht in gleichem Ausmass<br />
ist dies jedoch in den asili nidi der Fall,