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Grundlagenstudie FBBE - Finalversion (edit 13032009 ...

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d.h. nicht nur mit Betreuung und Pflege,<br />

sondern auch mit intellektueller Anregung<br />

in spezifisch lernförderlich gestalteten<br />

Umgebungen. Dass ein solcher Weg besonders<br />

erfolgreich ist, belegt auch die<br />

Wissenschaft: Alle verfügbaren Untersuchungen<br />

zeigen, dass <strong>FBBE</strong>-Angebote für<br />

benachteiligte Kinder besonders wirksam<br />

sein können. Sie sind nicht nur in der Lage,<br />

die von der Bildungspolitik vielfach eingeforderte<br />

Startchancengleichheit bei Schuleintritt<br />

umzusetzen, sondern können<br />

auch einen Beitrag zum späteren Schulerfolg<br />

dieser Kinder leisten, weil sie weniger<br />

sonderpädagogische Stützmassnahmen<br />

brauchen, seltener Klassen wiederholen<br />

müssen und später auch weniger abweichendes<br />

und delinquentes Verhalten zeigen.<br />

Aktuell gibt es in der Schweiz jedoch einen<br />

relativ vehementen Widerstand gegenüber<br />

dem Ansinnen, die ‚Bildung’ in der<br />

frühen Kindheit zu verankern. Nicht selten<br />

wird sie sogar einer glücklichen Kindheit<br />

als abträglich erachtet und gegen das Lernen<br />

sozialen Verhaltens ausgespielt. Worin<br />

diese Ablehnung begründet liegt ist offensichtlich<br />

– und auch verständlich: Wer<br />

von uns verbindet ‚Bildung’ nicht sofort<br />

mit Schule, Schule mit Leistungsdruck und<br />

Leistungsdruck mit schlechten Erinnerungen<br />

an Zeugnisse, Elternschelte und Misserfolg?<br />

Bildung und Lernen haben seit Generationen<br />

einen üblen Beigeschmack.<br />

Deshalb ist verständlich, wenn die Angst<br />

vor der Verschulung der frühen Kindheit<br />

Überhand nimmt. Auch leuchtet es ein,<br />

dass Eltern und Lehrpersonen Bildungsansprüche<br />

möglichst bis kurz vor Schuleintritt<br />

vom Kind fernhalten und es eher in<br />

seinen sozialen, emotionalen und motorischen<br />

Fähigkeiten fördern wollen.<br />

‚Frühkindliche Bildung’ ist jedoch etwas<br />

Anderes. Dafür bürgt auch das Kürzel<br />

<strong>FBBE</strong>. Es verweist erstens darauf, dass<br />

‚Frühkindliche Bildung’ immer mit Betreu-<br />

Einleitung<br />

ung und Erziehung zusammengedacht<br />

werden muss und dass sie zweitens niemals<br />

einer Vorverlegung des schulischen<br />

Wissenserwerbs gleichkommt, um das<br />

Kind gemäss den Vorstellungen der Gesellschaft<br />

möglichst früh fit zu machen für die<br />

spätere Karriere. Ebenso wenig geht es<br />

darum, <strong>FBBE</strong> mit dem Ziel gleichzusetzen,<br />

das Potenzial junger Kinder frühzeitig in<br />

Baby-Sprachkursen zu entfalten. Andererseits<br />

wird damit deutlich, dass sich Erziehung,<br />

Betreuung und Förderung in der frühen<br />

Kindheit nicht weiterhin ausschliesslich<br />

auf Sozialverhalten, Emotionalität und<br />

Motorik beschränken kann. Im Wesentlichen<br />

umfasst frühkindliche Bildung das,<br />

wofür die Erziehungswissenschaft, die Entwicklungspsychologie<br />

und auch die Hirnforschung<br />

plädieren: die Gestaltung anspruchsvoller,<br />

anregungsreicher, entwicklungs-<br />

und beziehungsförderlicher Umgebungen,<br />

in denen die Kinder alle Sinnesorgane<br />

brauchen und ihre intellektuellen<br />

Lerndispositionen entwickeln können.<br />

Die Forschung lehrt uns: Die ersten Lebensjahre<br />

sind die kritischste Phase für die<br />

Entwicklung eines Kindes. Dies gilt in sozialer,<br />

emotionaler und intellektueller Hinsicht.<br />

In der frühen Kindheit wird ein wichtiger<br />

Grundstein für den Bildungs- und Lebenserfolg<br />

gelegt. Was hier unterlassen<br />

wird, kann später nur mit grossem Aufwand<br />

aufgeholt werden. Deshalb kommt<br />

in den ersten Lebensjahren nicht nur Betreuungs-,<br />

sondern auch Bildungsprozessen<br />

eine grundlegende Bedeutung zu. Damit<br />

Kinder Bildungsangebote jedoch annehmen<br />

können, müssen sie in gut entwickelte<br />

Beziehungsstrukturen eingebettet<br />

sein. Deshalb ist für den Aufbau einer allgemeinen<br />

Bildungsbereitschaft besonders<br />

wichtig, dass ein Kind soziale Beziehungen<br />

sowohl in seiner Herkunftsfamilie als auch<br />

in seinem weiteren Umfeld aufbaut und<br />

sich in diesem Beziehungsraum geborgen<br />

und emotional sicher fühlen kann. Dies gilt<br />

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