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Möbel und Einrichtungsgegenstände

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<strong>Möbel</strong><br />

Portrait des Johann Meinrad Guggenbichler, Mondsee.<br />

Sankt Wolfgang, Salzkammergut<br />

1200. Sehr schönes <strong>und</strong> bedeutendes Paar Putti aus der Werkstatt des Johann Meinrad Guggenbichler<br />

(1649–1723), Österreich, 1. Viertel 18. Jh. Lindenholz, geschnitzt, polychrom gefasst <strong>und</strong> teilvergoldet.<br />

Beide Putti als geflügelte Kinderfiguren mit offenen Armen <strong>und</strong> lockigem Haar. Die Beine angewinkelt, die<br />

Zehen leicht abgespreizt. Sehr virtuos gestaltete Hände mit sehr feinen Fingern. Die Flügel weit geöffnet.<br />

Wehendes Lendentuch. H = je ca. 58 cm. 20 000.—/25 000.—<br />

Provenienz:<br />

Aus Schweizer Privatbesitz<br />

Das hier angebotene Paar Putti stellt die Zeit des Barock in seiner schönsten Form dar. Beschwingt <strong>und</strong> sorgenfrei wirken die beiden gefassten<br />

Figuren, die wohl ursprünglich eine grössere uns unbekannte Altargruppe zierten. Ganz aus dem Leben gegriffen scheinen beide<br />

Figuren. Pummelige, zufriedene Kinder, wie der Bildhauer sie zu seiner Zeit auch in den Dörfern Oberösterreichs angetroffen haben<br />

wird. Sie sind natürlich <strong>und</strong> von einer w<strong>und</strong>erbaren Mimik, die den Betrachter nicht unberührt lässt. Man spürt die Hand <strong>und</strong> das Genie<br />

eines grossen Bildhauers. Der Ausdruck der Gesichter verrät den Blick auf ein grossartiges Gesamtkunstwerk, wohl eine Altargruppe, zu<br />

dem unsere Putti gehörten. Das verhaltene <strong>und</strong> charmante Kinderlächeln, gleichzeitig der überraschte Blick, die grazile Positionierung<br />

der Beine <strong>und</strong> Arme, die ausgezeichnet beobachteten <strong>und</strong> fein umgesetzten Hände, ganz besonders aber die langgestreckten, virtuosen<br />

<strong>und</strong> ganz natürlich fallenden Locken, lassen unsere beiden Putti wohl dem berühmten Bildschnitzer Johann Meinrad Guggenbichler<br />

zuweisen <strong>und</strong> sind in die beste Schaffenszeit des Künstlers, um 1706, zu datieren, als er u.a. die Figuren für den Rosenkranzaltar der<br />

Wallfahrtskirche in Sankt Wolfgang im Salzkammergut schuf. Der prächtige Altar mit seinen lebensgrossen Figuren wird geradezu umschwärmt<br />

von einem prächtigen Reigen von Putti. Sie sind sicher von gleicher Hand geschnitzt wie unsere hier angebotenen Figuren<br />

<strong>und</strong> gehören zur gleichen Familie. Meinrad Guggenbichler, eigentlich Guggenbühl, wie der Name in der Schweiz geschrieben wird,<br />

wurde am 17. April 1649 in Einsiedeln geboren. Guggenbühls Vater war Bildhauer <strong>und</strong> Baumeister, seine Lehrzeit absolvierte er, zusammen<br />

mit seinem älteren Bruder Johann Michael, in Dillingen. Im Kloster Sankt Florian bei Linz finden sich 1670 seine ersten bedeutenden<br />

Arbeiten. Als Stiftsbildhauer wirkte Guggenbichler bis zu seinem Tode für das Kloster Mondsee. Zu den herausragendsten Arbeiten<br />

seiner Werkstatt zählen u.a. die Altäre in Strasswalchen, in Mondsee, in Irrsdorf, Lochen, St. Wolfgang, Oberwang, Michaelbeuren,<br />

Rattenberg im Tirol, Oberhofen am Irrsee, sowie Arbeiten für M<strong>und</strong>erfing, Schleedorf <strong>und</strong> Maria Kirchental. Guggenbichler stirbt am<br />

10. Mai 1723 in Mondsee in Oberösterreich. Mit seinem Schmerzensmann, auch Imago Pietatis <strong>und</strong> Erbärmdebild genannt, 1706 für<br />

St.Wolfgang geschnitzt, hat der barocke Bildschnitzer seine wohl bedeutendste <strong>und</strong> eindrücklichste Holzskulptur geschaffen <strong>und</strong> bleibt<br />

mit diesem Meisterwerk unvergessen. Die hier angebotenen Putti, die wir ihm <strong>und</strong> seiner Werkstatt zuweisen möchten, erinnern an sein<br />

herausragendes Können <strong>und</strong> seine Begabung, menschliche Empfindungen zu übertragen <strong>und</strong> in Holz zu schnitzen.<br />

Vgl. M. Soffner-Loibl, E.Wageneder, Mondsee - Ehem. Benediktinerabtei <strong>und</strong> Pfarrkirche St. Michael, Passau 2009<br />

Heinrich Decker, Meinrad Guggenbichler,Wien, 1949<br />

Register Seite 111–112

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