Möbel und Einrichtungsgegenstände
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144<br />
<strong>Möbel</strong><br />
1253<br />
Kommode von J. Äbersold, um 1775, Privatbesitz<br />
1253. Zwei Fauteuils <strong>und</strong> drei Stühle, «en cabriolet», Louis XVI, Schweiz. Nussbaum <strong>und</strong> Kirsche mit<br />
braunem Lederbezug. Medaillonrücken mit U-förmigem Sitz, sich gegen unten verjüngende, gerade kannelierte<br />
Beine. 3000.—/4000.—<br />
1254. Sehr feine <strong>und</strong> bedeutende Parketterie-Kommode, Louis XVI, Bern, um 1780, eine Arbeit des<br />
Johannes Äbersold (1737–1812). Nussbaum, Fruchtholz <strong>und</strong> Ahorn massiv, furniert <strong>und</strong> teils graviert.<br />
Längsformatiger, eleganter Korpus mit ausgeschnittener Zarge <strong>und</strong> sich nach unten verjüngenden, kantigen<br />
Beinen in vergoldeten Bronze-Sabots. Die Front zweischübig, sans traverse, mit seitlich geschrägten Eckstollen.<br />
In drei Felder unterteiltes Furnierbild der Schubladenfronten. Flammiger Nussbaum-Wurzelmaser<br />
gespiegelt furniert, gerahmt mit von feinen Filets gerahmtem, in den Ecken verschlungenem Bandwerk.<br />
Gravierte Blüten als Eckzierden. Gleichermassen gestaltete Stollen <strong>und</strong> Schmalseiten. Das Deckblatt wenig<br />
vorstehend, passig ausgeschnitten <strong>und</strong> profiliert. Ebenfalls mit sehr feinem gespiegeltem Furnierfeld, fein<br />
gerahmt <strong>und</strong> mit Blüten verziert. Vergoldete Bronzebeschläge in Form von Stollenrosetten, Zugringen,<br />
Zargen- <strong>und</strong> Schlüssellochzierden. 87:121:55 cm. 15 000.—/20 000.—<br />
Die hier angebotene Kommode ist von aussergewöhnlicher Qualität <strong>und</strong> ein hervorragendes Beispiel der hochwertigen Produktion des<br />
berühmten Berner Ateliers. Das <strong>Möbel</strong>, ganz klar <strong>und</strong> rein in den Formen des Frühklassizismus gehalten, kann in die Zeit um 1780 datiert<br />
werden. Sie ist mit ihrem sehr schönen Deckblatt in ausgesuchtem Nussbaumholz eine eigentliche Weiterentwicklung eines Kommodenmodelles<br />
aus der sogen.Transitionszeit um 1770–1775, zwischen den Stilen des Louis XV <strong>und</strong> Louis XVI. Eine solche Kommode<br />
fand sich, aus Berner Patrizierbesitz, 1988, bei Sotheby’s Zürich, Los Nr. 381, angeboten. Zeigen sich dort noch zurückhaltend die<br />
Schwünge der Beine <strong>und</strong> Zargenschürze in der Art des späten Rokoko, so weist unsere Kommode eine sehr viel ausgeglichenere Stilfestigkeit<br />
auf. Gleich sind beiden Kommoden die Gestaltung der Flächen, mit Rahmenwerk <strong>und</strong> Rosetten. Unsere Kommode findet ein<br />
sehr verwandtes <strong>Möbel</strong> in einer grossen Toiletten-Kommode des Johannes Äbersold, aus dem Jahre 1777, welche sich in Privatbesitz erhalten<br />
hat.Wenn auch dort mit Marmordeckblatt, so ist sie in der Aufteilung der Flächen, der Gestaltung der Eckstollen <strong>und</strong> Beine identisch.<br />
Eine weitere Kommode der Zeit um 1780, ebenfalls mit Holzblatt, welches die Form <strong>und</strong> Profilierung der sonst verwendeten Marmordeckplatten<br />
aufnimmt, so wie auch an unserem <strong>Möbel</strong>, hat sich im Besitze des Bernisches Historisches Museum, Inv. Nr. 38’148,<br />
erhalten <strong>und</strong> findet sich in Schloss Oberhofen. Diese Kommode ist jedoch von kleineren Ausmassen <strong>und</strong> ihr fehlt die Dreiteilung der<br />
Front in reiche Maserfelder. Die hier angebotene Kommode ist von bernischer Manufaktur, aber man erkennt an ihr auch den Einfluss<br />
der französischen Formensprache, wie sie Johannes Äbersold auf seiner Wanderschaft <strong>und</strong> seinem Aufenthalt in Paris, 1767, kennengelernt<br />
hat. Wohl unmittelbar nach seinem Paris-Aufenthalt dürfte die Kommode der 1988er Auktion entstanden sein, die einer direkten<br />
Umsetzung einer Pariser Transition-Kommode entspricht <strong>und</strong> aus der unser Kommoden-Modell als Weiterentwicklung hervorging.<br />
Literatur:<br />
Hermann von Fischer, Johannes Äbersold 1737–1812, Ein Berner Ebenist zwischen Mathäus Funk <strong>und</strong> Christoph Hopfengärtner, Ausstellungskatalog,<br />
Stiftung Schloss Jegenstorf, 2000.<br />
Auktionskatalog Sotheby’s Zürich, 1. Dezember 1988, Abb. Los Nr. 381.<br />
Register Seite 111–112