Möbel und Einrichtungsgegenstände
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<strong>Möbel</strong><br />
1056<br />
1056. Sehr feines <strong>und</strong> bedeutendes Paar Barocke Putti, schwäbisch, circa 1630–1640, wohl David <strong>und</strong><br />
Martin Zürn zuzuschreiben. Lindenholz, vollplastisch geschnitzt, polychrom gefasst <strong>und</strong> teilvergoldet.<br />
Jeder Putto mit kindlichem Lächeln, roten Pausbacken <strong>und</strong> geröteter Nase. Die r<strong>und</strong>lichen Köpfchen mit<br />
hoher Stirn <strong>und</strong> sehr fein gelocktem Haar. Beide Figuren mit ausgestreckten Armen <strong>und</strong> sehr fein gearbeiteten<br />
Händen. Die Beine in schreitender Bewegung <strong>und</strong> wiederum sehr fein beobachteten <strong>und</strong> künstlerisch<br />
umgesetzten Füssen <strong>und</strong> teils gespreizten Zehen. Die Fassung wohl in Teilen original erhalten. H = je 43 cm.<br />
10 000.—/15 000.—<br />
Provenienz:<br />
Aus Schweizer Privatbesitz<br />
Die hier angebotenen Engelsfiguren sind von beeindruckender Schönheit <strong>und</strong> grosser Ausstrahlung. Beide Figuren erinnern mit ihren<br />
korkenzieherartig gezwirbelten Locken, ihrer Mimik <strong>und</strong> Gestik, an die Engelsfiguren, welche in der Südkapelle des Überlinger Münsters<br />
(St. Nikolaus) den berühmten Rosenkranzaltar zieren. Dieses Meisterwerk des Barocks wurde von den Brüdern David <strong>und</strong> Martin Zürn<br />
geschaffen <strong>und</strong> ist mit MZ (Martin Zürn) 1631 datiert. In das Jahr 1631 fiel die Erteilung des Auftrages an die Zürn Werkstatt, für einen<br />
entsprechenden Altar nach Überlingen. Bedingt durch die andauernden Kriegswirren konnten die Arbeiten am Altar nur in Teilen aufgenommen<br />
werden. In das Jahr 1632 fällt die Stiftung des Rosenkranzaltares durch das Ehepaar Schulthais/Han. Zwischen 1635 <strong>und</strong> 1640<br />
wird durch Martin <strong>und</strong> David Zürn am Rosenkranzaltar weiter gearbeitet. Beide müssen noch einmal nach Überlingen gekommen sein,<br />
obwohl sie wegen der Kriegswirren aus Oberschwaben nach Wasserburg am Inn ausgewichen waren <strong>und</strong> dort ihre Werkstätten betrieben.<br />
Stilistische Vergleiche deuten auf die Hand der beiden Brüder hin. Jörg Zürn kommt als Bildschnitzer für den Altar nicht in Frage,<br />
da dieser schon 1636 verstorben war. Für die Jahre 1640/1641 werden zwei Weihedaten des Altares durch den Bischof Johann Truchsess<br />
von Konstanz überliefert. Wenig vor der Fertigung des Altares in Überlingen, fällt die Arbeit am Hochaltar der Friedhofskapelle Mariä<br />
Himmelfahrt in Meersburg, welche um 1630 datiert werden kann. Dieser Altar ist eine Arbeit David Zürns. Hier wird die Marienfigur<br />
von vier Putti umrahmt, die mit den hier angebotenen Figuren so sehr verwandt sind, dass sie wohl von gleicher Hand geschnitzt<br />
worden sind. An den Altarfiguren von St. Niklaus in Überlingen, den Putti in Meersburg, wie auch an den hier angebotenen Engeln,<br />
wird die Bedeutung <strong>und</strong> das Genie dieser Kunstschnitzer-Familie deutlich. Mit ihren geschnitzten Bildwerken führen sie den noch klar<br />
erkennbaren Renaissance-Stil in die glanzvolle Barockzeit am Bodensee über.<br />
Register Seite 111–112