Möbel und Einrichtungsgegenstände
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<strong>Möbel</strong><br />
1082<br />
1082. Sehr feine <strong>und</strong> bedeutende Tischuhr des Claudius du Chesne, England, London, George I., erstes<br />
Viertel 18. Jh., signiert Claudius Du Chesne Londini. Nuss-Wurzelmaser, furniert, vergoldete Bronzen<br />
<strong>und</strong> gravierte Messingarbeit. Hochformatiges, überaus fein <strong>und</strong> architektonisch gegliedertes Gehäuse mit<br />
profiliertem Sockelgeschoss auf gequetschten Kugelfüssen. Die Fronttüre verglast, bogenförmig ausgeschnitten<br />
<strong>und</strong> mit Messingschienen gerahmt, seitlich des Türchens mit sehr feinen Pilastersäulen. R<strong>und</strong>es Zifferblatt,<br />
versilbert. Römische St<strong>und</strong>en- <strong>und</strong> arabische Minutenzahlen. Mondphase <strong>und</strong> Tiersternzeichen, sowie<br />
Datumsanzeige. Das Zifferblatt getragen von einer sitzenden Chronosfigur auf Längspodest. Das Podest<br />
selbst bezeichnet Claudius Du Chesne Londini. Die Schmalseiten mit Tragebügel in vergoldeter Bronze. Die<br />
Türchen mit wiederum bogenförmig abschliessendem Durchbruch <strong>und</strong> Zug für die Repetition. Im von<br />
grüner Seide hinterlegten Durchbruch der Füllung mit filigranem Gürtlerwerk in graviertem Messing:<br />
Figuren mit Blumenkörben, Blattvoluten <strong>und</strong> Rankenwerk in feinster Arbeit. Der domförmige Aufsatz mit<br />
Vasenbekrönung <strong>und</strong> seitlichen Pinienzapfen. Unter dem Dachabschluss mit seher feiner Messingarbeit in<br />
durchbrochener Manier. Unter dem Vasenaufsatz mit gravierter Messing-Zierplatte, darin bezeichnet:<br />
Claudius Du Chesne Dean Street St. Ann’s Soho Londini Fecit. Das<br />
Werk mit Schlag auf Carillon mit sechs Glocken sowie einer grösseren<br />
Glocke für den Hauptschlag. Die Werkzierplatte wiederum überaus<br />
fein graviert <strong>und</strong> verziert. 10 000.—/15 000.—<br />
Die hier angebotene Tischuhr zählt sicher zu den schönsten Arbeiten des berühmten Londoner<br />
Uhrmachermeisters. Die Tatsache, dass der Uhrmacher seine Arbeit auf dem domförmigen<br />
Abschluss zusätzlich mit einer eigens gefertigten Zierplatte signiert <strong>und</strong> dieser<br />
Signatur auch seine ganze Adresse in London beifügt, unterstreicht die Bedeutung der<br />
hier aus altem Privatbesitz überlieferten Uhr. Sie ist in einem sehr schönen, alten Zustand<br />
erhalten <strong>und</strong> ist von sehr feiner Ausführung.<br />
Der sehr schön durchbrochene Zwischenteil unter dem domförmigen Aufbau ist von<br />
identischer Art wie an einer bedeutenden Uhr des Meisters, welche sich aus dem Besitze<br />
des National Trust in Wallington, Northumberland, erhalten hat (National Trust Inventory<br />
Number 583034). Claude Duchesne gehörte zu einer bedeutenden Zahl von Hugenotten,<br />
welche Frankreich nach der Aufhebung des Edikt von Nantes durch das Edit de Fontainebleau<br />
durch Louis XIV, 1685, auch Richtung London verliessen. Die Mehrzahl der französischen<br />
Protestanten flohen in der Folge in die calvinistischen Gebiete der Niederlande,<br />
in die Schweiz <strong>und</strong> nach Preussen. Für alle diese Länder waren die Vertriebenen sehr willkommen,<br />
waren doch unter ihnen besonders viele erfolgreiche Kaufleute <strong>und</strong> Künstler.<br />
1693, acht Jahre nach seiner Flucht, wird der bereits sehr erfolgreiche Franzose Duchesne<br />
erstmals in London erwähnt, als Free Brother working in the Clockmaker’s Company. Du<br />
Chesne lebte in Long Acre, in der Dean Street, welches zur St. Anna-Kirchgemeinde in<br />
Soho gehörte, wo er bis 1730 verblieb.<br />
Register Seite 111–112