Möbel und Einrichtungsgegenstände
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<strong>Möbel</strong><br />
Detail von Aquarell des Heinrich Zimmer, Privatbesitz 1214<br />
1214. Sehr bedeutender Sekretär des Johannes Äbersold, Louis XVI, Bern, um 1780. Pappelmaser,<br />
Zwetschgenholz,Ahorn, teils gefärbt, sowie Birnholz. Hochformatiger Korpus mit einer profilierten Rouge<br />
Suisse Marmordeckblatt. Der Unterbau mit ausgeschnittener Zarge <strong>und</strong> Stollenfüssen. Drei Längsschubladen,<br />
darüber die abklappbare Schreiblade. Abschliessend mit wenig zurückversetzter <strong>und</strong> gekehlter Friesschublade.<br />
Das Innere sehr fein ausgestaltet mit acht kleineren <strong>und</strong> einer grösseren Schublade. Ablagefach<br />
<strong>und</strong> offenes Brieffach. Herausziehbare, dreiteilige, offene Lade, dahinter Geheimfach. Die Schreibfläche in<br />
Kirschholz furniert. Schauseitig überaus fein furniert mit gespiegelten Feldern von flammigem Pappelmaser,<br />
umrahmt von eingedunkelten Birnbaumfilets mit Ahornrand.Verschlungene Eckzierden mit Äbersoldblumen.<br />
Messingzugringe <strong>und</strong> Schlüssellochzierden. 142,5:118:51 cm. 15 000.—/20 000.—<br />
Der hier angebotene Sekretär ist wohl ein Werk der Berner Äbersold Werkstatt <strong>und</strong> darf in die Zeit um 1780 datiert werden. Unser<br />
Sekretär kann verglichen werden mit einem weiteren Sekretär Äbersolds aus Privatbesitz, der von identischem Aufbau ist <strong>und</strong> einen nur<br />
wenig vereinfachten, in den wesentlichsten Teilen aber identischen Dekor aufweist. Werden an unserem Sekretär die Flächen mit dem<br />
wirkungsvollen Pappelmaster furniert, so sind die gleichen Flächen am Sekretär aus Privatbesitz in Nussholz gehalten. Beide weisen eine<br />
identische Form der Friesschublade auf, doch ist an unserem Sekretär an Stelle eines Holzblattes ein Marmorblatt verwendet worden.<br />
Beide <strong>Möbel</strong> weisen eine Form auf, wie wir sie an einem Sekretär des Johannes Äbersold auf einem Aquarell von Heinrich Zimmer<br />
(1774–1851) vorfinden, welches sich in Privatbesitz erhalten hat. Das Aquarell zeigt ein Zimmer an der Junkerngasse Nr. 18, um 1830. Mit<br />
seiner sehr schönen Rouge Suisse Marmorplatte, wie sie auch Mathäus Funk für seine <strong>Möbel</strong> verwendete, zeigt der hier angebotene<br />
Sekretär viel Verwandtschaft mit dem französischen <strong>Möbel</strong>bau, dem sich Äbersold zeitlebens hingezogen fühlte <strong>und</strong> den er in seinen<br />
Werken aufleben lässt. In den Jahren um 1767 hielt sich Äbersold auf seiner Wanderschaft in Paris auf. Es waren die Jahre des Überganges<br />
vom Louis XV- hin zum strengeren Louis XVI-Stil, den wir heute Transition nennen. 1767 ersuchte Äbersold von Paris aus das Bernische<br />
Handwerksdirektorium um die Bewilligung, sich als Schreinermeister in Bern niederlassen zu dürfen <strong>und</strong> mit zwei Gesellen zu<br />
arbeiten, gleich wie dies sein verstorbener Vater schon getan hatte.<br />
Vgl. Hermann von Fischer, Johannes Äbersold 1737–1812 Ein Berner Ebenist zwischen Mathäus Funk <strong>und</strong> Christoph Hopfengärtner,<br />
Ausstellung, Schloss Jegenstorf, 2000. Abb. 6, S. 16, Abb 17, S. 27.<br />
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