Möbel und Einrichtungsgegenstände
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<strong>Möbel</strong><br />
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1107. Sehr feines <strong>und</strong> seltenes Aufsatzschreibkabinett mit Dragoner-Trommler-Beschlägen, wohl<br />
Dresden, Berlin oder Rheinhessen, um 1740. Nussbaum, Thuya, Eibe <strong>und</strong> Lignum Vitae furniert.<br />
Hochformatiger, zweiteiliger <strong>und</strong> dreigeschossiger Korpus auf ausgeschnittener Zarge. Der Kommodenteil<br />
doppelt geschweift <strong>und</strong> mit betonten <strong>und</strong> ger<strong>und</strong>eten Traversen. Der Schreibaufsatz wenig zurückversetzt,<br />
mit s-förmig geschweifter Schreiblade. Das Innere überaus fein gegliedert mit je drei seitlich getreppt angeordneten<br />
Schubladen, dazwischen ein offenes Längsfach, ein Bodenfach, sowie drei Brieffächer mit bogenartig<br />
gegliederter Front. Feine Zuggriffe in Form von vergoldeten Bronze-Quasten. Der Aufsatz mit zwei<br />
kassettierten Türen <strong>und</strong> gekehltem, profiliertem <strong>und</strong> bogenförmig gestaltetem Doppelgiebel als Abschluss.<br />
Im Innern des Aufsatzes ein zentrales bogenförmiges Fach mit drei zurückversetzten Schubladen, seitlich des<br />
Faches mit zwölf Schubladen, über dem Fach mit einem Tablar als Aktenfach. Überaus fein gestaltete Oberfläche<br />
des <strong>Möbel</strong>s mit alternierend in Hell <strong>und</strong> Dunkel furnierten Edelhölzern, gespiegelt <strong>und</strong> gefriest<br />
furniert. Die Beschläge in Form der erwähnten, vergoldeten Bronze-Quasten als Zuggriffe, Schlüssellochzierden<br />
<strong>und</strong> Kommodengriffe in Form von doppelten Voluten, darüber ein Dragoner-Trommler, verziert<br />
mit seitlichenVoluten <strong>und</strong> einer Rocaille. 194:86:60 cm. 4000.—/6000.—<br />
Provenienz:<br />
Aus altem Privatbesitz<br />
Das hier angebotene, bedeutende <strong>und</strong> aussergwöhnliche Schreibkabinett, mit seinen w<strong>und</strong>erbaren Dragoner-Trommler-Beschlägen, darf<br />
wohl zu Recht als ein eigentliches Unikat bezeichnet werden <strong>und</strong> ist in der gekonnten Anwendung der edlen Furnierhölzer, wie etwa<br />
dem sogen. Pockenholz, dem lignum vitae, welches wir u.a. auch an englischen <strong>und</strong> holländischen <strong>Möbel</strong>n der Barockzeit finden, ein<br />
herausragendes Beispiel der deutschen <strong>Möbel</strong>kunst. Den Typus des zweibogig abschliessenden Schreibkabinetts, in der Form wie an unserem<br />
Schreibmöbel, finden wir in England, von wo diese <strong>Möbel</strong>form Einzug in den hiesigen <strong>Möbel</strong>bau fand, bereits im letzten Viertel<br />
des 17. Jh., in furnierter Arbeit oder mit Lackfassung. In den Jahren um 1730-1740 taucht die englische Form der Schreibschränke in<br />
Dresden auf. Allerdings scheint sich dort die Aufsatzform mit gebrochenem, bogenförmigem <strong>und</strong> geschweiftem Aufsatz einer grösseren<br />
Beliebtheit erfreut zu haben. Den Abschluss mit Doppelbogen finden wir dort sehr viel seltener, dafür an sehr bedeutenden <strong>Möbel</strong>n, wie<br />
etwa einem mit Chinoiserien verzierten Lackschrank des Martin Schnell von 1726-1730, welcher sich ehemals in Schloss Moritzburg<br />
befand. Die verwendeten Quasten-Beschläge am Innern unseres <strong>Möbel</strong>s erinnern ebenfalls an sächsische Manufaktur. In Schloss Kronberg<br />
im Taunus (Hessische Hausstiftung) hat sich ein Schreibkabinett erhalten, das in seinem Dekor <strong>und</strong> Anwendung der hellen <strong>und</strong><br />
dunklen Furniere unserem <strong>Möbel</strong> besonders verwandt ist <strong>und</strong> um 1740 datiert wird. Sein Kommoden- <strong>und</strong> Schreibteil sprechen eine<br />
gleiche Sprache, der Aufsatz hingegen ist von schlichter Bogenform. Eine frühere Zuschreibung nach Berlin wäre aber durchaus denkbar<br />
<strong>und</strong> ist auch nicht auszuschliessen.<br />
Register Seite 111–112