Möbel und Einrichtungsgegenstände
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<strong>Möbel</strong><br />
Emanuel Handmann, 1746: Bildnis des Johann Friedrich<br />
Funk I (1706–1775).<br />
1240. HOCHBEDEUTENDER UND ÜBERAUS SELTENER ROKOKO-KAMINSPIEGEL A PALMES, MIT<br />
OBERBILD, Bern, circa 1765–1770, von Johann Friedrich Funk I. (1706–1775). Holz, geschnitzt, in<br />
zwei Tönen vergoldet, gemattet <strong>und</strong> poliert. Hochformatiger, sehr fein <strong>und</strong> reich geschnitzter Rahmen, auf<br />
zwei seitlichen, palmetten-geschmückten Füsschen. Der seitliche äussere Rahmen innen sehr fein gekehlt<br />
<strong>und</strong> graviert, aussen aufgedoppelt mit feinsten ausstehenden <strong>und</strong> geb<strong>und</strong>enen Palmetten. Zum Fronton hin<br />
mit s-förmiger Schweifung, die Fronton-Schnitzerei flankierend. Das Fronton selbst mit jochartig abschliessendem<br />
Rahmen, geschmückt mit Blumengirlanden <strong>und</strong> Rosetten, dazwischen ein abschliessendes Podest<br />
<strong>und</strong> über diesem die überaus feine Schnitzerei, mit Köcher, Pfeil <strong>und</strong> Bogen, einer brennenden Fackel <strong>und</strong><br />
Blumenkranz. Der Spiegel zum Oberbild hin begrenzt, mit wiederum jochartigem Abschluss, geschmückt<br />
mit einer Girlande,Voluten <strong>und</strong> Blüten. Im prächtigen Oberbild, in Öl auf Leinwand gemalt, finden sich vier<br />
schlafende Nymphen, von zwei Satiren beobachtet, die sich hinter Geäst versteckt halten. Die Nymphen selbst<br />
vom Weingenuss ermattet, in Träumen versunken <strong>und</strong> wenig bedeckt, aneinandergeschmiegt liegend.Weintrauben,<br />
ein Tamburin <strong>und</strong> eine leere Schenkkanne umgeben die im Schlafe Beobachteten. Über der Szene<br />
ein Cupido, den Blick auf die beiden Schelme gerichtet, in seinen Händen zwei kleine Fackeln, an die Vergänglichkeit<br />
auch dieses Momentes erinnernd. Restauriert in Bern 1892. 213:97 cm. 20 000.—/25 000.—<br />
Provenienz:<br />
Berner Patrizierbesitz<br />
Als Leihgabe im ehemaligen Landgut der von Steiger in Tschugg bei Erlach<br />
Von allen bekannten Spiegeln der berühmten Berner Werkstatt des Johann Friedrich Funk I., ist der Kaminspiegel aus Tschugg wohl<br />
eine der schöneren Arbeiten <strong>und</strong> mit seinem Oberbild eines sehr fähigen Malers der Nachfolge des François Boucher (1703–1770), ein Solitär.<br />
In seiner prachtvollen Gestaltung ist der hier angebotene Spiegel vergleichbar mit den wenig früher entstandenen Kaminspiegeln mit<br />
Oberbild aus dem Wildtschen Haus in Basel, mit dessen Innenausstattung der vermögende Basler Kaufmann Jeremias Wildt-Socin<br />
(1705–1790), Johann Friedrich Funk I. betraute. Dieser schuf in den Jahren zwischen 1764 <strong>und</strong> 1767 die prachtvollsten Innenausstattungen<br />
mit Konsolen, Spiegeln <strong>und</strong> Marmorkaminen für das würdige Haus am Petersplatz, wo diese noch heute zu bestaunen sind.<br />
Johann Friedrich Funk I. wurde seiner Begabung entsprechend zum Bildhauer ausgebildet. Möglich wäre, dass er seine Ausbildung in<br />
Bern bei Johan Jakob Langhans (1666–1748) <strong>und</strong> Michael Langhans (1686–1755) absolvierte. Ab 1731 etablierte sich Funk hier mit einer eigenen<br />
Werkstatt. Dem hochbegabten Bildhauer wurden schon sehr bald bedeutende Aufträge übertagen, so besonders im Jahre 1735 die<br />
Schaffung eines neuen Schultheissen-Throns, ein Prunksitzmöbel für das Haupt der Republik im Berner Rathaus. Dem unternehmerisch<br />
sehr geschickten Kunsthandwerker gelang es in kaufmännischer Weitsicht, sich das Monopol für den Import <strong>und</strong> den Verkauf von<br />
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