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Möbel und Einrichtungsgegenstände

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<strong>Möbel</strong><br />

Glas <strong>und</strong> Spiegelglas der Herzoglich Württembergischen Spiegelmanufaktur in Stuttgart zu sichern. Dieses Monopol, welches sich auf<br />

die ganzen Gebiete der alten Eidgenossenschaft ausdehnte, sicherte Funk <strong>und</strong> seinem Unternehmen ab 1742 eine besonders vorteilhafte<br />

Situation.<br />

Es spricht aus den berühmten Funk-Spiegelrahmen <strong>und</strong> Konsolen immer auch starker französischer Einfluss <strong>und</strong> sicher gehören diese<br />

kunstvollen Schöpfungen zu den bedeutendsten Schnitzarbeiten des Rokoko ausserhalb Frankreichs. Die Arbeiten Funks sind von so feiner<br />

Virtuosität, dass man sich an die feinsten süddeutschen Stuckarbeiten erinnert fühlt. Es ist ein süddeutsches Rokoko, welches sich in<br />

diesen Rahmen <strong>und</strong> Konsolenwerken mit französischem Stilempfinden mischt.Aber nicht nur! Auch etwas Friederizianisch-Preussisches<br />

spricht aus diesen Werken <strong>und</strong> scheint ihnen gleichsam Quell der Inspiration gewesen zu sein, was ganz besonders am hier angebotenen<br />

Prunkspiegel aus altem Berner Patrizierbesitz erkennbar ist. Im Jahre 1746 flüchtete der in den Diensten Friedrichs des Grossen zu<br />

Ruhm gekommene Bildhauer <strong>und</strong> Stukkateur Johann August Nahl (1710–1781) über Bayreuth <strong>und</strong> Strassburg in die Nähe Berns, wo er<br />

das Tannengut bei Zollikofen erwarb. Berührungspunkte zwischen Nahl <strong>und</strong> Funk muss es in der Berner Zeit des Künstlers, zwischen<br />

1746 <strong>und</strong> 1755 viele gegeben haben. Nachweislich haben die beiden Bildhauer die Arbeiten am Mittelteil des Orgelprospektes im Berner<br />

Münster 1749 ausgeführt, wo wir bereits die frühe Form der Schnitzerei mit Palmetten finden, wie sie der Spiegel aus Tschugg in so<br />

reifer Form aufweist.Wer die Werke Funks, die Konsolen, Spiegel- <strong>und</strong> Bilderrahmen, die Appliken, aber auch die Arbeiten in Stein, mit<br />

den für Friedrich II. geschaffenen Werken der Kunsthandwerker um Nahl vergleicht, der wird unweigerlich Parallelen finden.<br />

Neben unserem Kaminspiegel mit Oberbild, der lange im Hause hing, hat das ehemalige Landgut der von Steiger, neben einer berühmten<br />

Bibliothek, auch andere illustre «Gäste» beherbergt. Der berühmte Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831), erhielt im Jahre 1793,<br />

vermittelt durch Johannes Brodhag (Wirt des von Schiller bevorzugten Gasthauses zum Ochsen in Stuttgart) Anstellung beim Dragonerhauptmann<br />

Karl Friedrich von Steiger (1754–1841) in Bern, zur Unterrichtung von dessen Kindern. Unterrichtet wurde im Winter in<br />

Bern, im Hause der von Steiger an der Junkerngasse 51 <strong>und</strong> im Sommer in der Campagne der Familie, dem Steigerhaus, in Tschugg bei<br />

Erlach, wo Hegel auf die erwähnte, sehr bedeutende, von Christoph von Steiger d. Ae. (1651–1731) aufgebaute Bibliothek stiess.Von dieser<br />

Bibliothek machte Hegel regen Gebrauch, enthielt sie doch insbesondere eine umfangreiche Sammlung an englischer <strong>und</strong> französischer<br />

Literatur. Es war in Bern, während seiner Zeit im Hause der von Steiger, wo Hegel eine wichtige Basis für sein späteres Schaffen<br />

legen konnte.<br />

Vgl. Hermann von Fischer FONCK A BERNE, <strong>Möbel</strong> <strong>und</strong> Ausstattungen der Kunsthandwerkerfamilie Funk im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert in Bern, Bern,<br />

2001, Abb. 375, für einen stilistisch sehr verwandten Spiegel aus der Zeit um 1760–1770.<br />

A CARVED GILTWOOD ROCOCO MIRROR A PALMES BY JOHANN FRIEDRICH FUNK I. (1706–1775), Swiss, Berne, circa<br />

1765–1770, removed from the former «von Steigersche Campagne» in Tschugg<br />

Register Seite 111–112

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