Möbel und Einrichtungsgegenstände
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<strong>Möbel</strong><br />
Kabinett in der Stiftung Ricardo do Espirito Santo Silva, Lissabon 1037<br />
1037. Sehr feines <strong>und</strong> seltenes Barock-Zierkabinett, Portugal, 2. Hälfte 17. Jh. Palisander <strong>und</strong> ebenisierte<br />
Hölzer massiv, gedrechselt <strong>und</strong> furniert. Längsformatiges Kabinett mit vier Schubladenrängen. Die oberen<br />
beiden Ränge mit jeweils vier nebeneinanderliegenden Schüben. Die unteren beiden Ränge angedeutet<br />
<strong>und</strong> mit zwei seitlichen, übereinanderliegenden Doppelschubladen, welche ein Hauptfach flankieren, dessen<br />
Schauseite aus vier Schubladenfronten gefügt ist. Profilierter <strong>und</strong> vorstehender Kranz <strong>und</strong> ebensolcher<br />
Sockel. Die Schmalseiten kassettiert. Die ganze Front <strong>und</strong> Teile der Schmalseiten mit sehr reichem <strong>und</strong><br />
feinem Flammen- <strong>und</strong> Wellenband verziert. Filigran durchbrochene <strong>und</strong> vergoldete Messing-Zierbeschläge<br />
in Form von Rosetten, stilisiertem Blattwerk <strong>und</strong> Herzmotiven. Seitliche Tragegriffe in gew<strong>und</strong>enem Messingguss,<br />
auf Zierplatte montiert. Diese mit zentralem Sonnenmotiv <strong>und</strong> Rankenwerk in durchbrochener<br />
Arbeit. Der überaus fein gedrechselte Unterbau in massivem Rio-Palisander (Dalbergia nigra).Vier sich nach<br />
unten verjüngend gedrechselte Balusterbeine werden von einem ebenfalls fein gedrechselten, umlaufenden<br />
Steg verb<strong>und</strong>en. Messing-Zierappliken <strong>und</strong> Schrauben, vergoldet. Die Zargenschürze mit gedrechselten<br />
Türmchen <strong>und</strong> geschnitztem Rankenwerk. 146:114:55 cm. 15 000.—/25 000.—<br />
Provenienz:<br />
Alter Schweizer Privatbesitz<br />
Das hier angebotene, überaus feine <strong>und</strong> unverdorbene Zierkabinett ist eines der schönsten Beispiele einer kleinen Gruppe von ähnlichen<br />
portugiesischen Kabinettmöbeln, welche sich aus der Zeit der zweiten Hälfte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts erhalten haben. Es ist in diesem<br />
Kabinett <strong>und</strong> sicher in einem vergleichbaren Kabinett aus der Stiftung Ricardo do Espirito Santo Silva, Lissabon, in dem man den<br />
eigentlichen «portugiesischen Nationalstil» erkennt. Diese elegante <strong>und</strong> ausgewogene Architektur verleiht dem <strong>Möbel</strong> eine Würde <strong>und</strong><br />
wirkt grossartig, ohne dass das <strong>Möbel</strong> selbst von grossen Ausmassen sein müsste. Die flächige Verzierung mit den reichen Flammenleisten<br />
<strong>und</strong> die sehr schöne Drechselarbeit sind sehr typisch für die Zeit um 1670/1680. Die beinahe verschwenderische Verwendung des wertvollen<br />
Palisanderholzes für die Drechslerarbeit des Kabinett-Unterbaus, erinnert an den Reichtum des portugiesischen Kolonialreiches.<br />
Die Dalbergia nigra, als Rio-Palisander bekannt, in England auch Rosewood genannt, wurde von den Portugiesen aus Brasilien importiert<br />
<strong>und</strong> fand im Luxusmöbelbau der reichen Nation <strong>und</strong> in anderen Ländern des Kontinents beliebte Verwendung. Brasilien als Exporteur<br />
der schönsten Edelhölzer, wurde im Jahre 1500 durch den portugiesischen Seefahrer Pedro Alvares Cabral für die Krone Portugals,<br />
gemäss dem 1494 geschlossenenVertrag von Tordesillas mit Kastilien, in Besitz genommen. Brasilien, das man zunächst für eine Insel hielt<br />
<strong>und</strong> Ilha da Vera Cruz, später Terra da Vera Cruze nannte, wuchs zur reichsten <strong>und</strong> grössten Kolonie Portugals heran <strong>und</strong> blieb dem<br />
Lande bis 1822 erhalten.<br />
Vergleiche:<br />
Sammlungskatalog der F<strong>und</strong>açao Ricardo do Espirito Santo Silva, Lissabon, 1995,<br />
S. 57 für das erwähnte Zierkabinett, welches, dem hier angebotenen sehr verwandt ist.<br />
Register Seite 111–112