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Eines Tages, Anfang Dezember, kam Stan zu uns, und unser lieber Freund Klaus<br />
besuchte uns auch gerade. Klaus' Begeisterung <strong>für</strong> Jesus war unmöglich zu bezähmen, und<br />
er sprach unbefangen und glücklich über die Wunder der Liebe Jesu. Dieses Mal reagierte<br />
Stan sehr erregt und ärgerlich. Als die Tage vergingen, wurde Stans Einstellung immer<br />
feindlicher, und ich bekam das Gefühl, daß ich Schwierigkeiten entgegenging.<br />
Eines Morgens vor dem Unterricht kam einer der amerikanischen Mitschüler zu mir.<br />
"Ich möchte Dich gern warnen," sagte er, "Stan hat beim Direktor des Einwanderungszentrums<br />
Bericht über Dich erstattet. Er hat auch im ganzen Einwanderungszentrum die<br />
Neuigkeit verbreitet, daß Du an Jesus glaubst und daß du als jüdische Einwanderin unter<br />
falschen Angaben nach Israel gekommen bist." Er sagte mir auch die Namen derer, mit<br />
denen Stan einige Tage zuvor gesprochen hatte. Ich fühlte mich verletzt, denn keiner von<br />
meinen Freunden hatte mir etwas gesagt! Ich dankte ihm <strong>für</strong> seine Freundlichkeit und sah<br />
entschlossen der Tatsache entgegen, daß Probleme im Anzug waren.<br />
Ich ging in die Klasse und setzte mich wie immer neben Stan. Mein Gesicht muß<br />
deutlich gezeigt haben, daß ich alles wußte, denn Stan sah mich an und sagte dann: "Es tut<br />
mir leid, aber ich tat, was ich dachte, tun zu müssen." "Es ist in Ordnung", erwiderte ich,<br />
"ich kann das respektieren."<br />
Und das stimmte, ich konnte es respektieren. Ich verstand seine Gefühle völlig. Für ihn<br />
war es unmöglich zu begreifen, wie die Annahme Jesu eine jüdische Person vollständig<br />
jüdisch machte. Die Erkenntnis konnte nur durch die Berührung vom Gott Abrahams,<br />
Isaaks und Jakobs kommen. In seinen Augen war ich nur eine Verräterin jüdischer Ideale,<br />
und ich respektierte ihn, wenn er entsprechend handelte.<br />
Während des Unterrichts was es unmöglich, sich zu konzentrieren, ich machte mir<br />
Gedanken über die kommenden Dinge. Ich blickte zu Stan hinüber, und in dem Moment<br />
füllte Jesus mich mit überwältigender Liebe und großem Mitgefühl <strong>für</strong> ihn. Plötzlich<br />
schenkte mir Jesus einen weiteren Eindruck Seines Todeskampfes aus Liebe zu uns! In<br />
de~ Augenblick durfte ich die Größe Seines Leidens sehen, als Er verraten, verspottet,<br />
gegeißelt und zum Tode verurteilt wurde. Sein Leiden bestand nicht nur aus körperlichem<br />
Schmerz, so unerträglich, wie der auch gewesen ist. Er half mir zu verstehen, daß Er auch<br />
litt, weil Er jeden einzelnen Seiner Verfolger so liebte. Es war eine Liebe, die Er <strong>für</strong> jeden<br />
einzelnen jener Menschen hatte, die es fast unmöglich machte, diese Situation auszuhalten.<br />
Darum war ein Teil Seiner Qual während der herzzerreißenden Stunden die Erkenntnis,<br />
daß Seine Peiniger Ihn nicht erkannten. Es lA/ar schwer, meine Tränen zurückzuhalten, als<br />
mir erneut die Tiefe der Liebe Jesu <strong>für</strong> uns bewußt wurde, die Ihn befähigte, in allem<br />
auszuhalten.<br />
Es ist schwer zu beschreiben, auf welch unglaubliche Weise der Herr sich niederbeugen<br />
und unser Leben mit einem einfachen Zeichen von Ihm berühren kann und dadurch alles<br />
verwandelt. Darum verließ ich das Klassenzimmer ohne Selbstmitleid. Stattdessen hatte<br />
der Herr mir ein neues Bewußtsein gegeben: Welch ein Vorrecht ist es, <strong>für</strong> Ihn leiden zu<br />
dürfen- auch auf sehr unbedeutende Weise. Ich erhielt auch ein tieferes Erkennen Seiner<br />
großen Liebe <strong>für</strong> uns und ein Empfinden <strong>für</strong> Seine enorme Liebe zu Stan. Wie sich die Dinge<br />
in nur wenigen Augenblicken verändert hatten!<br />
Als ich aus dem Klassenzimmer kam, rief mich die Dame an die Rezeption. "Der<br />
Direktor des Zentrums möchte Sie gern jetzt in seinem Büro sprechen", sagte sie mir. Ich<br />
ging mit Seinem Frieden hinein. "Bitte setzen Sie sich", sagte Sau) und kam gleich zur<br />
Sache. "Ich habe gehört, daß Sie an Jesus glauben. Ist das wahr?"<br />
Aus der Sicht der Welt hatte ichjetzt eine Wahl. Ich konnte es bestreiten und das Leben<br />
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