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Als sich die Krise zuspitzte, verringerten sich die Auswanderungschancen, schwanden<br />
die Aussichten, ein Visum zu erhalten. In dem verzweifelten Versuch, ihr Leben zu retten,<br />
ergriffen viele Juden dennoch die Flucht. Oft wurden sie als 'illegale' Einwanderer von<br />
Hafen zu Hafen abgeschoben. Schiffe gingen unter; viele Juden wurden nach Europa<br />
zwangsrepatriiert. Am 25.November 1936 sprach Chaim Weizmann, der nach Jerusalem<br />
gekommen war, um vor der Peei-Kommission seine Aussagen zu machen, von<br />
... sechs Millionen Juden, die an Orten zusammengepfercht leben, wo sie unerwünscht<br />
sind, und <strong>für</strong> welche die Welt in Orte zerfällt, wo sie nicht leben können, und in solche,<br />
wohin sie nicht dürfen. Sechs Millionen!<br />
Im Laufe von acht Jahren war das Problem gelöst: 1945 waren diese sechs Millionen<br />
tot."<br />
Heutzutage wissen die meisten Leute von den Verbrechen der Nazis. Aber sehr wenige<br />
wissen von der schrecklichen Gleichgültigkeit von Seiten der Alliierten in bezug auf das<br />
Schicksal der Juden. Westliche Demokratien verhielten sich dem Schicksal der Juden<br />
gegenüber einfach untätig, bis man nur noch einige retten konnte. Der Rest war<br />
umgekommen.<br />
"Rastlos bemühten sich Weizmann und seine zionistischen Kollegen, das Schweigen<br />
der Öffentlich)seit über die Massenvernichtung in Europa zu brechen. Am 1. März 1943<br />
richtete er im New Yorker Madison Square Garden einen eindringlichen, von tiefer<br />
Besorgnis getragenen Appell an die Öffentlichkeit: 'Wenn der Historiker der Zukunft die<br />
finstere Bilanz unserer Zeit sieht, wird er zweierlei unglaublich finden: erstens das<br />
Verbrechen selbst; und zweitens die Reaktion der Welt auf dieses Verbrechen. Er wird das<br />
Beweismaterial wiederholt sorgfältig prüfen, ehe er der Tatsache Glauben schenken kann,<br />
daß ein große und kultivierte Nation mitten im 20. Jahrhundert christlicher Zeitrechnung<br />
die Macht einer Mörderbande übertrug, die den Mord vom heimlich begangenen<br />
Verbrechen zur öffentlich eingestandenen Regierungspolitik erhob, und ihn von Staats<br />
wegen durchführte. Er wird auf die gräßliche Geschichte der menschlichen Schlachthäuser<br />
stoßen, der T odeskammern, der abgedichteten Gaswagen, die den Glauben auf eine sehr<br />
harte Probe stellen.<br />
Doch wenn dieser Historiker, vom tragischen Beweismaterial überwältigt, das Urteil<br />
der Zukunft über diese in den Annalen der Menschheit einzig dastehende Barbarei fällt,<br />
wird ihm noch ein anderer Umstand Kopfzerbrechen bereiten. Er wird daran herumrätseln,<br />
warum die zivilisierte Welt diesem ungeheuren, systematischen Gemetzel so gleichgültig<br />
gegenüberstand, begangen an Menschen, deren einzige Schuld in ihrer Zugehörigkeit zu<br />
jenem Volk lag, das einst der Menschheit die Gebote des Sittengesetzes schenkte. Er wird<br />
nicht begreifen können, wieso das Gewissen der Welt erst aufgerüttelt, warum das Mitleid<br />
erst geweckt werden mußte. Vor allem aber wird er nicht begreifen, warum die freien<br />
Nationen, die der aufrührerischen, organisierten Barbarei gerüstet gegenüberstanden, erst<br />
der Aufforderung bedurften, um dem Hauptopfer dieser Barbarei Asyl zu gewähren.<br />
Zwei Millionen Juden sind bereits ausgerottet. Die Welt kann nicht länger vorschützen,<br />
die entsetzlichen Fakten seien unbekannt oder nicht erwiesen ...<br />
Sympathieerklärungen ohne entsprechende Hilfsaktionen müssen zum jetzigen Zeitpunkt<br />
in den Ohren der Sterbenden wie Hohn klingen. Die Demokratien stehen vor einer<br />
klar umrissenen Aufgabe. Sie sollen über die Vermittlung der neutralen Länder mit<br />
Deutschland verhandeln ... Man öffne die Pforten Palästinas allen, denen es gelingt, die<br />
Gestade des jüdischen Vaterlandes zu erreichen. Die jüdische Gemeinde Palästinas wird<br />
alle aus der Hand der Nazis Befreiten mit Dank und Freude aufnehmen!"<br />
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