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ennenden Tempels warf, als sich zu ergeben. Als es schließlich von einer Übermacht<br />
überwältigt in Gefangenschaft geführt wurde, schworen sie: "Vergesse ich dich, Jerusalem,<br />
so verdorre meine Rechte."<br />
Was ist Jerusalem? Es ist der Ort, gegen den sich unsere Vorfahren durch zwei<br />
schmerzvolle Jahrtausende hindurch täglich dreimal im Gebet wendeten. Während sie die<br />
unwillkommene Pariakaste der westlichen Gesellschaft waren, baten sie den Allmächtigen:<br />
"Sammle uns von den vier Enden der Erde und bringe uns in unser Land! Führe uns<br />
gnädig nach Jerusalem, Deiner Stadt, und laß uns dort wohnen, wie Du gesagt hast!"<br />
Was ist Jerusalem? Es ist das Wort, das unserem Volk die einzige Hoffnung bedeutete.<br />
Der Satz: "Nächstes Jahr in Jerusalem!" bewahrte uns in der Inquisition, den Pogromen,<br />
Vertreibungen und in den Ghettos, in die uns die feindliche Welt drängte. "Nächstes Jahr in<br />
Jerusalem!" half uns nicht zu zerbrechen, auch wenn Völker uns zur Taufe zwangen, ihren<br />
verdrehten Anti-Semitismus verkündeten, oder uns in den Holocaust trieben; doch am<br />
schlimmsten war die unbeschreibliche Grausamkeit, mit welcher Gleichgültigkeit sich die<br />
Welt zu den unglaublichen Folgen verhielt.<br />
Was ist Jerusalem? Was verleiht dieser alten Stadt mit dem Überrest einer Mauer solch<br />
gefühlsgeladene Macht und Kraft, daß ihre Befreiung dem jüdischen Überleben gleichkam?<br />
Was brachte heldenhafte Soldaten, Fromme oder andere dazu, vor jener Mauer zu stehen<br />
und zu weinen? Ein Soldat drückte es folgendermaßen aus:<br />
"Asa, mein Onkel, starb an der Mauer.<br />
In einem Ort namens Lublin starb er an einer Mauer.<br />
Die SS erschoß sie alle.<br />
Für ihn und <strong>für</strong> sie weinte ich an der Mauer.<br />
Sarah, meine Cousine, starb an einer Mauer.<br />
In einer Kammer in Auschwitz starb sie an einer Mauer.<br />
Mit einem Kind an ihrer Brust,<br />
so hungrig - so klein.<br />
Für ihr Kind weinte ich an der Mauer.<br />
Schalom, mein Bruder, starb an einer Mauer.<br />
An der syrischen Grenze starb er an einer Mauer.<br />
An dem Haus, das er gebaut hatte.<br />
Er war derb und groß.<br />
Für meinen Bruder Schalom weinte ich an der Mauer.<br />
Oh, Gott meiner ·väter, ich kämpfte <strong>für</strong> diese Mauer,<br />
<strong>für</strong> meinen Onkel und <strong>für</strong> jene, die mit ihm fielen, -<strong>für</strong> alle,<br />
<strong>für</strong> meine Cousine, <strong>für</strong> ihr Kind, so hungrig, so klein,<br />
<strong>für</strong> meinen Bruder Schalom, derb und groß.<br />
Laß meinen Tränen das Recht- zu laufen bloß."<br />
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