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Untitled - Elternverein Baden-Württemberg

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102<br />

CURRICULUM - TRANSITION - Ausbildung zum/r Übergangsbegleiter/in für frühkindliche Bildungsprozesse - Socrates Grundtvig 1.1 Projekt<br />

3. Modul<br />

„Entwicklungspsychologische Ansätze”<br />

(siehe Bruner 1975). In dieser frühen primär-affektiven<br />

sozialen Phase arbeitet das Kind<br />

schon sehr aktiv an der Sprache, es hat offensichtlich<br />

eine starke Motivation mit der Mutter<br />

und anderen wichtigen Personen zu kommunizieren.<br />

Der Säugling verbringt also täglich<br />

Stunden damit, auf die Sprache zu achten,<br />

sowie Lautverbindungen zu imitieren. Er setzt<br />

dies als Instrument für den sozialen Austausch<br />

ein. So kann geschlossen werden, dass er die<br />

Beziehung zwischen Laut und Bedeutung verstanden<br />

hat.<br />

Ein kritischer Stellenwert der sozial-kognitiven<br />

Vorausläuferfähigkeiten, nämlich der Imitation,<br />

der Aufmerksamkeitszentrierung und der Verwendung<br />

von Gesten kommt für die Sprachentwicklung<br />

zu (Locke 1994). Je häufiger Mütter<br />

gemeinsam mit ihren Kleinkindern Episoden<br />

der geteilten Aufmerksamkeit des Typs „Sieh<br />

her - das ist“ herstellen, desto größer ist der<br />

produktive Wortschatz der Kinder im Alter von<br />

21 Monaten.<br />

Natürlich belegen auch Defizite die zentrale Bedeutung<br />

der sozialen kognitiven Vorausläuferfähigkeiten:<br />

Wenn Kinder zwischen 18 und 34<br />

Monaten eine Sprachentwicklungsverzögerung<br />

aufweisen, zeigen sie auch eine Verzögerung<br />

bei sozial orientierten Verhaltensweisen,<br />

wie beispielsweise im Nachahmen von motorischen<br />

Spielroutinen.<br />

Außerordentliche Sprachwahrnehmungsfähigkeiten<br />

sind schon bei sehr jungen Säuglingen<br />

vorhanden (Kuhl 1991). Sie nehmen von Geburt<br />

an innerhalb der ersten Lebenswoche alle<br />

in der Sprache benutzten Kontraste wahr.<br />

Trehup und Trainor 1990 haben vier Regeln formuliert,<br />

denen die Säuglinge folgen:<br />

Regel 1: Von Beginn an unterscheiden Säuglinge<br />

sprachliche von nicht sprachlichen Lauten.<br />

Regel 2: Säuglinge zeigen schon kurz nach der<br />

Geburt eine Präferenz für die mütterliche<br />

Stimme. Auch eine Präferenz für die Muttersprache.<br />

Vier Tage alte Säuglinge können prosodische<br />

Merkmale nutzen, um die Mutter-<br />

II. Themen<br />

sprache von der Fremdsprache zu unterscheiden.<br />

Als Untersuchungsmethode wird das Habituierungsexperiment<br />

eingesetzt. Gewählt wird<br />

dann oft die Saugrate zur Messung.<br />

Begriffe sind Habituierung und Dishabituierung.<br />

Es konnte gezeigt werden, dass Säuglinge die<br />

Muttersprache allein wegen ihrer besonderen<br />

Prosodierung vorziehen. Säuglinge diskriminieren<br />

nicht zwischen Fremdsprachen. Die Diskriminierungsleistung<br />

beruht auf einer größeren<br />

Vertrautheit mit der Muttersprache.<br />

Die vorgeburtlichen Erfahrungen mit der mütterlichen<br />

Sprache zeigen Präferenz der Säuglinge<br />

für diese Sprache. Spricht die Mutter<br />

während der Schwangerschaft eine andere<br />

Sprache, wird die Muttersprache nicht bevorzugt.<br />

(Bertoncini et al 1989). Die vorgeburtliche<br />

Erfahrung wird also als Wiedererkennungsund<br />

Differenzierungsleistung eingesetzt.<br />

Regel 3: Prosodische Merkmale werden für<br />

wichtige Differenzierungsleistungen genutzt.<br />

Säuglinge sind im Habituierungsexperiment in<br />

der Lage durch Veränderungen ihrer Saugrate<br />

die mütterliche Stimme aktiv hervorzurufen (De<br />

Kasper et Fifer 1980).<br />

Säuglinge ziehen eine gut strukturierte Sprachgestalt<br />

einer weniger gut strukturierten vor.<br />

Interpretationsmöglichkeit: Muttersprache ist<br />

für das vorsprachliche Kind kein undifferenzierter<br />

Strom von Lauten, sondern eine erkennbare<br />

kohärente internationale Struktur<br />

(Hirsh/Pasek 1987).<br />

Regel 4: Der Säugling nutzt die Aufmerksamkeit<br />

selektiv auf die kindgerichtete Sprache<br />

(„Babytalk“).<br />

Babytalk hat eine überzogene Intonationskontur,<br />

einen hohen Tonfall, lange Pausen an Phrasen-Strukturgrenzen.<br />

Sprachepräferenz des<br />

Säuglings mit 4 Monaten. Die Sprache in einer<br />

Tonlage zwischen 400 und 600 Hz entspricht<br />

der Fähigkeit des Babys höhere Töne besser<br />

differenzieren zu können als tiefere. Anpassung<br />

an die rhythmisch prosodische Struktur der<br />

Sprache.<br />

Die Motivation zum Spracherlernprozess ist zu<br />

Beginn hoch affektbetont, gewinnt im Laufe der

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